Am 21. September 2023 ist der Startschuss für ein bundesweit einzigartiges Energie-Projekt im sächsischen Kesselsdorf gefallen. Die Primagas Energie GmbH, Krefeld, einer der nach eigenen Angaben führenden Flüssiggas-Versorger, weihte zusammen mit Ministerpräsident Michael Kretschmer und weiteren Gästen aus der Branche offiziell drei Testanlagen für erneuerbaren Dimethylether (DME) ein. Das Gas soll im Zuge des neuen GEG schon bald als eine weitere regenerative Energielösung als Beitrag zur Wärmewende verfügbar sein. Im Fokus des Testbetriebs steht die Prüfung der technischen Voraussetzungen für eine Nutzung von erneuerbarem DME in Standard-Flüssiggasanlagen für Neu- und Bestandsgebäude.
„Innovationen sind ein Bündnis mit der Zukunft“ – mit diesem Zitat begrüßte Stephan Klosterkamp, Geschäftsführer der Primagas, die Gäste zur offiziellen Einweihung der drei Testanlagen. Wenn das Ziel der Klimaneutralität im Gebäudesektor bis 2045 erreicht werden soll, muss der Anteil erneuerbarer Energien laut S. Klosterkamp binnen 22 Jahren von aktuell 17 % auf 100 % gesteigert werden – eine Lücke von 83 %. Und das gelingt nur, wenn eine breite Palette an Lösungsmöglichkeiten zur Verfügung steht. Er ist überzeugt, dass der regenerative Futuria DME eine sinnvolle Option gerade für ländliche Regionen ist, die keinen Anschluss an die Netzversorgung haben. In Kesselsdorf soll der Einsatz des alternativen Energieträgers über verschiedene Tests bis zur Marktreife geführt werden. Nach der Markteinführung von biogenem Flüssiggas in Deutschland 2018 setzt die Primagas damit konsequent ihren Weg als Pionier der Branche fort, mit neuen, zukunftsfähigen Lösungen zur Energiewende beizutragen.
Es werden vor allem pragmatische Lösungen benötigt
Zur offiziellen Einweihung kamen Gäste aus Politik, Industrie und Verbänden. Auch Ministerpräsident M. Kretschmer folgte der Einladung von Primagas und lobte die Zukunftsinitiative. Für eine erfolgreiche Energiewende werden aus seiner Sicht innovative und pragmatische Lösungen benötigt. Die Primagas ist dabei ein wichtiger Akteur. Das neue Energie-Projekt des Unternehmens steht für Aufbruch und Innovation. Es ist zugleich ein starkes Bekenntnis zum Wirtschafts- und Technologiestandort Sachsen. M. Kretschmer ist sich sicher, dass das Vorhaben für weitere neue Impulse zugunsten einer klimafreundlichen Energieversorgung gerade auch im ländlichen Raum sorgen wird.
Drei verschiedene Mischungen im Praxistest
Erneuerbarer DME wird aus Synthesegas gewonnen, das regenerativ aus Biomasse hergestellt wird. Über den Testbetrieb in Kesselsdorf will die Primagas die technischen Voraussetzungen für den flächendeckenden Einsatz ab 2026 in Standard-Flüssiggasanlagen schaffen. Dazu werden drei Heizungsanlagen inklusive Tank und Gastherme mit verschiedenen Flüssiggas- und Futuria DME-Mischungsverhältnissen befüllt. Eine Testanlage wird mit 80 % Flüssiggas und 20 % regenerativem DME betrieben. Eine zweite prüft den Einsatz von 65 % erneuerbarem DME mit 35 % konventionellem Flüssiggas. Die dritte Testanlage wird zu 100 % mit regenerativem DME versorgt.
So will die Primagas herausfinden, ob und inwieweit technische Komponenten wie Regler, Ventile und Leitungen für einen reibungslosen anteiligen, mehrheitlichen oder vollständigen Betrieb mit erneuerbarem DME angepasst werden müssen.
Der Grund: Futuria DME und Flüssiggas sind chemisch sehr ähnlich, aber nicht identisch und wirken sich unterschiedlich auf Materialien aus. Ende 2024 sollen die Testergebnisse vorliegen. Die Tests werden über den gesamten Zeitraum durch ein renommiertes deutsches Prüfinstitut begleitet und nach gesetzlichen Vorgaben zertifiziert.
Regenerativer DME: Meilenstein für die Wärmewende
Wie wichtig jeder weitere Baustein auf dem Weg zur Wärmewende ist, zeigt auch die jüngste Stellungnahme des Expertenrates für Klimafragen. Denn nach dessen Einschätzung reicht das aktuelle Maßnahmenpaket der Bundesregierung zur Erreichung der Klimaziele für 2030 nicht aus.
Gerade für den ländlichen Raum ist erneuerbarer DME darum eine sinnvolle Alternative, betont Primagas-Geschäftsführer S. Klosterkamp. Bereits 2020 wurde biogenes Flüssiggas in das Gebäudeenergiegesetz (GEG) aufgenommen – für die Primagas eine Bestätigung, dass biogenes Flüssiggas die Anforderungen an die Nutzung erneuerbarer Energien erfüllt. Und auch die Novelle des GEG berücksichtigt biogenes Flüssiggas als Erfüllungsoption. Mit dem erneuerbaren Futuria DME geht die Primagas jetzt noch einen Schritt weiter und gestaltet so die Klimawende aktiv mit.