RWI-Rohstoffstudie: Die Nachfrage nach Primärrohstoffen bleibt auch künftig hoch

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Forschung & Entwicklung
Projektion der Primär- und Sekundärrohstoffmengen in Mio. t sowie der Sekundärstoffquote in %.
Foto: RWI

Klimaneutrale Wirtschaft, neue Wohnungen, moderne Infrastruktur – die Herausforderungen sind groß. Und sie erfordern eines: Primärrohstoffe. Deutschland wird auch im Jahr 2045 nicht ohne heimisch gewonnene Rohstoffe im Bereich Steine und Erden auskommen – trotz intensivem Rycycling. Das zeigt die aktuelle Rohstoffstudie des RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V., Essen, im Auftrag des bbs Bundesverband Baustoffe – Steine und Erden e. V., Berlin.

Die Ergebnisse des Berichts in Kürze:

  • Heimische Primärrohstoffe unverzichtbar: Die deutsche Volkswirtschaft benötigt auch in den kommenden Jahrzehnten erhebliche Mengen an Primärrohstoffen aus dem Bereich Steine und Erden. Haupttreiber sind der große Bedarf an Wohnraum, umfangreiche Infrastrukturinvestitionen und der Umbau der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität.
  • Recycling hilft – aber ersetzt Primärrohstoffe nur zum Teil: Der Anteil von Sekundärrohstoffen am Gesamtrohstoffbedarf bleibt stabil oder steigt nur leicht – von aktuell 15,2 % auf maximal 16,3 % im Jahr 2045 – je nach Szenario. Eine im Vergleich zu heute deutlich umfassendere Substitution von Primärrohstoffen mithilfe von Recycling oder industriellen Nebenprodukten ist damit nicht in Sicht.
  • Ob hohes oder niedriges Wachstum – an Primärrohstoffen führt kein Weg vorbei: Die Studie betrachtet dazu zwei Szenarien bis 2045 – eines mit moderatem und eines mit schwachem Wirtschaftswachstum.
    In der Variante mit moderatem Wachstum mit durchschnittlich 0,9 % pro Jahr, sinkt die Primärrohstoffnachfrage bis 2045 leicht auf 524 Mio. t (- 5,8 % gegenüber 2022). Das Aufkommen von Sekundärrohstoffen geht ebenfalls leicht zurück – auf 94 Mio. t (- 5,4 %). Die Sekundärstoffquote bleibt mit 15,2 % unverändert.
    In der Variante mit schwachem Wachstum, das durchschnittlich 0,1 % pro Jahr unterstellt, fällt der Rückgang deutlicher aus: Die Primärgewinnung geht auf 452 Mio. t zurück (- 18,5 %), die Sekundärrohstoffe auf 88 Mio. t (- 11,5 %). Hier steigt die Sekundärstoffquote leicht auf 16,3 %.
    Beide Szenarien zeigen: Sekundärrohstoffe werden auch künftig einen Beitrag zur Rohstoffversorgung leisten – ersetzen können sie Primärrohstoffe allerdings bei Weitem nicht.
  • Sekundärrohstoffquellen versiegen teilweise: Mit der Beendigung der Kohleverstromung und der Transformation der Stahlindustrie entfallen wichtige industrielle Nebenprodukte, die bisher zur Sekundärrohstoffversorgung beigetragen haben. Das dämpft das Substitutionspotenzial der Sekundärrohstoffe zusätzlich.

Laut RWI-Wissenschaftler Dr. Jochen Dehio zeigt die Studie, dass der Rohstoffbedarf auch künftig bei Weitem nicht alleine durch Sekundärrohstoffe gedeckt werden kann. Wer mit neuem Deutschlandtempo Wohnungen baut, die Infrastruktur modernisiert und die Klimawende schaffen will, braucht eine verantwortungsvolle heimische Rohstoffgewinnung. Denn der Bedarf an Steine-Erden-Rohstoffen wird hoch bleiben. Die Dekarbonisierung und der Ausstieg aus der Kohleverstromung erhöhen sogar noch den Druck, da einige industrielle Nebenprodukte wegfallen werden. All dies erfordert vereinfachte Planungsverfahren, eine Optimierung der Regulierung, eine Förderung des Recyclings und mehr gesellschaftlicher Akzeptanz für die nachhaltige Gewinnung heimischer Rohstoffe.

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