Wie eine stabile Stromversorgung aus regenerativen Quellen eigentlich funktionieren soll, konnte bisher niemand so richtig erklären. Bisher fehlte dazu eine bezahlbare Stromspeichertechnologie für die Zeitabschnitte ohne Wind und Sonne (sogenannte Dunkelflauten, bis zu 14 Tagen). Diese Lücke wird jetzt geschlossen. Die GroNaS GmbH & Co. KGaA, Leipzig, ruft zum Kauf ihrer Aktien auf. Mit dem eingeworbenen Kapital soll aus dem Energiespeicherkonzept des Unternehmens eine anwendungsbereite Technologie entwickelt werden. Mit dieser wäre eine regenerative Gesamtversorgung möglich, ohne dass die Strompreise weiter ansteigen oder die Versorgungssicherheit gefährdet wird. Als Entwicklungspartner sind das Fraunhofer IKTS Fraunhofer-Institut für Keramische Technologien und Systeme, Dresden, und das HZDR Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf vorgesehen.
Das Speicherkonzept des Unternehmens sieht Natrium und Schwefel als Energieträgermaterialien vor. Größere Speichermodule auf Basis der elektrochemischen Natrium-Schwefel-Zelle werden seit längerem von einem japanischen Hersteller in Serie gebaut. Bei diesen Speichern befinden sich die Energieträgermaterialien jedoch in vergleichsweise kleinen Akkuzellen. Das wird zum Kostenproblem, wenn so ein Speicher für eine komplette Dunkelflaute ausgelegt werden soll: Man bräuchte sehr viele davon und sie sind nicht günstig. Anders beim GroNaS-Konzept. Anstelle vieler kleiner Zellen gibt es eine Tankanlage für Natrium, Schwefel und Natriumsulfide (alle diese Materialien sind bei der Betriebstemperatur der Anlage flüssig) und einen großen elektrochemischen Energiewandler. Daraus ergibt sich ein großer Kostenvorteil.
Die anvisierten Baukosten eines GroNaS-Speicherkraftwerks, inklusive der Energieträgermaterialien, sind ungefähr so groß, wie die eines neuen Kohlekraftwerks. Damit lässt sich ein Speicherpreis von rund 0,1 Euro pro Kilowattstunde entnommener Energie erreichen. Ein profitabler Betrieb des Speichers ist möglich, auch bei der Grundlastversorgung. Betreibt man ihn im Verbund mit Solar- und Windkraftwerken, ergibt sich ein Stromgestehungspreis im Bereich von 0,16 bis 0,21 Euro pro Kilowattstunde. Stromerzeugung mit diesem Verbund wäre also genau so kostengünstig wie mit fossil befeuerten Kraftwerken.
Die geringen Speicher- beziehungsweise Stromgestehungskosten werden möglich, weil das Konzept die ökonomisch vorteilhaften Eigenschaften des elektrochemischen Systems mit Natrium und Schwefel ausnutzt. Natrium und Schwefel sind als Hauptbestandteile der Erdkruste in großen Mengen verfügbar und günstig zu beschaffen. Der erreichbare Systemwirkungsgrad (alle Prozesse eingerechnet, inkl. der eigenen Wärmeversorgung) liegt bei 85 % bis 90 %. Die Anlage wird nach Unternehmensangaben eine lange Lebensdauer (über 20 Jahre) haben, denn es werden keine Materialien verwendet, die schnell altern. Die Anlage ist kompakt. Sie passt auf das Gelände eines nicht mehr benötigten Kohlekraftwerks (bei gleicher Leistung und bis zu vielen Wochen Speicherkapazität) und arbeitet emissionsfrei. Die Risiken im Havariefall sind laut GroNaS vergleichbar mit Anlagen der chemischen Industrie, beispielsweise einer Erdölraffinerie.
Die GroNaS GmbH & Co. KGaA verfolgt eine organische Finanzierungsstrategie. Sie gibt zunächst nicht börsennotierte Namensaktien aus, die von jeder Person oder Institution erworben werden können. Das Ergebnis der derzeit laufenden Kampagne ist für den Bau des ersten Prototyps vorgesehen. Zeichnet sich dabei ein Erfolg ab, wird die Skalierung der Technologie in Angriff genommen, finanziert durch sukzessiv erfolgende, weitere Kapitalerhöhungen. Ist die Speichertechnologie produktionsnah, soll ein Börsengang stattfinden. Die GroNaS geht von einer schnellen Entwicklung innerhalb weniger Jahre aus, da keine Grundlagenforschung mehr erforderlich ist.





