Stromee: Herausforderungen und Chancen im Wandel der Energiewirtschaft

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Energie, Erneuerbare & Regenerative Energien, Erneuerbarer Strom, Unternehmen
Mario Weißensteiner betont die Bedeutung dezentraler Energieproduktion sowie innovativer Technologien wie Wasserstoff und Smart Grids für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende.
Foto: Stromee

Die Energiewirtschaft steht aktuell vor einem tiefgreifenden Wandel. Die steigende Nachfrage nach erneuerbaren Energien, technologische Innovationen und politische Vorgaben führen dazu, dass Unternehmen ihre Strategien und Geschäftsmodelle anpassen müssen. Laut Mario Weißensteiner, Geschäftsführer von stromee, eine Marke der homee GmbH, Berlin, wird die Zukunft der Energieversorgung maßgeblich von Entwicklungen wie der Dezentralisierung, Digitalisierung und dem Ausbau erneuerbarer Energien geprägt.

Ein zentraler Trend ist die Dezentralisierung der Energieproduktion. Immer mehr Haushalte und Unternehmen erzeugen ihren eigenen Strom, insbesondere durch Solar- und Windkraft. Dieser Trend geht einher mit einem weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien, der gleichzeitig die Elektrifizierung von Mobilität und Industrie vorantreibt. Der Strommarkt wird flexibler, unter anderem durch dynamische Tarife, die den Energieverbrauch an den aktuellen Bedarf anpassen. ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) gewinnen ebenfalls an Bedeutung, besonders durch neue EU-Richtlinien wie die CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) und die CSDDD (Corporate Sustainability Due Diligence Directive), die Unternehmen zu mehr Nachhaltigkeit und Transparenz zwingen.

Technologische Innovationen spielen nach Aussage von M. Weißsteiner eine entscheidende Rolle, um die Versorgungssicherheit und Netzstabilität zu gewährleisten. Fortschritte in der Speichertechnologie, vor allem bei Batterien und Wasserstoff, helfen dabei, die Schwankungen in der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen auszugleichen. Smart Grids und digitale Steuerungssysteme ermöglichen eine effizientere Verteilung und Verwaltung des Stroms. Die Sektorenkopplung, also die Verbindung von Strom, Wärme und Verkehr, ist seiner Meinung nach ein weiterer vielversprechender Ansatz zur Stabilisierung der gesamten Energieinfrastruktur.

Wasserstoff wird als Schlüsseltechnologie der Zukunft angesehen, besonders im industriellen Bereich und im Schwerlastverkehr. „Grüner“ Wasserstoff spielt laut M. Weißensteiner deshalb langfristig eine wichtige Rolle bei der Dekarbonisierung. Allerdings stehen Kosten und der Aufbau einer geeigneten Infrastruktur noch im Weg, was verstärkte Investitionen in Forschung und Entwicklung erfordert.

Die Digitalisierung bringt tiefgreifende Veränderungen für den Energiesektor mit sich. Smarte Zähler und Echtzeit-Monitoring erlauben eine präzisere Vorhersage und Steuerung des Energieverbrauchs. Künstliche Intelligenz und das Internet der Dinge verbessern die Netzsteuerung und Wartung, was flexiblere und automatisierte Lastmanagementsysteme ermöglicht.

Bis 2030 wird mit großen Fortschritten bei Energiespeichern gerechnet, insbesondere bei Batterien, die effizienter und kostengünstiger werden. Diese Entwicklungen, in Kombination mit flexiblem Lastmanagement, sollen die Netzstabilität auch bei schwankender Energieeinspeisung sicherstellen. Ein weiterer wichtiger Aspekt bleibt der Ausbau der Netzkapazitäten.

Der Netzausbau stellt aus Sicht von M. Weißensteiner eine zentrale Herausforderung der Energiewende dar. Genehmigungsverfahren dauern oft zu lange und verzögern den Fortschritt. Die hohen Kosten, vor allem bei der Integration dezentraler Energiequellen wie Solar- und Windkraft in das bestehende Netz, sind ein weiteres Hindernis. Um die Netzstabilität bei schwankender Einspeisung zu gewährleisten, sind intelligente Steuerungssysteme erforderlich, die den Stromfluss effizient managen.

Flexible Stromtarife, die den Verbrauch an die Verfügbarkeit erneuerbarer Energien anpassen, werden in den kommenden Jahren weiter verbreitet. Smarte Zähler und digitale Plattformen bieten Verbrauchern die Möglichkeit, ihren Energieverbrauch zu optimieren und Kosten zu senken. Zudem werden verstärkte Investitionen in Smart Grid-Technologien erwartet, die das Netz effizienter und robuster machen. Auch die dezentrale Energieerzeugung durch Haushalte und Unternehmen wird stärker in die Preisgestaltung einfließen.

Die wachsende Nachfrage nach nachhaltigen Energielösungen verlangt von Energieversorgern, verstärkt in erneuerbare Energien und Energiespeicher zu investieren. Langfristige Strombezugsverträge (PPAs) für erneuerbare Energien bieten Unternehmen die Möglichkeit, ihre CO2-Bilanz zu verbessern. Energieeffizienzmaßnahmen, wie die Einführung von Smart-Home-Technologien, tragen zur Senkung des Energieverbrauchs bei. Klimaneutrale Geschäftsmodelle und die Einhaltung von ESG-Kriterien werden entscheidend sein, um wirtschaftliches Wachstum mit der Reduktion von CO2-Emissionen zu verbinden. Zudem erhöhen die neuen EU-Richtlinien zur Nachhaltigkeitsberichterstattung den Druck auf Unternehmen, ihre Umweltverantwortung transparenter darzustellen.

Globale Krisen, wie geopolitische Konflikte, haben oft große Auswirkungen auf die Energieversorgung. Nationale und regionale Energiequellen müssen stärker gefördert werden, um die Abhängigkeit von ausländischen Energielieferungen zu verringern. Die Diversifizierung von Lieferketten und Importländern wird ebenfalls notwendig, um Preisschwankungen abzufedern. Flexiblere Preismodelle und Investitionen in widerstandsfähige Infrastrukturen spielen eine zentrale Rolle, um die Energieversorgung auch in Krisenzeiten stabil zu halten.

Politische Maßnahmen können den Energiemarkt nachhaltig beeinflussen, erklärt M. Weißensteiner. Dazu gehören eine Beschleunigung der Genehmigungsverfahren für erneuerbare Projekte sowie eine stärkere CO2-Bepreisung und die Förderung „grüner“ Technologien. Auch eine stärkere Unterstützung von Forschung und Innovation im Energiesektor ist notwendig, um neue Lösungen schneller auf den Markt zu bringen. Der Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur und eine klare Regulierung für Energiespeicher sind weitere zentrale Schritte. Die Einhaltung der ESG-Kriterien und die Einführung von Berichtspflichten wie der CSDDD tragen dazu bei, dass Unternehmen nachhaltiger agieren und ihre Verantwortung entlang der gesamten Wertschöpfungskette wahrnehmen, schließt M. Weißensteiner ab.

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