DIW-Konjunkturbarometer: Im April 2023 erstmals seit gut einem Jahr wieder über 100 Punkte

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Das DIW-Konjunkturbarometer für April 2023 liegt erstmals seit rund einem Jahr wieder über der Marke von 100 Punkten und signalisiert ein Wachstum der deutschen Wirtschaft. (Grafik: DIW Berlin)
Foto: DIW Berlin

eot. Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. macht im April 2023 einen deutlichen Sprung auf 101,5 Punkte – rund zehn mehr als im März dieses Jahres. Damit liegt der Barometerwert erstmals seit gut einem Jahr wieder leicht über der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt.

Nach dem Einbruch zum Jahreswechsel dürfte laut Timm Bönke, Co-Leiter des Konjunkturteams im DIW Berlin, jetzt der erhoffte Aufschwung einsetzen. Dabei wird vor allem die anziehende Industrieproduktion – auch in den energieintensiven Wirtschaftszweigen – zum Wachstum beitragen. Zu Euphorie sollte das nach Meinung von Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams, aber nicht verleiten. Zwar haben die zuletzt wieder niedrigeren Energiepreise sowie die stärkere Auslandsnachfrage die Produktion gestärkt. Allerdings lasten die hohe Inflation und damit weiter niedrige Reallöhne auf den verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte.

Insbesondere die deutsche Industrie befindet sich derzeit aber auf Erholungskurs. Sowohl die Produktion als auch die Auftragseingänge aus dem In- und Ausland legten im Januar und Februar 2023 zu. Die Lieferketten haben sich zuletzt entspannt – die Abkehr der chinesischen Regierung von der Null-Covid-Strategie und die damit verbundene Erholung der chinesischen Wirtschaft dürften dazu beigetragen haben.

Die Unternehmen können nach Aussage von DIW-Konjunkturexpertin Laura Pagenhardt wieder etwas zuversichtlicher auf das Jahr 2023 blicken. Dennoch ist nur mit einer allmählichen Verbesserung der Lage zu rechnen, da die nur langsam wieder anlaufende Weltwirtschaft bremst. Dämpfend auf die Investitionstätigkeit wirken darüber hinaus sowohl die weiter vorherrschende wirtschaftliche und geopolitische Unsicherheit als auch die deutlichen Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank.

Bei den Dienstleistungen sind die Geschäftserwartungen in Deutschland im April 2023 nach einer Aufholphase sogar wieder etwas zurückgegangen. Außerdem waren die Einzelhandelsumsätze zuletzt leicht rückläufig. Das Konsumklima hat zwar die Talsohle durchschritten, aber die Verbraucher blicken immer noch eher pessimistisch in die Zukunft, was auch daran liegt, dass die Inflation für viele Haushalte stärker zugelegt hat als die Einkommen. Allerdings ist die Arbeitslosigkeit weiter niedrig, was den privaten Verbrauch stützt.

Die deutsche Wirtschaft spürt laut DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi den Frühling. Sie ist aber durch die hohe Inflation und die Energiekrise immer noch deutlich angeschlagen und dürfte in diesem Jahr keine allzu große Dynamik entfalten.

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