Fast jede siebte Straßentankstelle in Deutschland verkauft HVO

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Bio, Forschung & Entwicklung, Tankstellen
Derzeit gibt es rund 60 Stationen in Deutschland, die die Dieselalternative in Reinform unter dem Markennamen KlimaDiesel HVO100 verkaufen.
Foto: eFuels Forum

Inzwischen bieten rund 2.000 der rund 14.080 Straßentankstellen in Deutschland HVO100 oder einen Diesel mit HVO-Beimischung an. Durch eine Abschaffung der Schutzsorte Super E5 könnte das Netz innerhalb kurzer Zeit noch weiter wachsen.

Rund zwei Jahre ist es her, dass die Kunden an der Classic-Tankstelle in Hoya erstmals HVO100 unter dem Markennamen KlimaDiesel90, heute KlimaDiesel HVO100, tanken konnten. Das Unternehmen gehörte nach eigenen Angaben damit zu den ersten auf dem Markt, die den fossilfreien Kraftstoff aus Rest- und Abfallstoffen in Reinform verkauften. Die offizielle Zulassung von HVO100 folgte nach längerem politischen Ringen am 29. Mai 2024 und führte dazu, dass insbesondere im Mittelstand zahlreiche Tankstellenunternehmen, darunter einige Partner des eFuels Forums, einen Tank für HVO100 freigemacht haben.

Inzwischen finden Autofahrer an mehr als 180 Tankstellen der Partner der eFuels Forum GmbH, Hoya, HVO100 oder einen Kraftstoffblend, 60 davon unter dem Markennamen KlimaDiesel HVO100. Insgesamt gibt es laut des eFuels Now e. V., Stuttgart, deutschlandweit mehr als 350 Stationen, die HVO100 unter verschiedenen Produktnamen verkaufen. Damit bietet nahezu jede siebte Straßentankstelle in Deutschland HVO100 oder einen HVO-Blend (1.670 Tankstellen, Beimischung 15 % bis 33 % HVO) an. Europaweit beläuft sich die Zahl auf 14.000 Tankstellen, davon 5.030 mit HVO100.

Einige Unternehmen berichten, dass der Absatz an manchen Stationen inzwischen mehr als 10 % vom gesamten Dieselabsatz ausmacht, Tendenz steigend. Nach Aussage von Lorenz Kiene, Geschäftsführer der eFuels Forum GmbH und der Lühmann-Gruppe, die die Classic-Tankstellen betreibt, kennen die Verbraucher den Kraftstoff entweder noch gar nicht oder sind sich nicht sicher, ob sie ihn bedenkenlos tanken dürfen, und greifen dann lieber zum klassischen B7-Diesel. Der Hinweis XtL (X-to-Liquid) auf dem Tankdeckel oder ein entsprechender Vermerk im Handbuch geben in der Regel an, ob das Fahrzeug HVO100 verträgt. Eine Modellliste mit nachträglichen Freigaben beispielsweise von Mercedes-Benz oder BMW findet sich unter https://klima-kraftstoffe.de/klimadiesel-hvo-100-der-diesel-der-zukunft-aus-abfallstoffen. Blends wie KlimaDiesel25 können grundsätzlich in allen Fahrzeugen getankt werden.

Nach wie vor liegt der Preis von HVO100 abhängig von der Lage der Station bei durchschnittlich rund 10 Cent bis 20 Cent je Liter über dem von fossilem Diesel, da sich die Produktion noch im Hochlauf befindet. Allerdings ist hier zu erwähnen, dass HVO100 im Vergleich zu fossilem Diesel und Benzin als kohlendioxidreduzierter Kraftstoff nicht von der Erhöhung der CO2-Abgabe zum 1. Januar 2025 betroffen war. Im Gegensatz zum klassischen B7-Diesel entfällt also keine CO2-Abgabe und damit keine Mehrwertsteuer auf die CO2-Abgabe. L. Kiene geht davon aus, dass die Preisdifferenz zwischen B7 und HVO100 mit steigenden Raffineriekapazitäten kleiner wird. Außerdem führt HVO dazu, dass der Motor besser läuft und die sehr hohe und reine Qualität Motor, Filter sowie andere Bauteile schont und schädliche Ablagerungen vermeidet. Damit könnten Nutzer von HVO Wartungskosten reduzieren.

Über die Emissionseinsparung verschiedener Kraftstoffarten und Blends informiert einmal im Jahr die BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn, in ihrem „Evaluations- und Erfahrungsbericht“. Der jüngste BLE-Bericht wurde im Dezember 2024 veröffentlicht und enthält die Daten aus dem Jahr 2023. Demnach wurden für das Berichtsjahr insgesamt 140.294 TJ Biokraftstoffe zur Quotenanrechnung angemeldet. Den größten Anteil mit 60 % stellte Biodiesel (FAME), gefolgt von Bioethanol (24 %) und HVO (12 %). Ausgangsrohstoffe waren bei HVO mit 16.664 TJ (99,8 %) fast ausschließlich Abfälle und Reststoffe. Es besteht also keine Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion, Palmöl ist seit 2024 als Inhaltsstoff verboten. Das BLE verweist explizit darauf, dass im Quotenjahr 2023 HVO erneut die höchste CO2-Reduktion unter den Dieselkraftstoff ersetzenden Biokraftstoffen erreichte. Konkret betrug die Emissionsverminderung von abfallbasiertem HVO wie KlimaDiesel HVO100 87,19 %.

In den vergangenen zwei Jahren hat sich laut L. Kiene eine Menge in Sachen HVO100 getan. Immer mehr Verbraucher kennen das Produkt und tanken es, um den Ausstoß von CO2 zu vermeiden und dem Fahrzeug etwas Gutes zu tun. Mit mehr als 350 Straßentankstellen, die HVO100 anbieten, ist auch das Netz deutlich gewachsen, wöchentlich kommen neue Standorte hinzu. Insbesondere der Mittelstand hat hier mit Produkten wie KlimaDiesel HVO100 erneut eine Vorreiterrolle eingenommen. Damit die Tankstellenzahl weiter steigen kann, spricht sich L. Kiene für die Abschaffung der Schutzsorte Super E5 aus. Denn nahezu alle Autos vertragen inzwischen Super E10, die Funktion von niedrig ethanolhaltigem Benzin übernimmt bereits Super Plus. So würde ein Tank für HVO100 oder einen Kraftstoffblend frei werden und damit ein wichtiger Baustein für die Verkehrswende ermöglicht.

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