Sprint eröffnet erste HVO100-Zapfsäule in Berlin

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Tankstellen
v.l.n.r.: Christian Dürr, Judith Skudelny, Duraid El Obeid, Daniel Kaddik und Dr. Michael Haberland.
Foto: Sprint Tank

Anlässlich des Verkaufsstarts von HVO100 Diesel (HVO = Hydrotreated Vegetable Oil) an der ersten Tankstelle in Berlin kamen zahlreiche Gäste aus Politik, Wirtschaft und Verbänden zur Sprint-Tankstelle in der Kniprodestraße 25. Zu den Gästen gehörten unter anderem Christian Dürr, Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion, und Judith Skudelny, umweltpolitische Sprecherin der FDP-Bundestagsfraktion, die sich in den vergangenen Monaten für die Zulassung von HVO100 Diesel stark gemacht haben. Außerdem waren Daniel Kaddik, Geschäftsführer des bft Bundesverband Freier Tankstellen und unabhängiger deutscher Mineralölhändler e. V., Bonn, und Dr. Michael Haberland, Präsident des Automobilclubs Mobil in Deutschland e. V., München, vor Ort. Lange Zeit war Deutschland in Europa laut Sprint-Geschäftsführer Duraid El Obeid die rote Laterne beim Thema HVO100 Diesel, während der Kraftstoff in anderen Ländern wie den Benelux-Staaten, Schweden und Italien längst an den Zapfsäulen zu kaufen war. Es erfreut ihn deshalb umso mehr, dass den Verbrauchern jetzt endlich eine gute Lösung für mehr Klimaschutz geboten werden kann.

HVO100 Diesel mit zahlreichen Vorteilen
Einig waren sich die Gäste über die Vorteile von HVO100 Diesel. Der Kraftstoff kann unter anderem aus Pflanzenölen, pflanzlichen und tierischen Fetten oder wiederverwertbaren Abfallstoffen wie Speiseölen und Fettresten hergestellt werden. Aufgrund der nicht fossilen Rohstoffe weist HVO100 Diesel bis zu 90 % weniger CO2-Neuemissionen auf als fossiler Diesel. Der Ausstoß von Feinstaub, Partikeln und Stickoxid ist ebenfalls geringer. Darüber hinaus ist HVO100 Diesel frei von Schwefel, Sauerstoff und Aromaten und nahezu 100 % geruchlos. Da der Kraftstoff eine reine Qualität hat und „sauberer“ verbrennt als fossiler Diesel, hat er keine schädlichen Auswirkungen auf Fahrzeugteile wie Motor oder Filter. Auch besteht kein Konflikt zur Nahrungsmittelproduktion, weil es sich bei den Rohstoffen um biologische Abfallstoffe handelt. Außerdem ist die Beimischung von Palmöl seit Anfang 2023 in Europa verboten. HVO100 Diesel kann ohne technische Umrüstung in alle Diesel-Fahrzeuge getankt werden, bei denen das XtL-(X-to-Liquid)Symbol im Tankdeckel steht. Für ältere Fahrzeuge haben viele Hersteller bereits umfangreiche Freigabelisten zur Verfügung gestellt und es kommen ständig neue dazu.

Mehr Technologieoffenheit wagen
In ihren Statements zum Verkaufsstart an der Sprint-Tankstelle betonten die Gäste, wie wichtig Technologieoffenheit für den Klimaschutz und die Garantie von individueller Mobilität ist. C. Dürr betonte, dass nicht Politiker vorgeben sollten, welche Antriebe Menschen nutzen, sondern die Menschen sich frei entscheiden können müssen. Statt eine Technologie vorzugeben, muss mehr erlaubt werden. Daher ist die Zulassung von HVO100 Diesel aus seiner Sicht ein ganz wichtiger Schritt, um Klimaneutralität in Deutschland zu erreichen. Seine Parteikollegin J. Skudelny ergänzte, dass in Deutschland ein ideologischer Kampf zwischen E-Mobilität und Verbrennungsmotor geführt wird. Dabei muss das ihrer Meinung nach gar kein Gegensatz sein. Eine Ideologie darf nicht verhindern, dass zukunftsweisende und technologieoffene Lösungen wie HVO100 Diesel genutzt werden. Als nächster Schritt muss es jetzt gelingen, die Anrechenbarkeit der Kraftstoffe auf die Flottengrenzwerte der Automobile zu erreichen. Damit wird nach Aussage von J. Skudelny die klimaschützende Wirkung im Verkehr auch auf europäischer Ebene anerkannt und der Markthochlauf bekommt ohne Subventionen eine breite wirtschaftliche Basis.

Für bft-Geschäftsführer D. Kaddik wird ein Antriebspluralismus mit E-Mobilität, Wasserstoff und klimaneutralen flüssigen Kraftstoffen benötigt. Sobald den Menschen erklärt wird, was HVO100 Diesel ist und welche Vorteile er hat, haben die Verbraucher nach seiner Wahrnehmung Lust darauf und fragen nach. Deshalb macht der bft gemeinsam mit seinen Mitgliedern an ihren Tankstellen Aufklärungskampagnen. Er ist überzeugt, dass, wenn der Druck auf die Politik durch die Bürger groß genug wird, am Ende auch das unsinnige Verbrennerverbot ab 2035 umgekehrt werden kann. Dem stimmte M. Haberland zu: Das Verbrenneraus sollte auch nach seiner Ansicht gekippt werden, es ist der falsche Weg. Die Menschen müssen mitgenommen werden und dazu braucht es keine Verbote, sondern vernünftige Angebote wie HVO100 Diesel.

Preis wird voraussichtlich perspektivisch sinken
Bei allen Vorteilen von HVO100 Diesel hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit spielt für viele Autofahrer sicherlich der Preis an der Zapfsäule eine Rolle bei der Kraftstoffauswahl. Aufgrund der sehr niedrigen CO2-Neuemissionen entfällt bei HVO100 Diesel die CO2-Steuer. Allerdings liegen die Herstellungskosten aktuell noch über denen von herkömmlichen Diesel, sodass der Literpreis derzeit ein paar Cent höher liegt als bei dem fossilen Produkt. Der Verband geht laut D. El Obeid davon aus, dass der Preis mit steigender Nachfrage und Verbreitung auf ein ähnliches Niveau wie fossiler Diesel sinken kann.

Die Sprint Tank GmbH, Berlin, plant, HVO100 Diesel an sieben weiteren Stationen einzuführen, die bisher Diesel protect25 mit einer HVO-Beimischung von 25 % angeboten haben. In den vergangenen Monaten haben sich insbesondere die mittelständischen Energieunternehmen für die freie Zulassung des Kraftstoffs in Reinform an öffentlichen Tankstellen eingesetzt, stellt D. El Obeid fest. Jetzt arbeitet die Branche gemeinsam daran, ein deutschlandweites Netz für HVO100 Diesel aufzubauen, um das Premiumprodukt flächendeckend für Autofahrer verfügbar zu machen.

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