In dem vorliegenden Expertenbeitrag zeigen Leonardo Ziegler, Geschäftsführer der 14degrees GmbH, Osnabrück, und Rahel Fischer, Expertin der 14degrees, die Bedeutung der Treibhausgasminderungs-Quote (THG-Quote) für die Umsetzung von Bio-CNG- und Bio-LNG-Projekten. Die THG-Quote ist laut der Experten ein monetärer Haupttreiber für die Indizierung vieler Projekte im aufstrebenden Markt in Deutschland.
Die 14degrees GmbH wurde im Jahr 2023 gegründet und betreibt nach eigenen Angaben die erste digitale B2B-ad-hoc-THG-Quotenhandelsplattform.
Der status quo
Die Gesamtabsatzmenge von LNG im Jahr 2023 liegt laut der Statistik von Zukunft Gas bei 146.734 t. Der Bioanteil dürfte im Gesamtjahr 2023 im niedrigen zweistelligen Prozentbereich gelegen haben. Die Absatzmenge von Bio LNG wird voraussichtlich ab diesem Jahr jedoch deutlich steigen, denn viele weitere Produktionsanlagen für Bio-LNG befinden sich im Markthochlauf. In den vergangenen Jahren wurden viele dieser Projekte indiziert, deren Mengen jetzt in den Markt fließen. Es ist davon auszugehen, dass sich ein Biomethan-Only-Markt mindestens für LNG mittelfristig etabliert.
Der Gesamtabsatz von Biomethan lag 2023 bei rund 10,5 TWh und stagniert damit in etwa auf dem Niveau des Jahres 2020. Laut der Analyse „Branchenbarometer Biomethan 2023“ der dena Deutsche Energie-Agentur GmbH, Berlin, ist jedoch im Kraftstoffsektor eine Positiv-Entwicklung zu spüren.
Die Vorteile der Kraftstoffalternativen
Als umweltfreundliche Kraftstoffalternativen erzeugen Bio-LNG und Bio-CNG im Vergleich zu herkömmlichen Kraftstoffen deutlich weniger Emissionen und sind eine nahezu kohlendioxidneutrale Alternative. Der Vorteil von LNG liegt dabei in seiner Energiedichte, die eine hohe Reichweite ermöglicht und somit primär im Schwerlast- und Schiffsverkehr Einsatz findet.
CNG eignet sich dagegen aufgrund seiner geringeren Reichweitenpotentiale eher für den Individualverkehr.
Die THG-Quote und ihre Herausforderungen
Das Potenzial der biogenen Kraftstoffe wird von vielen Marktteilnehmern als hoch eingeschätzt. Über die THG-Quote wird die Vermarktung von Bio-LNG und Bio-CNG wirtschaftlich attraktiv. Die THG-Quote als Klimaschutzinstrument zielt darauf ab, mehr alternative Energien in den Verkehrssektor einzubringen und stellt einen monetären Anreiz für die Indizierung von nachhaltigen Infrastrukturprojekten im Verkehrssektor dar.
Insbesondere im Boomjahr 2022 wurden zahlreiche dieser Infrastrukturprojekte initiiert. Zu diesem Zeitpunkt bewegten sich die Quotenpreise für die fortschrittlichen Biokraftstoffe auf einem konstant hohen Niveau zwischen 750 Euro/t und 950 Euro/t. Allerdings führten rechtliche Anpassungen, die unter anderem neue Erfüllungsoptionen und Mehrfachanrechnungen ermöglichten, zu Veränderungen auf dem THG-Quoten-Markt. Zusätzlich hatten auch die Dieselimporte aus China deutliche Auswirkungen und verursachten Marktverwerfungen.
Fortschrittliche THG-Quote
Bio-CNG und Bio-LNG sind häufig Erzeuger von fortschrittlicher Quote. Als fortschrittlich gelten jene Kraftstoffe, die aus Rohstoffen hergestellt werden, die in Anlage 1 der 38. BImSchV genannt sind. Als Substrate für die Herstellung von Bio-LNG können zum Beispiel landwirtschaftliche Abfallprodukte wie Wirtschaftsdünger verwendet werden. Wirtschaftsdünger sind Rohstoffe mit fortschrittlicher Eigenschaft nach Biomassecodeliste der BLE Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn.
Vorteile fortschrittlicher Kraftstoffe für Mineralölunternehmen
Die Nutzung fortschrittlicher Kraftstoffe ist für Mineralölunternehmen, die eine Mindestmenge von rund 56 Mio. Litern fossilen Kraftstoff in Verkehr bringen, vorgeschrieben und kann doppelt auf die THG-Quote angerechnet werden, sofern der erforderliche Mindestanteil von 0,4 % erfüllt ist.
Bis 2030 soll dieser Mindestanteil auf 2,6 % steigen. Ab dem Jahr 2025 sind alle Unternehmen, die fossile Kraftstoffe in Verkehr bringen, verpflichtet, die Mindestquote zu erfüllen. Demnach haben fortschrittliche Kraftstoffe eine große Bedeutung für das Erreichen der gesetzlich vorgegebenen Quote.
