Stakeholder-Plattform Strommarktdesign veröffentlicht Ergebnispapier – Ökonomischen Wert von Versorgungssicherheit sichtbar machen

Gesch. Lesedauer: 2 Minuten
Strom
Foto: eot

Die aktuelle Energiepreiskrise hat dazu geführt, dass der Strommarkt in den vergangenen Wochen in den öffentlichen Fokus gerückt ist. Jetzt erfolgen kurzfristig vorübergehende Interventionen in den Strommarkt auf europäischer und nationaler Ebene, um die wirtschaftlichen und sozialen Folgen abzufedern. Die aktuellen Diskussionen um die Krisenfolgen und die Eingriffe in den Strommarkt machen zugleich aber umso deutlicher, dass schneller und dringlicher denn je die grundsätzliche Weiterentwicklung des Strommarktdesigns insgesamt angestoßen werden muss.

Die Stakeholder-Plattform Strommarktdesign – bestehend aus Vertretern von Verbänden, Unternehmen, Think Tanks und Gewerkschaften – hat seit Juli 2022 über die Herausforderungen und Chancen diskutiert, die in Zusammenhang mit einer Weiterentwicklung des Strommarktdesigns stehen. Mit dabei ist auch der BEE Bundesverband Erneuerbare Energie e. V., Berlin.

Die in ihrem Ergebnispapier enthaltenen Impulse sollen die Gespräche der geplanten Plattform „Klimaneutrales Stromsystem“ des BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, zur Weiterentwicklung des Marktdesigns unterstützen. Ziel ist dabei die Schaffung eines klimaneutralen, bezahlbaren und versorgungssicheren Stromsystems. Dafür sind erhebliche Investitionen notwendig, für die derzeit allerdings eine langfristig planbare Grundlage fehlt.

Der etablierte Energy-Only-Markt (EOM) mit seiner sogenannten „Merit Order“ ist für die Funktionen und Ziele, für die er entwickelt und implementiert wurde, nach wie vor effektiv, effizient und wirksam. Allerdings offenbart er zunehmend auch Defizite, wenn es darum geht, die Versorgungssicherheit mit Strom zu gewährleisten. Außerdem liefert der EOM keinen ausreichenden Anreiz für Investitionen in dargebotsabhängige Erzeugungsanlagen, also insbesondere Photovoltaik- und Windenergieanlagen, da die langfristig zu erwartbaren Erlösströme nicht zum Risikoprofil möglicher Investoren passen.

Ausschließlich Neuinvestitionen in günstige Erzeugungstechnologien können dauerhaft zu einem dämpfenden Preiseffekt führen, denn sie bewirken eine Ausweitung des Angebots bei niedrigen Stromerzeugungskosten. Daher muss ihre Refinanzierung dauerhaft sichergestellt sein.

Auf der anderen Seite können ausschließlich Neuinvestitionen in steuerbare Kapazitäten und Verfügbarkeiten dauerhaft die Versorgungssicherheit gerade für die Zeiträume gewährleisten, in denen nicht ausreichend Sonnen- und Windstrom zur Verfügung stehen. Für sie müssen trotz flexibler Fahrweise und der Nutzung klimaneutraler Brennstoffe, wie insbesondere Wasserstoff oder Biomasse, dauerhaft und planbar ausreichende ökonomische Anreize geschaffen werden.

Aus diesem Grund muss neben dem Erlösstrom aus der reinen Stromerzeugung ein weiterer Erlösstrom für die Verfügbarkeit etabliert werden. Nur dadurch kann der ökonomische Wert von Versorgungssicherheit sichtbar gemacht und damit preislich ausgewiesen werden. Das künftige Marktdesign darf außerdem einen bedarfsgerechten, effizienten und schnellen Netzausbau nicht behindern.

Es sollten marktliche Anreize dafür geschaffen werden, dass zusätzliche Flexibilität auf der Angebots- und Nachfrageseite geschaffen werden, ohne dass dies Verpflichtungen zu der Nachfrageseite, wie zum Beispiel Demand-Side-Management, auslöst. Flexibilität soll sich lohnen, aber kein Zwang werden.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel