14degrees GmbH: wie wirkt sich der THG-Quotenpreis auf den Verkaufspreis von HVO aus

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Die 14degrees wurde im Jahr 2023 gegründet und betreibt die erste digitale B2B ad hoc THG-Quotenhandelsplattform
Foto: 14degrees

In ihrem Expertenbeitrag verdeutlicht die 14degrees GmbH, Osnabrück, am Beispiel von HVO, wie sich der THG-Quotenpreis auf den Verkaufspreis des Produktes an den Endkunden auswirken kann. Leonardo Ziegler, Geschäftsführer der 14degrees, und Rahel Fischer, Expertin der 14degrees, verdeutlichen in diesem Artikel die Bedeutung der Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote) für den erfolgreichen Markthochlauf von nachhaltigen Kraftstoffen.

Die 14degrees wurde im Jahr 2023 gegründet und betreibt die erste digitale B2B ad hoc THG-Quotenhandelsplattform. Das Thema HVO haben L. Ziegler und R. Fischer für ihren Expertenbeitrag ausgewählt, da es wegen der kurz bevorstehenden Markteinführung von HVO als Reinkraftstoff (HVO100) derzeit in der Branche sehr präsent ist. Viele Branchenteilnehmer rechnen damit, dass Mitte April dieses Jahres mit dem Verkaufsstart an öffentlichen deutschen Tankstellen begonnen werden darf.

Allgemeiner Konsens ist, dass die Nachfrage nach HVO insbesondere vom Preis beziehungsweise der Preisdifferenz zum mineralischen Diesel abhängt. Es stellt sich laut der 14degrees-Experten die Frage, zu welchem Preis HVO verkauft werden kann, damit es erfolgreich vermarket wird und dennoch wirtschaftlich ist.

Die Lösung für das Preisproblem bei der Inverkehrbringung von HVO ist die THG-Quote
Der Einkaufspreis von HVO ist aufgrund der höheren Herstellungskosten rund 10 % bis 15 % höher als der für Dieselkraftstoff. Außerdem wird die gleiche Energiesteuer wie auf fossilen Diesel erhoben. Die höheren Kosten für den Biokraftstoff können die Inverkehrbringer allerdings über die gesteigerte Menge an Treibhausgasminderungs-Quote refinanzieren.

Das System der THG-Quote zielt darauf ab, Emissionen aus dem Verkehrssektor zu reduzieren und nachhaltige Kraftstoffe zu fördern. Inverkehrbringer von fossilen Kraftstoffen sind verpflichtet, den Ausstoß von Treibhausgasen zu verringern. Für das Jahr 2024 liegt diese Verpflichtung bei 9,35 %. Die Reduktionen können durch den verstärkten Einsatz von Kraftstoffen mit niedrigeren Emissionswerten erreicht werden oder durch den Kauf von THG-Quoten von Dritten, die selbst nur emissionsarme Kraftstoffe verkaufen und somit keiner Quotenverpflichtung unterliegen.

Erlöse aus dem Handel mit THG-Quoten werden zur Finanzierung der Infrastrukturprojekte genutzt. Der THG-Quotenpreis beeinflusst die Marktpreise aller nachhaltigen Energien, sei es Bio-LNG, Ladestrom, Wasserstoff oder HVO.

Der aktuelle THG-Quotenpreis für eine Tonne CO2eq der Kategorie Annex IX Part B (Biokraftstoff aus gebrauchten Speiseölen oder tierischen Fetten) beträgt 110,00 Euro und liegt damit historisch sehr niedrig. Zum Vergleich: Im Januar 2023 lag der Quotenpreis noch bei 300,00 Euro.

Basierend auf dem aktuellen Preis von 110,00 Euro entspricht der THG-Erlös im Erfüllungsjahr 2024 rund 0,27 Euro/l HVO-Biokraftstoff (85 %-Minderung), der in Verkehr gebracht wurde. Um sich in diesem Preisumfeld attraktiv zum fossilen Diesel zu positionieren, muss somit nahezu die gesamte Quote zur Quersubventionierung des HVO-Produktes genutzt werden. Bei einer höheren Bepreisung des Produkts besteht entsprechend die Gefahr, dass HVO beim Kunden keine Akzeptanz findet.

Bei einem Quotenpreis von 300,00 Euro entspräche der THG-Erlös bereits rund 0,73 Euro/l HVO-Biokraftstoff (85 %-Minderung), der in Verkehr gebracht wurde. Auf Basis dieses Preises könnte HVO zu einem deutlich konkurrenzfähigeren Marktpreis verkauft werden, was zu einer effektiveren und größeren Verbreitung des HVO-Reinkraftstoffes führen würde. Die Auswirkung der Quotenerlöse auf den Verkaufspreis basierend auf verschiedenen Quotenpreisen wird in den beiden Diagrammen noch einmal grafisch dargestellt. Sie verdeutlichen die Wirkmacht des Hebels Quoten-Erlös eindrücklich.

