VERBUND eröffnet modernes Pumpspeicherkraftwerk Limberg III

Gesch. Lesedauer: 5 Minuten
Energie, Erneuerbarer Strom, International, Unternehmen
V.l.n.r: Bundesminister Markus Marterbauer, CEO VERBUND Michael Strugl, Landeshauptfrau Karoline Edtstadler, Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer und COO VERBUND Achim Kaspar bei der Eröffnung im Limberg.
Foto: VERBUND/Wiedl

Die VERBUND AG, Wien, schreibt in Kaprun ein weiteres Kapitel österreichischer Energiegeschichte. Nach rund vierjähriger Bauzeit wurde im Beisein hochrangiger Vertreter aus Politik und Wirtschaft das modernste Pumpspeicherkraftwerk Österreichs eröffnet. Limberg III liefert durch die Bereitstellung von hocheffizienter Flexibilität einen entscheidenden Beitrag zur Aufrechterhaltung der Netzstabilität und Versorgungssicherheit des Landes. Mit der Erweiterung der „Grünen Batterie“ im Herzen Österreichs wird ein wichtiger Baustein für die erfolgreiche Energietransformation umgesetzt.

Mit Limberg III will VERBUND-Vorstandsvorsitzender Michael Strugeinen einen weiteren Meilenstein für die Energietransformation in Österreich setzen. „Dieses Kraftwerk ist unsere Antwort auf die wachsenden Herausforderungen für das Stromsystem durch den Ausbau der volatilen erneuerbaren Energien aus Wind und Sonne und ein Schlüsselprojekt für die Versorgungssicherheit Österreichs. Pumpspeicher sind die großtechnische Grüne Batterie der Nation und Kaprun ist und bleibt mit diesem Ausbau ein Zentrum der Energietransformation.“ Gemeinsam mit der gerade in Umsetzung befindlichen Erhöhung der Sperre Limberg investiert die VERBUND laut M. Strugeinen 572 Mio. Euro, wovon rund 75 % der Wertschöpfung in Österreich und 40 % im Bundesland Salzburg bleiben.

Bundesminister Wolfgang Hattmannsdorfer fügt hinzu, dass eine erfolgreiche Energiewende Speicher braucht – sie sind die zentrale Stellschraube für Versorgungssicherheit, Netzstabilität und die Integration erneuerbarer Energien. Gerade für ein Land wie Österreich mit seiner Topographie und Wasserkrafttradition sieht W. Hattmannsdorfer eine große Chance: „Speicher sind unsere natürliche Stärke und unser Beitrag zu einem stabilen Energiesystem.“

Limberg III ist seiner Einschätzung nach ein starkes Zukunftsprojekt für den Standort Österreich. „Es steht für das, was wir brauchen: sichere Energie, regionale Wertschöpfung und hochqualifizierte Arbeitsplätze.“

Für Landeshauptfrau Karoline Edtstadler ist das Kraftwerk in Kaprun eng mit der Geschichte des Landes Salzburg verknüpft und steht für Wiederaufbau, Ingenieurskunst im Hochgebirge und die Nutzung „sauberer“ Wasserkraft. Diese Geschichte wird mit dem neuen Pumpspeicherkraftwerk und dem Ausbau der Sperre Limberg fortgeschrieben. „Das Projekt Limberg III zeigt einmal mehr, dass österreichische Unternehmen Großprojekte zügig, umweltschonend und auf technisch höchstem Niveau umsetzen können. Damit leisten das Land Salzburg und VERBUND einen wesentlichen Beitrag zur Energiesicherheit in Europa“, sagt K. Edtstadler.

