Industrielle Prozesswärme nachhaltig bereitzustellen, bleibt eine große Herausforderung der Energiewende. Papierfabriken, Chemieparks oder Nahrungsmittelverarbeiter benötigen für die Produktion einen großen Teil ihrer Prozesswärme bei Temperaturen bis zu 200 °C und sind bislang maßgeblich von fossilen Brennstoffen abhängig. Gleichzeitig fallen in der Produktion oft relevante Mengen an Abwärme bei niedrigeren Temperaturen an. In Zukunft können Hochtemperatur-Wärmepumpen helfen, industrielle Energiebedarfe bei hohen Temperaturen nachhaltiger zu decken. Das BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Berlin, fördert daher das Verbundprojekt SteamScrew des Fraunhofer-Einrichtung für Energieinfrastrukturen und Geothermie IEG, Cottbus/Bochum, mit 2,6 Mio. Euro. Ziel ist, eine Hochtemperatur-Wärmepumpe mit Wasser als Arbeitsmedium zu entwickeln, die Wärme auf einem Temperaturniveau von 140 °C bis 200 °C bereitstellt.
Wasser als Arbeitsmedium einer Wärmepumpe besitzt diverse positive Eigenschaften, unterstreicht das Projektteam Matthias Utri, Simon Höckenkamp und Fabian Ahrendts vom Fraunhofer IEG. Neben der guten thermodynamischen Eignung betrifft dies unter anderem die Aspekte Umweltverträglichkeit, Verfügbarkeit, Möglichkeit der direkten Prozessdampfnutzung sowie die niedrige Sicherheitsklasse. Jedoch stellt die Nutzung von Wasser als Arbeitsmedium das Entwicklerteam auch vor technische Herausforderungen insbesondere bei der Konstruktion des Kompressors, der das Herzstück einer Wärmepumpe darstellt und dafür sorgt, dass die von der Wärmepumpe bereitgestellte Wärme auf ein höheres Temperaturniveau transferiert wird.
Im Fokus des Verbundprojektes SteamScrew steht der weitverbreitete Schraubenkompressor. Er ist im Vergleich zum bekannteren Kolbenkompressor kompakter, ist einfach aufgebaut und hat einen ruhigen Lauf, da keine oszillierenden Bewegungen stattfinden. Ziel ist, mit dem Schraubenkompressor den angestrebten Temperaturhub auf bis zu 200 °C mit dem Arbeitsmedium Wasser in einer Stufe und damit kostengünstig zu ermöglichen. Dabei wird flüssiges Wasser in den Verdichtungsraum eingespritzt, um den Kompressor zu kühlen und um interne Leckagen zu reduzieren.
Das Projektteam wird geeignete Material-, Lager- und Dichtungskonzepte entwickeln sowie die Einspritzparameter für das Wasser optimieren, um den Kompressor für das angestrebte Einsatzgebiet bei hohen Temperaturen zu ertüchtigen. Parallel dazu wird mithilfe von Computersimulationen ein geschlossener Wärmepumpenkreislauf entwickelt, in den der Kompressor eingesetzt wird. Der ausgelegte Kreislauf wird anschließend im Technikumsmaßstab umgesetzt, um die Konzepte mit rund 400 kW thermischer Maximalleistung bei industriellem Temperatur- und Druckniveau experimentell zu validieren. Die gewonnenen Daten werden helfen, die Eignung, die Effizienz sowie die Baugröße der Wärmepumpe zur Einbindung in industrielle Prozesse im Megawatt-Maßstab zu bestimmen.
Das BMWK fördert das Projekt „Entwicklung einer Hochtemperatur-Wärmepumpe mit Wasserdampf-Schraubenverdichter zur Wärme- und Prozessdampfbereitstellung – SteamScrew“ von Januar 2023 bis Juni 2026. Projektpartner sind das Fraunhofer IEG, die TU Dortmund (Fachgebiet Fluidtechnik) und die Aerzener Maschinenfabrik GmbH.