Methanemissionen aus fossilen Rohstoffen stark unterschätzt

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Forschung & Entwicklung
Prozentuale Veränderung des CO2-Fußabdrucks fossiler Rohstoffe.
Foto: nova-Institut GmbH

Eine neue Studie, die von der RCI Renewable Carbon Initiative (RCI) in Auftrag gegeben und von LCA-Experten des nova-Instituts für politische und ökologische Innovation GmbH, Hürth, durchgeführt wurde, zeigt, dass aktuelle Updates führender Lebenszyklusdatenbanken (LCI-Datenbanken) – darunter ecoinvent Versionen 3.9 bis 3.11 und Carbon Minds – eine erhebliche Unterschätzung der Methanemissionen entlang der Lieferkette von Erdöl und Erdgas aufdecken. Die neuen Erkenntnisse wurden insbesondere durch verbesserte Satellitendaten zu Abfackelung, Ablassen und Leckagen fossiler Rohstoffe identifiziert.

Die Überarbeitungen zeigen deutliche Ungereimtheiten zwischen der Emissionsberichterstattung von verschiedenen Industriequellen wie der IEA Internationale Energie-Agentur, Paris, oder dem IOGP Internationaler Verband der Öl- und Gasproduzenten, London. Die globalen Methanemissionen aus der Erdölförderung werden in den Daten der IEA jetzt als 15-mal höher ausgewiesen als in den IOGP-Zahlen, wobei die Diskrepanz für Russland das 10-fache und für Saudi-Arabien ein erstaunliches 40-faches beträgt. Ähnliche Lücken gibt es bei Erdgas, für das Daten der Weltbank für wichtige Förderländer Emissionen anzeigen, die bis zu 3,8-mal höher sind als die IOGP-Schätzungen.

Erhebliche Auswirkungen auf den CO2-Fußabdruck von fossilen Chemikalien
Diese Datenrevisionen führen dazu, dass der CO2-Fußabdruck wichtiger fossiler Rohstoffe und nachgelagerter Produkte in diesen LCI-Datenbanken in den letzten Jahren und in den letzten Updates stark angestiegen ist. Die Klimaauswirkungen von Naphtha – dem gebräuchlichsten Rohstoff für Olefine – haben sich aufgrund der Methanemissionen beispielsweise fast verzehnfacht.

Infolgedessen ist auch der CO2-Fußabdruck wichtiger petrochemischer Produkte deutlich gestiegen: So hat sich der Fußabdruck von Naphtha fast verdoppelt, der von Ethylen und Propylen ist um rund 30 % gestiegen, und der Fußabdruck von Butadien stieg um 60 % bis 90 % im Vergleich zu früheren LCA-Daten. Ebenso weisen die daraus abgeleiteten Kunststoffe, einschließlich Polyethylen (PE), Polypropylen (PP) und Polyethylenterephthalat (PET), jetzt einen höheren CO2-Fußabdruck von rund 20 % bis 30 % auf.

Alternativen basierend auf erneuerbarem Kohlenstoff mit geringeren Emissionen
Die aktualisierten Datenbankwerte führen auch dazu, dass der Klimavorteil von Produkten basierend auf erneuerbarem Kohlenstoff noch größer ist als bisher angenommen. Aktuelle Fallstudien mit den neuesten ecoinvent-Daten deuten jetzt auf einen durchschnittlich 40 % bis 50 % geringeren CO2-Fußabdruck für biobasierte Kunststoffe im Vergleich zu fossilbasierten hin. Dies ist ein weiterer relevanter Anstieg im Vergleich zu den vorherigen durchschnittlichen Schätzungen von rund 30 %. Dabei wird die Aufnahme und zeitweise Bindung von biogenem Kohlenstoff aus der Atmosphäre noch nicht berücksichtigt, welche diesen Vorteil weiter vergrößern würde.

Auswirkungen auf Politik und Industrie
Der Bericht appelliert an politische Entscheidungsträger, diese aktualisierten LCI-Daten schnellstmöglich auch in ihren Nachhaltigkeits- und Klimastrategien und bei der Bewertung von fossilen Produkten im Vergleich zu erneuerbaren Alternativen zu berücksichtigen. Nur so vermeidet man eine falsche Darstellung der Umweltkosten fossiler Chemikalien, insbesondere in EU-Gesetzgebungen wie der Verpackungsverordnung (PPWR).

Zu den Kernempfehlungen des Berichts gehören:

  • Regelmäßige Aktualisierung von LCI-Datenbanken, um neue wissenschaftliche und technologische Entwicklungen widerzuspiegeln
  • Erweiterung des Umfangs der Emissionserfassung zum Beispiel auf stillgelegte Öl- und Gasfelder
  • Harmonisierung der Berichterstattung zwischen Datenbanken (ecoinvent, Sphera, PlasticsEurope)
  • Ausbau politischer Unterstützung und Förderung für Lösungen aus erneuerbarem Kohlenstoff, um die Defossilisierung innerhalb der Industrie voranzutreiben.

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