Im Interview mit Markus Hoyer, Geschäftsführender Gesellschafter der Hoyer: Wir haben nur diese eine Welt, die wir für unsere Kinder zu bewahren haben

Nachhaltigkeit als Familienaufgabe: Wie Markus Hoyer mit innovativen Energielösungen und regionaler Verantwortung die Zukunft gestaltet
Foto: Hoyer SE

Gibt es etwas, das Sie persönlich in Ihrem Alltag verändert haben, um nachhaltiger zu leben?
Ich habe zwei Kinder. Da kommen quasi täglich auch Fragen zu Klima und Umwelt auf den Tisch. Schließlich sind wir uns alle bewusst, dass wir nur diese eine Welt haben, die wir für unsere Kinder zu bewahren haben. Und gerade im Umgang mit den Kindern ändern sich auch Einstellungen und Wertigkeiten. So haben wir unser Haus und auch das vermietete Nachbarhaus mit Solarenergie und Speichertechnologie sowie mit Ladesäulen für E-Autos ausgestattet und schon beim Bau auf hohe Energieeffizienz geachtet. Wir sind zudem intensiv dabei, unser Energieunternehmen so für die Zukunft aufzustellen, dass wir es in die Generation unserer Kinder übergeben können. Das gilt auch für unsere weiteren Unternehmen: So betreiben wir ein Seminarhotel, das wir ebenfalls mit E-Ladesäulen ausgestattet haben. Wir versuchen zudem, für die Gastronomie die Versorgung mit Lebensmitteln aus regionaler Produktion sicherzustellen und haben im Park des Hotels beispielsweise Bienenprojekte initiiert.

Sie erwarten, wie Sie selbst auf Ihrer Unternehmenswebseite schreiben, von Ihren Lieferanten ein Höchstmaß an Integrität und Nachhaltigkeit. Wie überprüfen Sie dies?
Wir lassen uns die Einhaltung unserer Anforderungen in den Bereichen Integrität und Nachhaltigkeit regelmäßig von den Lieferanten und Partnerunternehmen durch Selbstverpflichtungen bestätigen, ehe wir mit diesen Unternehmen zusammenarbeiten. Auch bei Unternehmen, mit denen wir schon eine lange Geschäftsverbindung haben, wird diese Verpflichtung in regelmäßigen Abständen erneuert.

Sie bieten Ihren Kunden die Möglichkeit, gebrauchte Verpackungen wie Kanister, Big Bags oder IBCs unentgeltlich zurückzugeben. Wie wird dieses Angebot angenommen, und welche ökologischen Vorteile ergeben sich daraus?
Mit der Rücknahme von gebrauchten Verpackungen kommen wir nicht nur vollumfänglich unserer Verpflichtung nach dem Verpackungsgesetz nach, sondern erweitern dieses Angebot auch auf Fremdverpackungen. Allein im Finke Mineralölwerk am Standort Visselhövede hat das beispielsweise 2023 ein Volumen von 60 t Kunststoff und 14 t Metall ausgemacht. Gesammelt wird auch an weiteren Standorten und zusätzlich erfolgt die Abholung der GVÖ aus Hamburg. 200-l-Fässer werden durch einen externen Partner deutschlandweit abgeholt. IBC werden auch von uns zurückgenommen und extern rekonditioniert, da es für die Umwelt und auch aus wirtschaftlichen Gründen sinnvoller als eine Neuproduktion ist. Das Gesamtangebot wird vom Kunden sehr gut genutzt.

Wasserstoff gilt als wichtiger Energieträger der Zukunft – insbesondere im Schwerlastverkehr und in der Industrie. Welche Rolle spielt Wasserstoff in der langfristigen Strategie von Hoyer, und wie bewerten Sie aktuelle Entwicklungen in Infrastruktur und Förderung?
Wasserstoff ist als Alternative beispielsweise zu Diesel zwar eine technisch hochinteressante Vision, allerdings ist das Preisgefüge aktuell noch der entscheidende Hemmschuh: Der Kauf und der Betrieb von wasserstoffgetriebenen Fahrzeugen muss finanziell deutlich attraktiver gestaltet werden. Subventionen bei der Anschaffung, Steuer- und Mautbefreiung könnten Werkzeuge sein, da schneller Schritte voranzukommen. Grundsätzlich sieht sich Hoyer nicht als Entwickler neuer Antriebsarten, sondern als Versorger mit den erforderlichen Energien für Wärme und Mobilität. Wie gut und vor allen Dingen schnell Hoyer da neue Infrastrukturen zu schaffen imstande ist, hat das Unternehmen bei den Themen LNG und HVO 100 eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit der Beteiligung an der Firma Paul Nutzfahrzeuge, einem der Marktführer in Europa in Sachen Sonderfahrzeugbau, hat Hoyer einen großen Schritt in Richtung Wasserstoff unternommen, denn Paul Nutzfahrzeuge ist auch in der Umrüstung auf Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Antrieb sehr aktiv.

Stichwort zukunftsfähige Logistik: Wie sieht diese Ihrer Meinung nach aus? Und wie nutzen Sie digitale oder technische Innovationen, um diese nachhaltiger zu gestalten?
Logistik wird immer wichtiger, muss permanent funktionieren und ist deswegen auch bei Hoyer im Fokus. Es kann und muss zwischen regional beschränkter Versorgung und Fernverkehr unterschieden werden. Gerade im Nahverkehr wird die Elektrifizierung der Mobilität ein entscheidender Faktor sein, während die nationale und internationale Logistik auf Langstrecken Alternativen wie LNG/Bio-LNG, HVO 100, Wasserstoff oder andere künftige Antriebstechnologien nutzen wird. Zukunftsfähige Logistik muss zudem auch intelligente Logistik werden. Leerfahrten sind zu minimieren, unnötige Wege zu vermeiden, um den Straßenverkehr und seine Belastungen für Mensch und Umwelt so gering wie möglich zu halten. Schon jetzt setzen wir dabei auch technologische Werkzeuge ein, die die Fahrzeugtelematik mit der Tankkarte kombiniert, um Verbräuche zu optimieren und so Kosten und Emissionen zu minimieren.

Vergangenes Jahr haben Sie Ihre Beteiligung an der Powertrust GmbH, Bremen, von 55 % auf 100 % aufgestockt. Was hat den Ausschlag für diese vollständige Übernahme gegeben? Und wie zahlt das Portfolio der Powertrust auf Ihre Strategie in den Bereichen erneuerbare Energien und nachhaltige Versorgung ein?
Wir schaffen uns mit der vollständigen Übernahme einen komplett neuen Produktbereich. Da wir selbst Logistiker sind, haben wir viel Erfahrung, was die Kunden aus dem Speditionsbereich für die Elektrifizierung ihrer Mobilität an Anforderungen haben. Mit den Experten von Powertrust bieten wir einen vollumfänglichen Service von der individuellen Beratung über die passgenaue Planung bis hin zur Produktion und Installation sämtlicher Komponenten von der Stromerzeugung durch Photovoltaik über die effiziente Speicherung bis hin zur intelligenten Ladeinfrastruktur. So können wir unsere Kunden vollumfänglich bedienen, auch wenn sie nach und nach die Antriebsart wechseln. Das gleiche gilt für Gewerbebetriebe unterschiedlichster Art, denn wir haben mit der Elektrifizierung unserer 70 Verkaufs- und über 300 eigenen Tankstellen-Standorte einen stetig wachsenden Erfahrungsschatz, was die Versorgung von Betriebsstandorten unterschiedlichster Größe und Ausrichtung angeht.

Vergangenes Jahr hat Hoyer die 20. Deutschlandfahrt der historischen Nutzfahrzeuge mit einem eigenen Tankwagen begleitet. Das Besondere dabei war, dass die Oldtimer das gesamte Event über von der Hoyer mit HVO 100 betankt wurde. Wie fielen die Reaktionen auf diesen alternativen Kraftstoff aus, und wo sehen Sie dessen Potenzial im Alltagsbetrieb?
Die Versorgung der wertvollen Oldtimer mit dem Kraftstoff, der als Diesel-Alternative immer mehr Nutzer findet, war eine echte Erfolgsstory: Die Besitzer der historischen Fahrzeuge haben sich brennend für den neuen Kraftstoff interessiert und zeigten sich von den Eigenschaften und der Wirkung in den alten Motoren begeistert. Fast ausnahmslos alle Teilnehmer stellten für die Ausfahrt vollständig auf HVO 100 um. Ein Beispiel, das Schule macht, denn die Erfahrungen waren durchweg positiv. Da HVO 100 in jedem Mischungsverhältnis mit Diesel kombiniert werden kann, ist eine schnelle Umstellung problemlos möglich. Hoyer hat mit seiner schnellen Bereitstellung von HVO 100 an zahlreichen Tankstellen einen wichtigen Schritt getan, den Kraftstoff weiter am Markt zu etablieren. Nun ist es an der Zeit, die Vorteile, die der Kraftstoff im Kampf gegen den Klimawandel gegenüber dem Diesel hat, auch wertzuschätzen. Das kann durch steuerliche Begünstigung und Berücksichtigung der massiv geringeren CO2-Bilanz bei der CO2-Abgabe geschehen, um den Preis für den Kraftstoff mindestens auf das Niveau von Diesel herabzusetzen. Auch die Steigerung der Produktionskapazitäten in Deutschland wäre hilfreich, um die Transportkosten bei der Bereitstellung zu senken. Erst wenn HVO 100 durch eine Angleichung an den Dieselpreis attraktiver wird, werden die Kunden im großen Stil darauf umsteigen.

Welche politischen Maßnahmen oder Rahmenbedingungen wünschen Sie sich, um Ihre Nachhaltigkeitsinitiativen weiter voranzutreiben und welche Ziele haben Sie sich für die kommenden fünf Jahre gesetzt?
Als Unternehmen der kritischen Infrastruktur des Landes unterhalten wir ein sehr starkes Netzwerk zu den Entscheidern der globalen Öl- und Rohstoffbranche. Gleichzeitig erkennen wir, welche Auswirkungen bestimmte Gesetze auf die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands haben, und können Alternativen aufzeigen. Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe an, der Politik ausdrücklich unsere Unterstützung bei energiewirtschaftlichen Themen anzubieten, und erhoffen uns ein gewisses Gehör. So können Hindernisse schneller erkannt und aus dem Weg geräumt werden. Unser Ziel ist es, die Versorgungssicherheit im Bereich Energie in allen Regionen Deutschlands weiter zu stärken und neue Energien in unser Portfolio aufzunehmen, um die Ziele des Klimaschutzes im Blick zu behalten und gleichzeitig den Erfordernissen der Kunden gerecht werden zu können. Dieser Aufgabe stellen wir uns mit voller Energie.

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