Chief Operating Officer Achim Kaspar, der im Vorstand der VERBUND für den Bereich Wasserkraft zuständig ist erklärt: „Pumpspeicher sind bis auf weiteres die einzig langfristig erprobte und hocheffiziente Großspeichertechnik. VERBUND betreibt derzeit Anlagen mit 2.600 MW an Turbinen- und 2.300 MW an Pumpleistung. Mit der im Frühjahr erfolgten Inbetriebnahme von Reißeck II+ mit 45 MW und der heutigen Inbetriebnahme von Limberg III mit 480 MW steigern wir unser Flexibilitätsportfolio an Pumpturbinen um über 20 %. Mit der laufenden Erhöhung der Limbergsperre schaffen wir zusätzliches Speichervolumen und leisten dadurch einen wichtigen Beitrag für die zukünftige Systemstabilität in Österreich.“

Michael Amerer und Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND-Wasserkraft heben hervor, darauf stolz zu sein, dass dieses komplexe Projekt trotz der herausfordernden Hochgebirgslage im Zeit- und Kostenplan realisiert werden konnte.

Feierlicher Festakt im Baulager Limberg III
Über 400 Gäste folgten der Einladung der VERBUND nach Kaprun. Die Eröffnungsfeier für den Pumpspeicher Limberg III wurde durch die Anwesenheit hochrangiger Persönlichkeiten aus Politik, und Wirtschaft zu einem besonderen Ereignis. Zu den gratulierenden Ehrengästen zählten unter anderem die Bundesminister W. Hattmannsdorfer und Markus Marterbauer sowie Landeshauptfrau K. Edtstadler und Landesrat Josef Schwaiger. Die ökumenische Segnung wurde gemeinsam von Generalvikar Harald Mattel der Erzdiözese Salzburg und Superintendent Olivier Dantine der Evangelischen Superintendentur Salzburg-Tirol vorgenommen.

Kraftwerksgruppe Kaprun mit neuem Pumpspeicher Limberg III
Der Pumpspeicher Limberg III ist als Erweiterung der bestehenden Kraftwerksgruppe Kaprun konzipiert und erhöht mit 480 MW die bestehende Turbinenleistung um 53 %
auf 1.382 MW und die Pumpenleistung um 75 % auf 1.120 MW. Das vollständig unterirdische Kavernenkraftwerk verfügt über zwei drehzahlvariable Francis-Pumpturbinen, die in der Turbinenrichtung eine Leistung zwischen 20 MW und 240 MW pro Einheit und in der Pumprichtung zwischen 100 MW und 240 MW pro Einheit für die Netzstabilisierung anbieten.

Die Größe der Kraftkaverne ist mit dem Mittelschiff des Wiener Stephansdoms vergleichbar, erstreckt sich über 62 x 25 x 43 Meter (L x B x H) und umfasst fünf Geschosse. Der Ausbruch der 530.000 cbm Material dauerte in Summe rund acht Monate.

Nach Vorliegen des positiven Genehmigungsbescheids zur Umweltverträglichkeitsprüfung im Juli 2017 wurde nach mehrmaliger Prüfung der energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen im März 2021 der Investitionsbeschluss für Limberg III gefasst. Mit in die Entscheidung ging neben den Entwicklungen im Strommarkt auch die Inbetriebnahme der Salzburgleitung ein, die eine der wesentlichen technischen Voraussetzungen für den systemdienlichen Betrieb des Pumpspeichers im 380 kV-Netz war.

Gemeinsam mit der Entscheidung zur Errichtung des Pumpspeichers wurde die Umsetzung der Vergrößerung des Speichervolumens des Hochgebirgsstausees Wasserfallboden beschlossen. Dazu wird die 1951 fertiggestellte Limbergsperre mit einer schon jetzt beeindruckenden Höhe von 120 Metern bis 2027 zusätzliche um 8,7 Meter erhöht. Diese technische Maßnahme lässt sich durch ausreichende Sicherheitsreserven der Bestandssperre umsetzen, wodurch der Nutzinhalt um 12,7 Mio. cbm auf 93,9 Mio. cbm gesteigert wird. Diese Volumenerhöhung um rund 15,6 % bedeutet wertvolle Speicherkapazität für die Zeiten von Stromüberschüssen.

