RWI: Konjunkturelle Schwäche dürfte noch bis zum Frühjahr 2025 anhalten

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Allgemein, Wirtschaft
Eckwerte zur RWI-Konjunkturprognose vom 12. Dezember 2024.
Foto: RWI

Das RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung e. V., Essen, geht in seiner aktuellen Konjunkturprognose davon aus, dass die deutsche Wirtschaftsleistung in diesem Jahr sinkt. In seiner Prognose vom September dieses Jahres hatte es noch einen Zuwachs erwartet. Für 2025 prognostiziert das RWI eine Zunahme des Wirtschaftswachstums. Für 2026 wird ein Anstieg erwartet.

Das Wichtigste in Kürze

  • Das RWI erwartet in seiner aktuellen Konjunkturprognose für 2024 einen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,2 %, nachdem es im September 2024 noch einen Anstieg um 0,1 %-Pkt. erwartet hatte. Für 2025 erwartet das RWI statt 0,9 % jetzt 0,6 % BIP-Wachstum. Für 2026 senkt das Institut seine Prognose von 1,4 % leicht auf 1,3 % Wirtschaftswachstum.
  • Die deutsche Wirtschaft hat im Sommerhalbjahr weiter an Boden verloren. Weiter schwach entwickelten sich vor allem die Exporte, die gegenüber dem Welthandel zurückbleiben. Verbunden damit sind die Investitionen erneut zurückgegangen. Die Unternehmen leiden unter einer geringen Nachfrage, so dass die Auftragsbestände schwinden und die Kapazitätsauslastung niedrig ist. Dies gilt insbesondere für den Kraftfahrzeugbau und die energieintensiven Industrien. Dagegen stieg der private Konsum mit 0,3 % gegenüber dem Vorquartal recht deutlich. Die privaten Haushalte scheinen allmählich die steigenden Realeinkommen zu spüren, so dass sie bereit sind, ihre Ausgaben wieder zu erhöhen.
  • Die konjunkturelle Schwäche dürfte noch bis zum Frühjahr des kommenden Jahres anhalten. Erst wenn klarer wird, wie nach Neuwahlen in Deutschland und Amtsantritt des neuen US-Präsidenten die wirtschaftspolitischen Weichen diesseits und jenseits des Atlantiks gestellt werden, dürfte die Unsicherheit abnehmen und die Nachfrage stärker steigen.
  • Auf dem Arbeitsmarkt deuten die gängigen Indikatoren darauf hin, dass die Arbeitslosigkeit zunächst noch etwas steigen und die Zahl der Erwerbstätigen weiter fallen dürfte. Die schwache Nachfrage nach deutschen Waren lässt vorerst keinen Beschäftigungsaufbau erwarten. Gleichzeitig beklagt ein Großteil der Unternehmen einen Fachkräftemangel und versucht daher, ihre Beschäftigten länger zu halten als in früheren Schwächephasen. Im Zuge der konjunkturellen Erholung im Laufe des kommenden Jahres dürfte die Arbeitslosigkeit etwas zurückgehen. Es ist damit zu rechnen, dass die Arbeitslosenquote aus statistischen Gründen von voraussichtlich 6 % in diesem Jahr im Folgejahr zunächst auf 6,1 % steigen und im Jahr 2026 dann auf 5,9 % fallen wird. Insgesamt dürfte allerdings auch die Erwerbstätigkeit im gesamten Prognosezeitraum fallen – um rund 70.000 Personen im kommenden Jahr und um weitere gut 80.000 Personen im Jahr darauf.
  • Für dieses Jahr geht das RWI von einer Inflationsrate von 2,2 % aus. Zu Beginn des Jahres 2025 werden Sondereffekte wie der höhere Tarif für das Deutschlandticket sowie gestiegene Beiträge in der privaten Krankenversicherung die Preise beeinflussen. Demgegenüber stehen jedoch im Vergleich zum Jahr 2024 nur noch schwach steigende Löhne sowie moderat fallende Energiepreise. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass die Inflationsrate bei 2,2 % bleiben wird. Im Jahr 2026 dürfte sie auf 1,9 % fallen, obwohl dann mit einem gewissen Preisdruck zu rechnen ist, weil der Übergangszeitraum für das CO2-Grenzausgleichssystem ausläuft und die nationalen Zertifikatspreise für Brennstoffemissionen erhöht werden.
  • Im laufenden Jahr dürfte das gesamtstaatliche Finanzierungsdefizit mit rund 107 Mrd. Euro in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs liegen. Zwar dürften Steuereinnahmen und Sozialbeitragseinnahmen steigen. Allerdings dürften auch die Staatsausgaben stärker als das BIP zunehmen, wobei vor allem Zinsausgaben und monetäre Sozialleistungen kräftig zulegen. Im kommenden Jahr dürfte das Finanzierungsdefizit auf gut 87 Mrd. Euro zurückgehen. Unter anderem dürften Steuern und Sozialbeiträge nochmals kräftiger zulegen, da die abgabenfreie Inflationsausgleichsprämie nicht mehr genutzt werden kann, so dass ein höherer Teil der Bruttolöhne abgabenpflichtig wird. Für das Jahr 2026 dürfte das staatliche Finanzierungsdefizit mit rund 92 Mrd. Euro wieder etwas höher ausfallen. Der Hauptgrund ist, dass die Einnahmen aus Steuern und Sozialbeiträgen weniger stark als im Jahr 2025 zulegen dürften.
  • Der aktuellen RWI-Konjunkturprognose liegt die Annahme zugrunde, dass die gesamtwirtschaftliche Unsicherheit im kommenden Jahr deutlich zurückgeht. Ist dies nicht der Fall, könnte sich die konjunkturelle Erholung erneut verzögern. Auch in der Klima- und Energiepolitik geht die Prognose davon aus, dass nach der Bundestagswahl die Unsicherheit allmählich sinkt. Ist das nicht der Fall, könnten Investitionen und der private Konsum zumindest vorübergehend belastet werden.

Zu den Aussichten für die deutsche Wirtschaft erklärt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt, dass vor allem mehr wirtschafts- und gesamtpolitische Sicherheit benötigt wird, damit die deutsche Wirtschaft im nächsten Jahr wieder wachsen kann. Davon würden die Unternehmen ebenso profitieren wie der private Konsum.

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