Kühllager von Unilever wird zur Batterie: Energiespeicherung durch Speiseeis

Gesch. Lesedauer: 2 Minuten
Energie
Tiefkühllager in Heppenheim nutzt intelligentes Energie-Management, um Netzlasten zu reduzieren und den Einsatz fossiler Energien zu minimieren.
Foto: Unilever

Die Unilever Deutschland Holding GmbH, Hamburg, und das Energieberatungsunternehmen Energeering GmbH, Mülheim an der Ruhr, verwandeln das Tiefkühllager von Heppenheim in einen großen Energiespeicher. Weil Speiseeis Temperaturschwankungen im Kühllager von bis zu 4 °C erlaubt, ohne die Qualität zu beeinträchtigen, kann die Energiezufuhr über einen längeren Zeitraum reduziert werden.

Durch flexibles Energiemanagement und den Einsatz von künstlicher Intelligenz werden Stromverbrauch und Energiekosten in Spitzenzeiten drastisch gesenkt. Der innovative Ansatz hat das Potenzial, über die Unilever hinaus Kühllager zu einem wichtigen Baustein der Energiewende zu machen.

Tiefkühllager als Energiespeicher: Einfache Idee, große Wirkung
Aufgrund fehlender Energiespeicher müssen Wind- und Solaranlagen oft abgeschaltet werden, weil mehr Strom ins Netz fließt als verbraucht wird. Zu Spitzenzeiten reicht der Strom aus erneuerbaren Energien häufig nicht aus, um die Nachfrage zu decken, sodass Gas- und Kohlekraftwerke hochgefahren werden müssen. Energiespeicher sind daher entscheidend für die Reduzierung von CO2 und das Erreichen der Pariser Klimaziele.

Wenn viel Strom aus erneuerbaren Energien verfügbar ist, wird das Kühllager auf bis zu – 24 °C heruntergekühlt. Steigen die Strompreise, weil weniger erneuerbare Energien zur Verfügung stehen und die Nachfrage besonders hoch ist, wird die Energiezufuhr reduziert. In dieser Zeit funktionieren Magnum, Langnese und Co. wie eine Batterie, da über 55.000 Paletten Speiseeis die nötige Kühltemperatur aufrechterhalten. Diese Schwankungen sind möglich, da die Produkttemperatur im Speiseeis langsamer steigt und sinkt als die Lufttemperatur im Lager. Die Qualität und Sicherheit der Produkte bleiben dabei unbeeinträchtigt.

Effizienter Betrieb durch künstliche Intelligenz
Sulyiman Nekzai, Head of Customer Operations der Unilever, setzt auf eine enge Partnerschaft mit der Energeering. Er erklärt, dass sie zusammen mit der Energeering und dem Einsatz von künstlicher Intelligenz die optimale Stromversorgung des Lagers minutengenau berechnen. Sie analysieren Daten über Speiseeisproduktion, Lagerbestand, Stromverbrauch, Kühltemperatur, Wettervorhersagen und Börsenstrompreise. Anhand dieser Daten reduzieren sie den Stromverbrauch sinnvoll und kaufen Strom günstiger ein, wenn viel erneuerbare Energie verfügbar ist.

Nikolaus Huber, General Manager Ice Cream der Unilever, konkretisiert, dass das Potenzial dieses Systems für die Unilever, die Branche und die Energiewende sehr groß ist. Dank der Vielzahl an Sensoren und Daten betreibt das Unternehmen seine Anlagen effizienter. Die Kälteanlagen laufen häufiger im optimalen Betriebspunkt. Im Juli 2024 benötigte der Betrieb in Heppenheim rund 9,5 % weniger Strom als im Vorjahreszeitraum ohne flexible Kühlung. Diese Menge an Strom reicht für rund 14 Vier-Personen-Haushalte ein Jahr lang. Künftig spart der das Unternehmen allein an diesem Standort Energiekosten im sechsstelligen Euro-Bereich ein. Für die 250 Kühllager bei der Unilever weltweit gehen die Möglichkeiten zu Einsparungen in die Millionen.

Holm Riedel, Geschäftsführer der Energeering, erläutert, dass Tiefkühllager viel Energie verbrauchen. Durch intelligentes Energie-Management und die natürlichen Speichereigenschaften der gekühlten Produkte, reduzieren diese Lager Netzlasten und verhindern das Abschalten von Wind- und Solaranlagen. Das minimiert den Einsatz fossiler Energien und ist ein wichtiger Hebel für eine erfolgreiche Energiewende. Nach Schätzungen des Fraunhofer-Instituts für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik, Oberhausen, vermeidet die Flexibilisierung von Kälteerzeugungsanlagen allein in Deutschland den Ausstoß mehrere Millionen Tonnen CO2 pro Jahr.

Unilevers Engagement für Nachhaltigkeit als Vorbild für die Branche
Die Unilever verfolgt nach eigenen Angaben seit rund zwei Jahrzenten eine ehrgeizige Nachhaltigkeitsstrategie. In Deutschland setzt das Unternehmen seit 2012 Ökostrom an allen Betriebsstandorten ein und konnte weltweit bereits 74 % der betrieblichen Treibhausgasemissionen im Vergleich zu 2015 reduzieren. Mit dem Pilotprojekt im Tiefkühllager Heppenheim geht die Unilever über CO2-Vermeidungen hinaus und entwickelt einen Ansatz, um Kosten zu senken, zur Energiewende beizutragen und ein Vorbild in der Branche zu sein.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel

Anzeige