Ökologische Begleitmaßnahmen und regionales Stakeholdermanagement
Im Rahmen der Errichtung von Limberg III wurden auch zahlreiche ökologische Begleitmaßnahmen umgesetzt. Durch die naturnahe Gestaltung der Bauwerke und Renaturierung ehemaliger Baustellenflächen leistet das Projekt einen nachhaltigen Beitrag zum Erhalt der alpinen Biodiversität. So wurde der wertvolle Oberboden schonend abgetragen, zwischengelagert und gezielt wieder eingebracht, wodurch artenreiche Alm- und Weideflächen sowie neue Waldflächen entstehen können. In den sensiblen Hochlagen kommt das innovative Saat-Soden-Kombinationsverfahren mit standortgerechten Saatgutmischungen zum Einsatz – ein Verfahren, das als Vorzeigeprojekt im Alpenraum gilt.

Ein besonderes Highlight ist das 26 ha große Europaschutzgebiet „Alpines Schwemmland Drossen“, das bis zum Sperrenfuß der Drossensperre reicht. Dort werden besonders wertvolle alpine Lebensräume wie Schwemmländer, Weidengebüsche, Kalkrasen und Kalkfelsen bewahrt. Außerdem wird im Bereich unterhalb der Sperre ein Projekt umgesetzt, bei dem auch Spuren aus der Bauzeit der 1950erJahre durch Renaturierung beseitigt werden.

In Zusammenarbeit mit den Gletscherbahnen Kaprun errichtet die VERBUND eine innovative Tunnelleitanlage zum Schutz von Amphibien auf der Zufahrtstraße zu den beiden Hochgebirgsseen im hinteren Kaprunertal. Auf einer Länge von 580 Meter ermöglichen 18 Durchlässe den Tieren eine sichere Überquerung der Zufahrtsstraße. Die Schutzanlage ist seit Ende Juni 2025 in Betrieb und wird künftig von der VERBUND gepflegt.

Im Sinne einer gelebten Nachbarschaft startete die VERBUND proaktiv die Information zu den geplanten Bau- und Ökomaßnehmen unmittelbar nach dem Baubeschluss. Mit der Einrichtung einer eigenen Kontaktstelle konnten laufende Anfragen zeitnah und detailliert beantwortet werden.

Daten & Fakten zu Limberg III und zur Sperrenerhöhung

PSW Limberg III:

  • 480 MW (Turbinen und Pumpbetrieb)
  • rund 8 km neues Stollensystem
  • rund 550.000 cbm Ausbruch
  • 144 cbm/s Durchfluss (Turbinen- und Pumprichtung)
  • 3.400 t und 770 m Stahlpanzerung
  • 220.000 cbm Beton
  • rund 4 Jahre Bauzeit bei einem 24/7 Durchlaufbetrieb (ausgenommen Barbaratag (04.12.)

Erhöhung der Sperre Limberg:

  • Fertigstellung 1951
  • Höhe 120 m
  • Kronenlänge: 357 m
  • Mauerstärke: 37 m, Stärke in Kronenhöhe: 6 m
  • Betonvolumen: 446.000 cbm
  • Wasserlast: 920.000 t
  • bestehender Nutzinhalt: 81,2 Mio. cbm
  • Nutzinhalt nach Erhöhung: 93,9 Mio. cbm (+ 12,7 Mio. cbm)
  • 32.000 cbm Beton
  • Stauseeoberfläche : + 85.600 qm (+ 5,7 % )

Wasserkraftwerke und Pumpspeicher der VERBUND
Die VERBUND ist Österreichs führendes Energieunternehmen und einer der größten Stromerzeuger aus Wasserkraft in Europa. Rund 97 % des Stroms werden aktuell aus erneuerbaren Energien erzeugt, vorwiegend aus Wasserkraft.

Die VERBUND betreibt aktuell 22 Speicher- und Pumpspeicherkraftwerke mit 3.919 MW Turbinenleistung und einem Regelarbeitsvermögen von 4.572 GWh. Die darin umfassten Pumpspeicher verfügen über einen Turbinenleistung von 2.611 MW und eine Pumpleistung von 2.318 MW.

Die Wasserkraftwerke in Kaprun verfügen mit der Inbetriebnahme von Limberg III über eine Turbinenleistung von 1.382 MW und eine Pumpleistung von 1.129 MW. Durch den natürlichen Zufluss werden in diesen Kraftwerken jährlich 712 GWh „saubere“ Wasserkraftstrom erzeugt.

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