Beispielhafte Berechnung der Hebelwirkung des THG-Quotenerlöses bei der Inverkehrbringung von HVO. (Grafik: 14degrees)

Die aktuelle Situation am Markt ist schwierig
Es bleibt zurzeit abzuwarten, ob sich der Quoten-Markt erholt und die Preise wieder steigen. Aktuell scheinen viele Marktteilnehmer keinen Bedarf an THG-Zertifikaten zu haben. Zwischenzeitlich fielen die Preise sogar erstmals unter die Marke von 100,00 Euro.

Grund für die mangelnde Nachfrage sind die großen Mengen an fortschrittlichem Biokraftstoff, die 2023 von China nach Europa importiert wurden. Mineralölunternehmen konnten den Kraftstoff zu sehr niedrigen Preisen erwerben und aufgrund der fortschrittlichen Eigenschaft das Produkt doppelt auf die THG-Quote anrechnen lassen. Die THG-Quote von 8 % konnte so übererfüllt und der Überhang für das Verpflichtungsjahr 2024 sowie die Folgejahre genutzt werden.

Neben Marktverwerfungen beeinflussen auch potenzielle Gesetzesänderungen und andere Faktoren die Preisentwicklung der THG-Quote. Erst vor kurzem veröffentlichte das BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, Bonn, einen Referentenentwurf, der eine Erhöhung der THG-Quote um 0,1 % von 9,25 % auf 9,35 % sowie das vorzeitige Ende der Upstream-Emissions-Reduction (UERs) im Jahr 2025 vorsieht. Die Anhebung der THG-Quote erfolgt dabei als Reaktion auf eine unerwartet hohe Strommenge im Jahr 2022. Damit soll sichergestellt werden, dass auch andere nachhaltige Kraftstoffe als Erfüllungsoption Nachfrage erfahren.

Die vorzeitige Beendigung der UER-Maßnahmen wurde beschlossen, da diese nicht mehr zur Erfüllung der EU-Vorgaben herangezogen werden können und außerdem die verfügbaren Optionen am Markt deutlich zugenommen haben. Die Anrechnung von UER-Maßnahmen ist in der Folge nicht mehr erforderlich.

Diese Gesetzesanpassungen dürften nach Meinung von L. Ziegler und R. Fischer zur Steigerung des THG-Quotenpreises ab 2025 führen.

Volatilitäten am Markt erfordern Strategien zur Risikominimierung
Die bestehenden Volatilitäten im THG-Markt führen zu großen Unsicherheiten bei den Marktakteuren. Eine Strategie zur Absicherung gegen Marktschwankungen besteht nach Aussage der 14degrees-Experten darin, die Handelsintensität zu erhöhen und den Quotenhandel an Spot- oder Quartalshandelsverträge zu koppeln.

Im Vergleich zu Jahresverträgen ermöglicht dies eine flexiblere Reaktion auf Marktdynamiken und somit die Aussicht auf erfolgreichere Quoten- und Handelsgeschäfte. Es erscheint sicher, dass die THG-Quote in einem halben Jahr nicht mehr denselben Wert haben wird wie zum aktuellen Zeitpunkt. Wenn entsprechend im Dezember eines Jahres ein Jahresvertrag geschlossen wird, der die Abnahme von THG-Quoten zu einem bestimmten Preis garantiert, besteht das Risiko, dass Gewinne aus unterjährigen Preisschwankungen entgehen. Aufgrund dieses einfachen Zusammenhangs sollte die Chance genutzt werden mittels Spotmarktverträgen auf ansteigende Preise zu spekulieren und dadurch entstehende Gewinne für das eigene Geschäft zu sichern.

14degrees als Plattform für den digitalen ad hoc-Quotenhandel ohne Verwaltungsaufwand
Damit dieses THG-Quotenhandelsgeschäft keine administrativen Aufwände verursacht, stellt die 14degrees mit ihrem digitalen ad hoc-Marktplatz die Infrastruktur zur Abwicklung von THG-Quotenhandelsgeschäften zwischen den Handelsparteien zur Verfügung.

Digitale und standardisierte Abwicklungsprozesse ermöglichen, dass THG-Zertifikate innerhalb weniger Sekunden gehandelt werden können. Platzierte Mengen und sichtbare Angebote können unmittelbar abgeschlossen werden. Der Marktpreisverlauf der THG-Quoten sowie die aktuellen Preise sind auf der 14degrees-Plattform übersichtlich dargestellt. Plattformteilnehmer können sich so einen schnellen Überblick über den aktuellen Markt verschaffen und den optimalen Vermarktungszeitpunkt bestimmen.

Die 14degrees ermöglicht dabei den Zugriff auf Unternehmen aus allen produktspezifischen Segmenten und bietet ihren Nutzern auf diese Weise Kontakte über die herkömmlichen Broker hinaus.

Auf www.14degrees.de finden Sie weitere Informationen zur Handelsplattform für den THG-Quotenhandel und können Kontakt zu den Experten L. Ziegler und R. Fischer aufnehmen.

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