VDI-Energieexperte Harald Bradke mit einer Einordnung zum Spatenstich für Unterseekabel zwischen Großbritannien und Deutschland

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Allgemein, Strom, Wirtschaft
VDI-Energieexperte Harald Bradke gibt seine Einordnung wider.
Foto: Harald Bradke

Ein unterseeisches Stromkabel soll künftig erstmals die Energienetze von Großbritannien und Deutschland verbinden. Am 21. Mai 2024 war Spatenstich. Prof. Dr.-Ing. Harald Bradke Energieexperte des VDI Verein Deutscher Ingenieure e. V., Düsseldorf, sieht eine Entlastung der Verbraucher. Deutschland entwickelt sich außerdem zum Strom-Importland. Allerdings nicht aus Gründen der Versorgungssicherheit.

H. Bradke sagt, der Spatenstich für die erste direkte Stromverbindung zwischen Großbritannien und Deutschland ist ein weiterer wichtiger Baustein zur Sicherung der Stromversorgung in Europa. Diese Interkonnektoren ermöglichen den Stromaustausch zwischen den Stromnetzen in Europa und erhöhen damit den Wettbewerb und die Versorgungssicherheit. Außerdem verbessert sich das Preis-Leistungs-Verhältnis für Verbraucher.

Deutschlands Stromnetz ist bereits seit langem mit allen Stromnetzen seiner Nachbarländer verbunden. Im Jahr 2022 exportierte Deutschland 60 TWh und erlöste damit 11,6 Mrd. Euro, während 33 TWh für 9,2 Mrd. Euro eingeführt wurde.

H. Bradke ordnet ein, dass der seit mehr als fünfzehn Jahren anhaltende Nettoexportüberschuss von Strom aus Deutschland nicht nur zu hohen finanziellen Einnahmen für die deutsche Elektrizitätswirtschaft beiträgt, sondern auch zu moderateren Strompreisen in ganz Europa führt. Aufgrund des schleppenden Ausbaus der Stromerzeugung aus Windenergie in Deutschland ist zu erwarten, dass sich Deutschland zumindest mittelfristig von einem Strom-Exportland zu einem Strom-Importland entwickelt, wie es bereits 2023 der Fall war. Dies geschieht allerdings nicht aus Gründen der Versorgungssicherheit, sondern weil die Nachbarn, vor allem im Norden Europas, günstigen Windstrom anbieten konnten und somit die teureren fossilen deutschen Kraftwerke nicht benötigt wurden.

Großbritannien ist über Hochspannungs-Gleichstromleitungen mit dem europäischen Festland über Norwegen, Dänemark, Niederlande, Belgien und Frankreich verbunden und hat von dort Netto große Mengen Strom bezogen. Der VDI-Experte erklärt, dass bis die „Stromautobahnen“ vom Norden in den Süden Deutschlands fertig ausgebaut sind, auch deutscher Windkraftstrom nach Großbritannien fließen wird und bei einem hohen Windstromangebot an den deutschen Küsten nicht mehr abgeregelt werden muss. Das führt zu einer finanziellen Entlastung der deutschen Stromkunden. Auf längere Sicht wird jedoch erwartet, dass Windkraftstrom aus großen Windparks vor Schottland günstigen Strom nach Deutschland liefern werden, insbesondere, wenn an der deutschen Nord- und Ostsee Flaute herrscht.

Durch die europäische Zusammenarbeit wird sich der Ausstoß von Treibhausgasen reduzieren. Die neue Stromleitung zwischen Großbritannien und Deutschland genießt von der Europäischen Kommission den Status eines „Projekts von gemeinsamem Interesse“ („Project of Common Interest“, PCI). H. Bradke sagt, dass die EU-Kommission damit anerkannt habe, dass es sich um ein wichtiges grenzüberschreitendes Infrastrukturprojekt handelt, das den europäischen Ländern helfen wird, wichtige energie- und klimapolitische Ziele zu erreichen. Gleichzeitig wird es helfen, die Stromkosten in Europa weiter zu reduzieren und damit einen Beitrag zur internationalen Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu leisten, was den Wohlstand sichert.

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