Das 17. Branchenforum des VMF Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V., Hamburg, stand in diesem Jahr ganz im Zeichen der „Elektrifizierung von Flotten“. Der Verband präsentiert, analysiert und diskutiert mit Mitgliedern und Premiumpartnern bei den Branchenforen regelmäßig die wichtigsten Zukunftsthemen, die den gemeinsamen Markt bewegen und verändern werden.
Nach den Worten von Frank Hägele, Vorstandsvorsitzender des VMF, ist Elektrifizierung ein sehr relevantes Thema für Fuhrparkbetreiber und alle Mobilitätsdienstleister, die ihre Kunden bei den Herausforderungen der Elektromobilität in Europa unterstützen. Sehr zufrieden zeigte sich F. Hägele über die gute Beteiligung der Mitglieder und Premium-Partner. Das VMF-Netzwerk deckt das gesamte Spektrum des für Unternehmenskunden notwendigen Mobilitätsmanagement-Know-hows ab und ergänzt sich aus seiner Sicht perfekt. Bevor die Beiträge der Experten starteten begrüßte auch VMF-Geschäftsstellenleiter Dieter Brandl die Teilnehmer mit einem Bericht aus der Geschäftsstelle und gab einen Überblick über bisher durchgeführte Projekte und Studien. Er konnte auch berichten, dass 2025 mit der Choice AG, Nürnberg, ein neues Executive Mitglied und mit 2trade, eine Plattform des digitalen Fahrzeughandels der SLL Automotive Group GmbH, München, ein neuer Premiumpartner den VMF verstärken werden.
Stand und Zukunft der Elektrifizierung
Passend zum Schwerpunktthema des Branchenforums hatte der VMF das auf das gesamte automobile Ökosystem spezialisierte Beratungsunternehmen CVA Corporate Value Associates, Berlin, beauftragt, den Teilnehmern einen fundierten Überblick über „Strategische Entwicklungen der europäischen Mobilitätsanbieter im Kontext der zunehmenden Elektrifizierung der Fahrzeugflotten“ zu geben. Dr. Markus Collet und Max Müller, beide Berater der CVA Corporate Value Associates, präsentierten die Ergebnisse. Sie zeigten auf, dass der Anstieg von Elektrofahrzeugen besonders bei Flottenbetreibern bedeutend ist und bleiben wird. Auch wenn die Nachfrage seit Anfang 2024 schwächelt, was unter anderem mit dem Wegfall des Umweltbonus begründet werden kann. Das macht vor allem den Herstellern zu schaffen. Über chinesische Marken wird viel gesprochen, doch deren Marktanteil in Deutschland ist noch gering. Volkswagen führt mit über 15 % Marktanteil vor Tesla und BMW (jeweils rund 11 %). Erst auf dem achten Platz findet man mit MG (5 % Marktanteil) den ersten chinesischen OEM. Dabei bleiben das Ausmaß und die Auswirkungen der gerade in Kraft getretenen Zölle auf chinesische Importe abzuwarten. Die drohenden Strafen werden sich auch auf das Angebot auswirken.
Die Berater gaben zu bedenken, dass in Bezug auf Elektrofahrzeuge noch Unsicherheit und Misstrauen herrscht. Dies spiegelt sich auch in den Preisen wider, bei denen sowohl für Neu- als auch Gebrauchtwagen eine starke Abwärtsdynamik zu beobachten ist. Flottenbetreiber müssten sich mit der richtigen Nutzung von E-Fahrzeugen auseinandersetzen sowie mit der Tatsache, dass diese andere Anforderungen an Wartung, Garantie und Versicherung haben. M. Collet fasste zusammen, dass Elektrofahrzeuge mittelfristig ohne Alternative für die politisch geforderte CO2-Minderung sind. Insofern gibt es keinen Weg zurück zu Verbrennern.
Die wichtigsten Branchenthemen: Restwerte und E-Gebrauchtwagenmarkt
Schließlich wurden die anwesenden Branchenkenner nach den brennendsten Themen gefragt, auf die sich die Verantwortlichen konzentrieren müssten. In einem Voting wurde die Preisentwicklung der batterieelektrischen Neufahrzeuge (BEV), die volatile Restwertentwicklung und der Gebrauchtwagenmarkt genannt. Das ist laut M. Müller nach wie vor schwer einzuschätzen – und das spürt die Vermiet- und Leasingbranche besonders. Daher muss aus Sicht der CVA-Berater in BEV-Restwertmodelle investiert werden, Strategien zur Schadensbegrenzung im Remarketing können mehrere Nutzungszyklen sein und es muss – neben einer Risikoteilung mit Herstellern – ein funktionierender BEV-Gebrauchtwagenmarkt mit Batterie-Zertifikation und -Garantien aufgebaut werden, unterstrich M. Müller. BEV-Neuwagen-Preise werden nach seiner Meinung 2025 sinken, denn es wird ein Käufermarkt entstehen.
