EEHH: Milliardeninvestitionen in Hamburgs Energiewende

Gesch. Lesedauer: 3 Minuten
Erneuerbare & Regenerative Energien, Wärme
Hamburgs Energieversorgung dekarbonisieren: Auf dieses Gemeinschaftsziel wirken die Kooperationspartner hin. Im Bild Jan Rispens, Geschäftsführer der Erneuerbare Energien Hamburg GmbH, bei der Eröffnung der Konferenz.
Foto: EEHH, Oliver Schenk

Über die Weiterentwicklung und den Ausbau der Hamburger Energieinfrastruktur diskutierten am 25. April 2024 Experten auf Einladung der Erneuerbare Energien Hamburg Clusteragentur GmbH (EEHH) sowie der Hamburger Energieversorgungsunternehmen Gasnetz Hamburg GmbH, Hamburger Energiewerke GmbH und Stromnetz Hamburg GmbH im Rahmen der wiederkehrenden Konferenz „Energiesysteme im Wandel – Gas, Strom, Wärme, Verkehr in Hamburg“. Weitere Partner der Veranstaltung sind die Hamburger Hochbahn AG, die hySOLUTIONS GmbH und die Helmut-Schmidt-Universität/Universität der Bundeswehr Hamburg. Ein Schwerpunktthema der mit 150 Teilnehmenden ausgebuchten Konferenz in der „Patriotischen Gesellschaft“ war die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung und ihre Auswirkungen auf Wärme-, Strom-, Gas- und Wasserstoffnetze. Weitere Vorträge beschäftigen sich mit Hamburger Schlüsselprojekten für den Infrastrukturwandel wie steuernde Systeme von flexiblen Anlagen im Verteilnetz, den Erfahrungen im Geothermieprojekt IW³ sowie dem Forschungsbedarf im Wasserstoffbereich.

Laut Senator Jens Kerstan, BUKEA Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft, Hamburg, will Hamburg bis 2045 kohlendioxidneutral aufgestellt sein. Um dies zu erreichen, arbeitet die Stadt in großen Schritten auf das Ende des fossilen Zeitalters zu. Die Dekarbonisierung der Industrie, der Wärme und des Verkehrs ist eine gewaltige Aufgabe, die in Hamburg bereits mit vielen innovativen Projekten auf den Weg gebracht wurde. Hamburg ist nach eigenen Angaben bundesweit Vorreiter bei der Nutzung industrieller Abwärme und großindustrieller Wärmepumpen, bei Power-to-Heat-Anlagen, dem Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft sowie dem Bau der Fernwärmeleitung unter der Elbe. Anfang des Jahres hat die Stadt die Wärmenetzeignungskarte vorgelegt, mit der eine erste Orientierung zu den Optionen der Wärmeversorgung in Hamburg gegeben wurde. Nach Aussage des Senators sind noch viele Aufgaben zu bewältigen. Dazu gehört auch der Ausbau des Stromnetzes, um Mobilität und Heizen zu elektrifizieren.

Mehr als 5 Mrd. Euro für die Systemtransformation
Die für das Erreichen der Klimaschutzziele notwendige Dekarbonisierung stellt eine Gemeinschaftsaufgabe aller Energieinfrastrukturunternehmen dar, die nur sektorenübergreifend gelingen kann. Alle beteiligten Akteure stehen vor der Herausforderung, bereits bis 2028 Investitionen von mehr als 5 Mrd. Euro zu tätigen. Die konkreten Umsetzungsmaßnahmen reichen bis weit über diesen Zeitraum hinaus.

Christian Heine, Geschäftsführer Hamburger Energiewerke, sieht den städtischen Energieversorger dem Ziel der Klimaneutralität 2045 verpflichtet und berichtete über die aktuelle Umsetzung gleich mehrerer Großprojekte. Mit den Energieparks Hafen und Tiefstack bewerkstelligt der Energieversorger für die Fernwärme den Kohleausstieg bis 2030. Außerdem wird das Netz umfänglich ausgebaut und verdichtet, um mehr Gebäude mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen.

Wasserstoff für Industrie und Mobilität
Zu den zentralen Projekten der Gasnetz Hamburg gehört der Aufbau des Wasserstoffindustrienetzes „HH-WIN“, das im Februar 2024 die beihilferechtliche Genehmigung der EU-Kommission erhalten hat und ab 2027 den Betrieb aufnehmen soll.

Der Geschäftsführer der Gasnetz Hamburg, Michael Dammann, erklärte dass das Wasserstoffnetz HH-WIN ein wichtiges Rückgrat für den Industriestandort Hamburg bildet. Die Netzplanungen der Gasnetz Hamburg gehen aber bereits über die geförderten 40 km hinaus. Außerdem untersuchte der Energieversorger angesichts der bekannten Unsicherheiten, wo und wie „grüner“ Wasserstoff netzseitig im Bedarfsfall für Gebäudeanwendungen zur Verfügung gestellt werden kann. Aufgrund des Fortschritts und der Technologievielfalt ist zum heutigen Zeitpunkt auch diese Option für das Erreichen der Energiewende nicht auszuschließen, um Lücken im kommenden Energiesystem der Stadt zu schließen.

Die Energiewende kommt vom Land in die Stadt
Die Energiewende ist endgültig im urbanen Raum angelangt und wird diesen in den nächsten Jahren prägen, berichtet e Kevin Meyer, Geschäftsbereichsleiter Assetmanagement, Stromnetz Hamburg. Die Stromnetz Hamburg betreibt aktuell einen proaktiven Ausbau von Netzen und Netzbetriebsmitteln. Mit einem sektorübergreifenden, gemeinsamen Ansatz werden die Energieversorger der Stadt seiner Meinung nach effizienter und verbessern die Versorgungssicherheit. Die Konferenz und der Austausch mit der Fachöffentlichkeit bieten dabei einen großen Mehrwert.

Herausforderungen bei Regulatorik, Finanzierung und Genehmigungsverfahren
Die Neuauflage des Hamburger Klimaschutzgesetzes 2024, das Klimaschutzstärkungsgesetz, wirkt für die Hamburger Projekte unterstützend, denn sie definiert den Infrastrukturausbau und den Bau von Anlagen zur Strom- und Wärmeerzeugung als überragendes öffentliches Interesse. Weitere regulatorische Entwicklungen auf Bundesebene, beispielsweise in Form des Energiewirtschaftsgesetzes §14a, geben darüber hinaus die notwendige Klarheit, wie das Energiesystem der Zukunft ausgestaltet sein wird.

Die hohen Ambitionen bei Transformation und Netzausbau gehen allerdings auch mit erheblichen Herausforderungen einher. Wichtige Förderprogramme, wie die „Bundesförderung für effiziente Wärmenetze“, sind mit einem zu geringen Volumen ausgestattet und bieten keine längerfristige Planungssicherheit. Außerdem sind der hohe bürokratische Aufwand und in Folge lange Genehmigungsverfahren zu adressieren, um bessere Rahmenbedingungen für alle beteiligten Akteure zu schaffen.

Die Konferenz zeigt nach Aussage von Jan Rispens, Geschäftsführer der Erneuerbare Energien Hamburg, welche überragende Bedeutung die Modernisierung der Energieinfrastruktur für das Gelingen der städtischen Energiewende in Hamburg spielt. Das gemeinsame Engagement der beteiligten städtischen Unternehmen wurde eindrucksvoll sichtbar.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel