Der Aktuelle Wochenbericht des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V., gibt einen Überblick über Stand der Energiewende in Frankreich. Dabei zeigt sich, dass ein stärkerer Fokus auf die Erneuerbaren sinnvoll wäre, da die künftige Nutzung der Atomenergie risikobehaftet ist.
Ähnlich wie für Deutschland stellt die Energiewende auch für Frankreich eine große Herausforderung dar. Insbesondere beim Ausbau der erneuerbaren Energien bleibt Frankreich hinter den selbstgesteckten Zielen zurück. In anderen Bereichen wie beispielsweise der Installation von Wärmepumpen geht es dagegen deutlich schneller voran, das Ziel für 2023 wurde übererfüllt. Dies sind zentrale Ergebnisse einer Analyse der Ökonomen Adeline Guéret und Wolf-Peter Schill aus der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt des DIW auf Basis offizieller französischer Daten, die im Open Energy Tracker online zur Verfügung gestellt und visualisiert werden. Laut A. Guéret ist ein direkter Vergleich mit Deutschland wegen unterschiedlicher Energiesysteme und der Fokussierung Frankreichs auf Atomenergie nicht einfach. Es wäre aber sinnvoll, wenn Frankreich stärker auf den Ausbau Erneuerbarer setzen würde – besonders, um seine Klimaziele gegen die Risiken der Atomkraft abzusichern.
Treibhausgase in Frankreich auf Zielpfad
Beim Reduzieren des Treibhausgasausstoßes liegt Frankreich der DIW-Analyse zufolge derzeit weitgehend im Plan. Das ist allerdings auf zwei Sondereffekte zurückzuführen: Zum einen gingen die Emissionen während der Corona-Pandemie zurück. Zum anderen wurde wegen der zuletzt gestiegenen Preise Energie gespart. Frankreich will bis zum Jahr 2050 klimaneutral sein, Deutschland will dies bereits 2045 schaffen. Um auf dem Zielpfad zu bleiben, müsste Frankreich allerdings seine Bemühungen zum Klimaschutz verstärken, nicht zuletzt da auch die EU das verbindliche Ziel zur Treibhausgassenkung auf 55 % bis 2030 verschärft hat.
Der Ausbau der Wärmepumpen schreitet in Frankreich derzeit deutlich schneller voran als in Deutschland. Zu den Gründen hierfür dürften geringere Haushaltsstrompreise sowie frühzeitige Fördermaßnahmen gehören. In Frankreich spielt Strom als Energiequelle für die Heizung bereits seit längerem eine größere Rolle. In Deutschland dagegen wurde noch bis vor kurzem der Einbau von Erdgasheizungen gefördert. Bereits im Jahr 2022 wurden in Frankreich mehr als 1,1 Mio. Wärmepumpen verkauft, fast fünfmal mehr als im gleichen Jahr in Deutschland. Auch bei der Elektromobilität erreicht Frankreich die selbst gesetzten Ziele: Der Bestand an rein elektrisch betriebenen Fahrzeugen hat 2023 die Millionengrenze überschritten, das Ziel waren 660.000 Fahrzeuge. Allerdings kann den DIW-Experten zufolge angezweifelt werden, ob das Ziel ehrgeizig genug war.
Frankreich setzt weiter auf Atomkraft – Anteil Erneuerbarer zu gering
Frankreich sieht auch künftig die Atomkraft als wichtigsten Pfeiler seiner Stromversorgung. 2023 hatte sie einen Anteil an der Stromerzeugung von 65 %, erneuerbare Energien lagen bei lediglich 18 %. Davon machte die Wasserkraft 12 % aus. Windkraft und Solarenergie spielten eine vergleichsweise kleine Rolle. Beim Klimaschutz stark auf die Atomenergie zu setzen, ist nach Einschätzung der DIW-Wissenschaftler aber riskant. Insbesondere das vergangene Jahr habe gezeigt, dass Atomkraft unzuverlässig sei, da zahlreiche Reaktoren wegen technischer Probleme vom Netz genommen werden mussten. Auch seien Verzögerungen beim geplanten Neubau von AKW nicht auszuschließen. Wegen dieser Risiken wäre ein deutlich verstärkter Ausbau der erneuerbaren Energien in Frankreich hilfreich, bilanziert W.-P. Schill. Die Gefahr, dass in Frankreich künftig zu viel emissionsfreier Strom erzeugt würde, erscheint in Anbetracht des absehbar stark steigenden Bedarfs an erneuerbarem Strom in Europa gering.