Firmenwagen nach wie vor im Trend – Unternehmen setzen auf Fuhrpark-Leasing
Schließlich rundete Katharina Schmidt von Arval Deutschland GmbH, Oberhaching, mit der Vorstellung des „Mobilitätsbarometers“ (Arval Mobility Observatory) und prägenden Trends in der Unternehmensmobilität den Überblick über das aktuelle Marktgeschehen ab. Ein Ergebnis: Die größte Herausforderung in Deutschland und Europa ist für die Fuhrparkverantwortlichen die Einführung alternativer Antriebstechnologien. 44 % der befragten deutschen Unternehmen sehen das als eines der drei wichtigsten Themen. Die Studie – in die über 8.500 Interviews eingeflossen sind – zeigte die Unterschiede hinsichtlich der Fuhrparks in Deutschland und anderen europäischen Ländern auf.
Der Abbau von Flottenfahrzeugen ist dabei kein Thema. In Deutschland geben 89 % der Unternehmen an, dass ihr Fuhrpark in den nächsten drei Jahren stabil bleiben oder zunehmen wird, so K. Schmidt. Hauptgründe laut Studie: Weil das Unternehmen expandiert oder neue Anforderungen hat, die Firmenwagen erfordert (68 %), gefolgt von dem Ziel die Arbeitgeberattraktivität zu steigern (48 %). Laut K. Schmidt wollen die Unternehmen Mitarbeiter binden und Talente anlocken.
Ein Blick darauf, wie Unternehmen ihren Fuhrpark finanzieren, macht deutlich, dass Leasing in Deutschland mit einem durchschnittlichen Anteil von 61 % über alle Unternehmensgrößen das dominierende Instrument ist – je größer die Flotten, desto höher der Anteil. Zu erwarten sind auch Veränderungen beim Energiemix. In Deutschland nutzen 88 % der Unternehmen bereits mindestens eine alternative Technologie oder planen sie künftig einzusetzen.
State of Health: Batterien und Ladeverhalten auf dem Prüfstand
Im Verlauf des Forums wurden weitere praxisnahe Themen behandelt, darunter – präsentiert von Hendrik Pötter, DAT Deutsche Automobil Treuhand GmbH, Ostfildern, – die Herausforderungen im E-Gebrauchtwagenmarkt und die Restwertentwicklung in den letzten Jahren. Interessant ist, wie sich verschiedene politische Entscheidungsszenarien auf die Restwerte auswirken können. Wie wichtig die Batterie und deren Ladeleistung für die Restwerte sind, zeigten Stefan Böckmann und Ronald Hufnagel von der Dekra e. V., Stuttgart. In ihrem neuen Batterielabor analysieren sie Alterungsprozesse und machten die Bedeutung von Batterietests sowie deren wirtschaftliche Auswirkungen deutlich. Die Tipps zum Optimierungspotenzial und Vorstellung des Dekra-Batteriechecks bis zum Zertifikat, stießen auf großes Interesse. Im Vortrag der Experten Dr. Christoph Ebert und Michael Schuhmacher der E.ON SE, Essen, wurde deutlich, wie Ladeverhalten und Ladeinfrastruktur die Betriebskosten von Elektrofahrzeugen massiv beeinflussen können. Zur Degradation von Batterien gab Javier Morillo, Business Development Manager EMEA der Geotab GmbH, Herzogenrath, Einblicke in die Ergebnisse einer internationalen Studie der Geotab: Batterien verschlechtern sich demnach durchschnittlich pro Jahr nur um rund 1,8 %. Dabei gibt es messbare Unterschiede zwischen Marken, Modellen und Baujahren. Eine hohe Fahrzeugnutzung führt jedoch nicht automatisch zu einer kürzeren Lebensdauer der Batterie, unterstrich J. Morillo.
Den Blick der Versicherer auf E-Fahrzeuge zeigten Stefanie Heigl, Dominik Bachmann und Andreas Gsinn von der Maas GmbH, St. Ingbert. Die Flotten-Versicherung der Zukunft setzt auf Effizienzsteigerung durch IT-Innovationen, wie zum Beispiel einer Schaden-KI. Bei steigenden Kosten kann das Prämiensteigerungen abfedern.
Elektromobilität und die Zukunft
In seiner abschließenden Zusammenfassung betonte F. Hägele die Vielfalt der behandelten Themen und hob die Bedeutung der Elektromobilität für die Zukunft der Mobilitätsbranche hervor. Der VMF-Chef betont dass viele Fragen und Herausforderungen bestehen, aber auch große Gestaltungsmöglichkeiten für die Zukunft. Das kommende halbe Jahr wird aus seiner Sicht entscheidend sein. Der Verband erwartet wichtige Weichenstellungen von Herstellern und der Politik, sowohl in Deutschland als auch international. Der VMF bleibt auch weiter eine wichtige Plattform für den Gedankenaustausch und die Zukunftsgestaltung in der Mobilitätsbranche.
Über den Verband:
VMF – Verband markenunabhängiger Mobilitäts- und Fuhrparkmanagementgesellschaften e. V. – ist nach eigenen Angaben Rat- und Impulsgeber im Mobilitätsmarkt heute und in Zukunft. Seit 1998 wird durch die Mitgliedsfirmen eine langjährige neutrale Erfahrung im Full-Service-Leasing und Fuhrparkmanagement vereint und werden immer wieder neue Qualitätsstandards gesetzt. Die Mitglieder sind herstellerunabhängige Anbieter von Autoleasing sowie Mobilitäts- und Fuhrparkmanagement-Dienstleistungen wie zum Beispiel Autovermietungen. Die Premiumpartner profitieren als Geschäftspartner branchennaher Service-Unternehmen vor allem durch das starke Business-Netzwerk.