Neben der Eigenschaft „fortschrittlich“, die Bio-CNG und Bio-LNG zugeschrieben wird, wenn diese aus Wirtschaftsdüngern gewonnen werden, liegt die für diesen Rohstoff anrechenbare Treibhausgasmenge bei einem sehr guten Standardwert von – 100 g CO2eq/MJ (RED II), und erzeugt daher eine hohe Treibhausgasminderung. Aufgrund dessen ist dieser Ausgangsstoff sehr beliebt für die Herstellung von Kraftstoffen und wird in der Realität häufig verwendet.
Rechenbeispiele mit Praxisbezug
Insbesondere Bio-LNG generiert durch die negativen THG-Werte in Kombination mit seinem hohen Energiegehalt eine hohe Treibhausgasminderung, wie im folgenden Vergleich deutlich wird. Dabei wird die erzielte Treibhausgasminderung eines LNG-Lkw, exemplarisch am Modell des Iveco S-Ways, in einen Vergleich zu der eines Elektro-Lkw, beispielhaft am eActros 600, gesetzt.
Der eActros 600 schafft mit einer Batterieaufladung eine Reichweite von 500 km. Der Iveco S-Way erreicht je nach Tankkapazität eine Reichweite von bis zu 1.600 km. Für eine bessere Vergleichbarkeit in Bezug auf die Treibhausgasminderung, wird für die Berechnung in beiden Fällen eine Reichweite von 500 km zugrunde gelegt.
Der Elektro-Lkw erzeugt mit einer Batterieaufladung (0,6 MWh) basierend auf dem Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen pro Energieeinheit des Stroms von 138 kg CO2eq/GJ im Verpflichtungsjahr 2024 eine Netto-Treibhausgasminderung von 0,19 t CO2eq. Die THG-Quote wird durch die Vertankung des Kraftstoffes erzeugt. Das Erlöspotenzial aus der THG-Quote für die Inverkehrbringung dieser Menge an Kraftstoff entspricht bei einem aktuellen Quotenpreis (No Cap) von 135,00 Euro/t rund 25,65 Euro.
Mit einer Bio-LNG Tankfüllung von 337,5 Litern (Reichweite: 500 km), was 141,75 kg entspricht und umgerechnet 1,97 MWh ergibt, wird basierend auf dem negativen Standard THG-Wert von -100 g CO2eq/MJ eine beeindruckende Netto-Treibhausgasminderung von 1,31 t CO2eq erzielt. Der aktuelle THG-Quotenpreis für die Kategorie „Fortschrittlich“ beträgt 255,00 Euro. Potenziell kann somit durch die Inverkehrbringung der oben genannten Bio-LNG Menge ein Erlös in Höhe von 334,05 Euro erzielt werden.
Der Vergleich der Ergebnisse spricht für sich und ist ein klares Votum für den Einsatz der fortschrittlichen Kraftstoffalternativen unter Berücksichtigung der Hebelwirkung, die der THG-Quotenhandel bietet. Insbesondere fortschrittliche Kraftstoffe aus Wirtschaftsdüngern mit negativen THG-Werten bieten sehr gute Erlösmöglichkeiten.
Über 14degrees
Die 14degrees GmbH stellt mit ihrem Handelsmarktplatz eine Digitalplattform für die Vermarktung und den Kauf von Treibhausgasminderungsobligationen zur Verfügung. Die Cloudplattform wurde nach den Bedarfen des Mittelstandes und der Mineralölbranche entwickelt und ermöglicht digitale und standardisierte Handelsgeschäfte.
Hauptaugenmerk liegt auf dem Spotmarkthandel. Durch die Integration nützlicher Features unterstützt die 14degrees die Marktteilnehmer über das klassische Handelsgeschäft hinaus. Erst kürzlich hat die 14degrees den ersten webbasierten THG-Quotenrechner im Markt gelauncht. Mit einem Klick können Nutzer die produktspezifischen Werte der Netto-Treibhausgasminderung, Brutto-Treibhausgasminderung, tatsächlichen Emissionen und Referenzwerte berechnen lassen. Dieses Tool ist besonders praktisch, wenn es schnell gehen muss, beispielsweise während eines Meetings. Sowohl auf der Website als auch in der Handelsplattform von 14degrees steht dieser Rechner kostenlos zur Verfügung. Auf Basis dieser Berechnungen können direkt Angebote und Gesuche erstellt werden, die dann auf dem 14degrees-Handelsmarktplatz veröffentlicht werden können.
Ein weiteres Feature ist der Preischart. Der Marktpreisverlauf der THG-Quoten sowie die aktuellen Preise sind auf der 14degrees-Plattform übersichtlich dargestellt. So können sich Plattformteilnehmer einen schnellen Überblick über den aktuellen Markt verschaffen.
Auf www.14degrees.de finden Sie weitere Informationen zur Handelsplattform für den THG-Quotenhandel und können Kontakt zu den Experten L. Ziegler und R. Fischer aufnehmen.