Christof Kurz von der eurodata: Hohes Optimierungspotenzial durch digitale Anwendungen bei Tankstellenbetreibern

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Digitalisierung & IT, Interviews
Nach Meinung von Christof Kurz ist die Cloud auch für Tankstellenbetreiber alternativlos.
Foto: eurodata AG

Christof Kurz, Diplom-Kaufmann mit Schwerpunkt Steuern und Wirtschaftsprüfung, ist seit Januar 2019 Generalbevollmächtigter bei der eurodata AG, Saarbrücken. Davor verantwortete er lange Jahre als Bereichsleiter im Unternehmen Lösungen für Steuerberater und übernahm zuletzt auch den Tankstellenbereich. Er versteht sich als Innovationstreiber für die Lösungen beim Software-Anbieter und -Betreiber eurodata. Sein Leitsatz in diesem Kontext: Die Cloud ist alternativlos. Im eot-Interview erklärt C. Kurz, warum digitale Prozesse nicht nur zu mehr Effizienz führen, sondern auch mehr Rechtssicherheit schaffen, welche Rolle künstliche Intelligenz bei der eurodata spielt und worauf bei Cloud-Lösungen zu achten ist.

Im Zuge der Corona-Pandemie ist vielen Unternehmen aufgefallen, dass sie in Sachen Digitalisierung noch einiges an Hausaufgaben haben. Wie sieht die Situation aktuell bei den Tankstellenbetreibern aus? Und wo sehen Sie dort allgemein das größte Digitalisierungspotenzial?
C. Kurz: Das Thema Digitalisierung hat an der Tankstelle natürlich ganz unterschiedliche Facetten. Von Digital Signage über Waschanlagen betrieben in der Cloud bis hin zu Mobile Payment tut sich gerade sehr viel in der Tankstellenbranche. Wir als eurodata konzentrieren uns dabei zusammen mit unseren Branchen-Steuerberatern im edtas-System ausschließlich auf die Digitalisierung der Prozesse rund um Personal sowie Buchhaltung und Finanzen. In den genannten Bereichen gibt es jede Menge Optimierungspotenzial durch digitale Anwendungen, die im Übrigen nicht nur zu Effizienz im Prozess, sondern auch zu mehr Rechtssicherheit in Sachen Steuerprüfungen und Prüfungen durch die Rentenversicherung führt.

Ein Beispiel: Aus unserer Sicht hat die Schichtplanung auf Papier oder in Excel endgültig ausgedient. Diese Art der Planung führt nicht nur zu sehr viel Aufwand bei Planänderungen wegen Krankheit, Mehrarbeit etc., sondern ist inzwischen auch nicht mehr rechtssicher. Hier braucht es eine einfach zu bedienende datenbankgestützte Anwendung, in der ein Plan schnell geändert und am Monatsende die (geänderten) Planzeiten in Istzeiten umgewandelt werden können. Die Istzeiten müssen kumuliert zum Steuerberater und dort in die Lohn- und Gehaltsabrechnung eingehen. Das Ergebnis sind rechtssichere Zeitdokumentationen sowie mehr Effizienz im Gesamtablauf.

Was für Fallstricke gibt es für Tankstellenbetreiber beim Thema Digitalisierung, die beachtet werden müssen?
C. Kurz: Einen wesentlichen Fallstrick würde ich mal so formulieren: „Datenmüll bleibt Datenmüll, auch wenn er digital vorliegt“ – soll heißen: Ich muss mir zuerst die Prozesse anschauen, dann die Prozesse möglichst standardisieren und anschließend erst digitalisieren. Ein Beispiel: In Abstimmung mit meinem Steuerberater lade ich in einem Regelprozess 95 % meiner Rechnungseingänge auf eine WEB-Plattform hoch, damit das Steuerbüro schneller die Buchhaltung erstellen kann. Wenn ich dann aus irgendwelchen internen Gründen ständig doch noch 5 % per Post nachsende, weil zum Beispiel an der Station kein Scanner steht, werden die 5 % wahrscheinlich zu so vielen Rückfragen führen, dass der Effizienzgewinn wieder aufgefressen wird. Standardisierung steht also immer vor der Digitalisierung.

Die eurodata wirbt damit, maßgeschneiderte Lösungen für ihre Kunden zu bieten. Welche Rolle nimmt künstliche Intelligenz dabei ein?
C. Kurz: Inzwischen haben wir bei eurodata ein Artificial Intelligence Laboratory (AILab) aufgebaut. Eine eigene Gruppe von Datenanalysten und Software-Entwicklern forscht daran, wie mithilfe von künstlicher Intelligenz Lieferscheine und Rechnungen, aber auch Krankenscheine und Verträge maschinell interpretiert werden können. Die ersten Ergebnisse sind sehr beeindruckend, weil am Ende des Buchhaltungsprozesses beispielsweise sehr werthaltige, weil standardisierte Buchungsvorschläge herauskommen.

Sie setzen mit Ihren Services auf eine Cloudlösung. Was spricht dafür und gibt es seitens Ihrer Kunden auch Vorbehalte? Wie sieht es dabei mit dem Punkt Cybersicherheit aus?
C. Kurz: Cloudlösungen sind in unserem Bereich inzwischen „alternativlos“, weil es letztlich immer um eine Zusammenarbeit über die eigenen Unternehmensgrenzen hinweg mit dem Steuerberater geht. Wir als eurodata „leisten“ uns dabei den Luxus, dass wir unsere Systeme in eigenen Rechenzentren in Saarbrücken betreiben. Unsere Tankstellenbetreiber und auch die Steuerberater arbeiten also in einer sicheren eurodata Cloud, bei der wir quasi „end-to-end“ die Verantwortung übernehmen und jährlich sehr viel Geld in Sicherheit investieren. Das überzeugt, insbesondere weil in Bezug auf die Cybersicherheit inzwischen immer mehr der schlecht gewartete Server vor Ort als Einfallstor für kriminelle Machenschaften in den Fokus rückt.

Die eurodata hat in jüngster Vergangenheit einige neue Produkte auf den Markt gebracht – unter anderem ist das Thema Carwash in den Fokus gerückt. Welche Bedarfe haben Sie noch identifiziert, auf die Sie künftig reagieren wollen?
C. Kurz: Die Mobilitätswende ist in vollem Gang. Es ist heute schon klar, dass die Tankstelle das Monopol für die Versorgung des Individualverkehrs mit Energie verlieren wird. Strom für E-Autos gibt es mehr und mehr auch von der heimischen Wallbox, von Ladesäulen auf Parkplätzen der Discounter oder öffentlichen Parkplätzen. Die Branche baut zum einen gut gehende Geschäftsbereiche wie das Waschgeschäft aus, nimmt alternative Energieformen, wie eFuels, Wasserstoff oder LNG in das Portfolio auf, und testet neue Standortkonzepte unter dem Motto „Mobilität trifft Convenience“. Es tut sich gerade sehr viel in Sachen Transformation. Wir als eurodata und mit uns unsere Branchen-Steuerberater sind dabei sehr gefragte Ansprechpartner für alle neuen Konzepte, weil es am Ende immer auch um die Beantwortung betriebswirtschaftlicher und steuerlicher Fragestellungen bei den Stationsbetreibern geht.

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