Die Gasimporte aus Russland lassen sich mit Biogas mittelfristig um bis zu 30 % und langfristig um bis zu 40 % ersetzen, wie Manuel Maciejczyk, Geschäftsführer des Fachverband Biogas e. V., Freising, jüngst im Podcast des VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V., Düsseldorf, erklärte.
Biogas liefert einen wichtigen Beitrag zur Energiewende und kann die aktuelle Gaskrise mildern. Dennoch herrscht Depression in der Branche. Das liegt unter anderem an Unsicherheiten der politischen Rahmenbedingungen.
Experten gehen davon aus, dass sich rund die Hälfte der durch Gaskraftwerke erzeugten Stromproduktion durch Biogas decken lässt. Insgesamt könnte sich der Anteil von aufbereitetem Biogas (Biomethan) am deutschen Gasmarkt von 1 % auf 3 % verdreifachen. Das darf natürlich nicht zulasten der Nahrungsmittelproduktion oder der Artenvielfalt gehen. Darüber sprechen die Hosts Marco Dadomo und Sarah Janczura mit M. Maciejczyk im VDI-Podcast „Technik aufs Ohr“. M. Maciejczyk vertritt außerdem die Biogasbranche in diversen Normierungs- und Standardisierungsgremien auf nationaler, europäischer und internationaler Ebene.
Gaskrise: Stimmung der Branche ist schlecht
Eigentlich dürfte die Biogasbranche guter Dinge sein. Das Umfeld für die Biogasbranche in Deutschland stimmt, ihr Produkt ist gefragt. Seit 1992 sind laut M. Maciejczyk 10.000 neue Biogasanlagen hinzugekommen. Sie produzieren fast ausschließlich Strom und Wärme. Dennoch ist die Stimmung schlecht, wie der Experte im VDI-Podcast berichtet. Er spricht sogar von einer „Depression“, die es seit zehn Jahren nicht mehr gegeben hat. Grund dafür sind die Unsicherheiten der politischen Rahmenbedingungen. Wie sich der Ausbau von Biogasanlagen 2023 entwickelt, ist kaum vorhersehbar, da die Politik zu lange braucht, um die Bremsen für den Ausbau zu lösen. Die Branche könnten mittelfristig 30 % bis 40 % des russischen Gasimports ersetzen. Am schnellsten wäre eine Leistungserhöhung der schon bestehenden Biogasanlagen umsetzbar. Ohne große technische Umrüstungen könnten sie ihre Produktion um 20 % erhöhen. Dafür müssten aber die Rahmenbedingungen der Politik passen und schnell neue Anlagen errichtet werden. Der Agraringenieur erklärt, dass der Verband und die Branche dabei seien, Aufklärungsarbeit zu leisten und auf die Probleme hinzuweisen. Dabei wurden zu Beginn der Energiekrise im Frühjahr die Fähigkeiten der Branche in Berlin angeboten, aber erst langsam tut sich was.
Zusätzlich verunsichert die Debatte um den Gaspreisdeckel die Betreiber. Diese sind oftmals schon in Vorleistung gegangen und sehen sich mit Unsicherheiten für die Erlössituation konfrontiert.
Gesetzliche Hürden
Bisher ist es gesetzlich verboten, dass Biogasanlagen mehr Energie produzieren. Es besteht eine Höchstbemessungsleistung, die mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz 2014 eingeführt wurde. Zum Hintergrund: Die Bundesregierung wollte sicherstellen, dass mehr Pflanzen zur Nahrungsmittelproduktion geerntet werden, als zur finanziell lukrativen Energiegewinnung.
Jetzt befindet sich Deutschland in einer Energiekrise und die Biogas-Branche fordert, dass diese Bestimmungen gelockert werden.