Studie: Wasserstoffpipeline vom Golf nach Europa

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Erneuerbarer H2, Forschung & Entwicklung
Mögliche Wasserstoffpipeline vom Golf nach Europa.
Foto: RINA/AFRY Deutschland GmbH

Die RINA S.p.A, Genua, ein multinationales Unternehmen für Inspektion, Zertifizierung und beratende Ingenieurleistungen, und die AFRY AB, Stockholm, ein nach eigenen Angaben führendes europäisches Unternehmen für Ingenieur-, Design- und Beratungsleistungen, haben eine Erststudie darüber durchgeführt, wie die Golfregion und Europa direkt mit einer Wasserstoffpipeline verbunden werden können. Die Ergebnisse deuten auf eine transformative Möglichkeit hin, das große Potenzial der Golfregion als kostengünstige Quelle für kohlenstoffarmen Wasserstoff für Europa in vollem Umfang zu erschließen.

Die Golfregion verfügt über reiche Reserven an erneuerbaren Energien sowie Erdgas und ist auf dem Weg, ein weltweit führender Produzent von „grünem“ und „blauem“ Wasserstoff und dessen Syntheseprodukten zu werden.

Die Vorstellung einer Wasserstoffpipeline, die Katar, Saudi-Arabien und Ägypten verbindet und das Mittelmeer nach Europa durchquert, mag ehrgeizig erscheinen, doch eine erste Bewertung deutet auf deren Machbarkeit hin. Die Analyse zeigt, dass eine geeignet konfigurierte Pipeline jährlich 100 TWh oder rund 2,5 Mio. t Wasserstoff transportieren kann. Darüber hinaus kann die Transportkapazität durch den Bau weiterer Pipelines derselben Art erheblich gesteigert werden.

Die Kosten für den Transport von Wasserstoff durch diese Pipeline werden zunächst bei rund 1,2 Euro/kg H2 gesehen. Die Golfstaaten könnten damit „grünen“ und „blauen“ Wasserstoff in das wirtschaftliche Zentrum Europas liefern und zwar zu Kosten am Lieferpunkt (Levelised Costs of Delivered Hydrogen, LCODH) von rund 2,7 Euro/kg ab den 2030er Jahren, die längerfristig auf rund 2,3 Euro/kg sinken werden.

Die jüngsten geopolitischen Herausforderungen haben Europa dazu gezwungen, nach alternativen Wegen für die Energiesicherheit zu suchen – einschließlich der Verbindung des östlichen Mittelmeerraums und Europa durch Pipelines, die für das „EastMed“-Erdgasprojekt untersucht wurde.

Gleichzeitig dreht sich die Diskussion um den Export von Wasserstoff und seine Syntheseprodukte aus der Golfregion nach Europa derzeit um den Transport von Molekülen per Schiff. Diese Optionen werden von der EU subventioniert und treiben die Aktivitäten der Gas-/Wasserstoffindustrie voran, haben aber möglicherweise nicht die höchste Effizienz für den Massentransport. Ein wettbewerbsfähiges und umsetzbares Pipeline-Projekt aus der Golfregion in naher Zukunft könnte eine praktikable und leistungsstarke Ergänzung darstellen.

Antonio Nodari, Mitglied des Executive Management Teams bei der AFRY Management Consulting erläutert, dass die Zusammenarbeit zwischen der RINA und der AFRY einen interessanten Blick auf eine bedeutende Gelegenheit bietet, bei der „grünen“ Energiewende für Europa und die MENA-Region einen Schritt vorwärtszukommen. Das Expertenteam, das an diesem Bericht gearbeitet hat, kennt nicht nur die Chancen, sondern auch die Hindernisse, die es zu überwinden gilt, und zeigt Lösungen auf, um diese Herausforderungen zu bewältigen, fügt er hinzu.

Andrea Bombardi, Executive Vice President der RINA ergänzt, dass durch die kombinierte Expertise der AFRY und der RINA in dieser ersten Studie ihrer Art Trassenalternativen, technische Parameter und die Machbarkeit, insbesondere für den Tiefsee-Pipeline-Abschnitt, geo-strategische Rahmenbedingungen und wirtschaftliche Einschätzungen für eine direkte Wasserstoff-Pipeline-Verbindung zwischen dem Golf und Europa als Element eines integrierten „grünen“ Energie- und Industriesystems über Europa und MENA hinweg untersucht werden. Die Ergebnisse der Studie sind ein wichtiger Beitrag zur Förderung der Wasserstoffwirtschaft. Gemeinsam mit der AFRY hat die RINA einen möglichen stabilen Korridor identifiziert, um Angebot und Nachfrage zusammenzubringen. Die Skalierung von Wasserstoffanwendungen wird durch Projekte wie dieses vorangetrieben, schließt A. Bombardi ab.

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