„Chemistry4Climate“ schließt Arbeit ab – Wie die Transformation der Chemie gelingen kann

Gesch. Lesedauer: 2 Minuten
Chemie, Verbände
Übergabe des Abschlussberichts bei der Konferenz zu „Chemistry4Climate“ am 26. April 2023 in Berlin. V.l.n.r: VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup; Michael Kellner, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz; Dieter Westerkamp, Direktor VDI.
Foto: VCI/Simone M. Neumann

Die chemisch-pharmazeutische Industrie kann und will in Deutschland bis 2045 klimaneutral werden. Welche Bedingungen dazu notwendig sind, hat die Branche zwei Jahre lang auf der Klimaschutzplattform „Chemistry4Climate“ mit Experten von rund 80 Partnern aus der Industrie, Nicht-Regierungsorganisationen und der Politik erarbeitet. Das kondensierte Wissen soll jetzt im Austausch mit Politik und Gesellschaft den schnellstmöglichen Weg zu einer treibhausgasneutralen Chemie ebnen.

Die Plattform zeigt drei beispielhafte Szenarien für eine klimaneutrale Chemie 2045 auf. In allen muss durch verstärktes Recycling mehr Kohlenstoff im Kreislauf gehalten werden. Darüber hinaus benötigt eine klimaneutrale Chemie große Mengen Strom aus erneuerbaren Energien (bis zu 508 TWh), „grünen“ Wasserstoff (bis zu 283 TWh), Biomasse (bis zu 29 Mio. t) und CO2 (bis zu 52 Mio. t) – je nach Szenario.

Die gemeinsame Überzeugung der Experten, die bei Chemistry4Climate zusammengearbeitet haben, ist: Damit diese Transformation gelingen kann, muss es einen massiv beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien sowie einen ambitionierten Wasserstoffhochlauf inklusive der jeweiligen Infrastruktur geben.

Sie kamen auch zu dem Schluss, dass der immense Strombedarf um bis zu 180 TWh gesenkt werden kann – das entspricht in etwa der gesamten deutschen Energieerzeugung aus Photovoltaik und Wind im Jahr 2022. Auch der Wasserstoffbedarf könnte halbiert und der Investitionsbedarf der Branche deutlich reduziert werden, wenn ihr Sekundärrohstoffe wie Biomasse oder Kunststoffabfälle bevorzugt zur Verfügung stehen. Auch die stoffliche Verwendung von CO2 müsste jetzt schnell und rechtssicher ermöglicht werden. Das Treibhausgas wird in Zukunft in der Chemie dringend als Rohstoff gebraucht. Für schnelle Sicherheit bei Investitionen in neue Technologien ist schon kurzfristig ein wettbewerbsfähiger Transformationsstrompreis für die Industrie nötig.

Gemeinsames Projekt von VCI und VDI
Ins Leben gerufen wurde die vom BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, geförderte Initiative Chemistry4Climate gemeinsam vom VCI Verband der Chemischen Industrie e. V., Frankfurt, und dem VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V., Düsseldorf. Der VDI engagiert sich seit Jahren im Rahmen seines Fokusthemas „1,5 Grad – Innovationen.Energie.Klima.“ für konkrete Schritte zur Verringerung von Treibhausgasemissionen.

Chemische Produkte sind laut Dieter Westerkamp, Direktor VDI, die Basis für alle möglichen anderen Industrieerzeugnisse. Die Transformation der Industrie gelingt nicht ohne den fundamentalen Umbau der Chemieindustrie. Für neue klimaneutrale Prozesse und Anlagen kann der VDI mit Technik-Know-how einen zentralen Beitrag leisten und hat sein Wissen gerne und intensiv bei Chemistry4Climate eingebracht.

Auch Wolfgang Große Entrup, VCI-Hauptgeschäftsführer, betont den hohen Wert der Plattformarbeit. Der Totalumbau der energieintensiven Branche zur Klimaneutralität ist nach seinen Worten unglaublich komplex. Die Bedingungen, die für den Erfolg der Mammutaufgabe erfüllt werden müssen, liegen bei weitem nicht allein in der Hand der Branche. Das geballte Know-how aus Chemistry4Climate soll jetzt dazu beitragen, Deutschland zu einem Vorbild für wettbewerbsfähige „grüne“ Zukunftstechnologien zu machen.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel