Hamburger Hafen in herausforderndem Umfeld

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Logistik, Wirtschaft
Geopolitische Spannungen, Wirtschaftssanktionen gegen Russland und hohe Inflation dämpfen den Güterumschlag in europäischen Häfen.
Foto: HHM / Hasenpusch Productions

Auch im Hamburger Hafen ist der Seegüterumschlag der Terminals aktuell einem herausfordernden wirtschaftlichen Umfeld ausgesetzt. Anhaltende geopolitische Spannungen, Wirtschaftssanktionen der EU gegen Russland, hohe Inflation, globale Kaufzurückhaltung und hohe Lagerbestände dämpfen den Güterumschlag in den europäischen Häfen. Unter diesen erschwerten Bedingungen konnte Deutschlands größter Seehafen im ersten Quartal 2023 mit einem Seegüterumschlag von 28,1 Mio. t (- 10,2 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) sein Umschlagvolumen aus dem vierten Quartal des Vorjahres halten. Der Containerumschlag lag bei 18,6 Mio. t (- 15,9 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum), beziehungsweise 1,9 Mio. TEU (- 16,9 %).

Laut Axel Mattern, Vorstand des HHM Hafen Hamburg Marketing e. V., spiegelt die volkswirtschaftlich schwierige Situation sich in den aktuellen Umschlagzahlen aller Häfen der Nordrange wider. Hamburg befindet sich hier im Mittelfeld der Wettbewerber. Im Vergleich der Quartalsergebnisse des aktuellen und des vergangenen Jahres muss beachtet werden, dass Russland zu Beginn des vergangenen Jahres noch der viertgrößte Handelspartner des Hamburger Hafens war. Nach dem Angriffskrieg auf die Ukraine traten Sanktionen in Kraft, die sich in diesem Vergleich bemerkbar machen – die Ladungsmengen von und nach Russland fehlen jetzt in der Gesamtbetrachtung. A. Mattern ergänzt, dass die zeitweise instabile Wirtschaftssituation in China aufgrund der Pandemie dazu kommt, welche sich bis in das aktuelle Jahr fortgesetzt hat. Beides bleibt nicht ohne Auswirkungen auf den Hamburger Hafen. Neben den Entwicklungen in der europäischen und der Weltwirtschaft zeigten auch lokale Streikereignisse Auswirkungen auf das Ergebnis des Hamburger Hafens.

Positive Entwicklungen in Nordamerikaverkehren und beim Massengutumschlag
Positive Akzente im See-Containerverkehr über den Hamburger Hafen setzen weiter die Verkehre mit den USA (152.000 TEU, + 9,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Die Vereinigten Staaten belegen damit in der Liste der größten Handelspartner des Hamburger Hafens weiter den zweiten Platz hinter China. Auch der Handel mit Kanada zeigt mit einem Zuwachs von 31,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum auf jetzt 52.000 TEU weiter ein sehr robustes Wachstum.

Einen positiven Trend zeigt auch der Massengutumschlag in Hamburg, welcher sich um 5,4 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verbesserte und damit ein Quartalsergebnis von 9,3 Mio. t verzeichnete. Am besten schnitt der Bereich Flüssigladung mit einem Plus von 12,3 % ab. Hier wurden 27,4 % mehr Mineralölprodukte importiert. Damit leistet der Hafen einen Beitrag zur Energieversorgungssicherheit, indem aufgrund der vorhandenen Umschlagkapazitäten kurzfristig benötigte Energieträger importiert und weitertransportiert werden können. Auch der Bereich Agribulk legte zu. Mehr Exporte von Getreide und Futtermitteln sowie auch gestiegene Importe von Ölfrüchten ließen die Menge um 11,8 % auf 1,8 Mio. t wachsen. Der Umschlag von Greifergut blieb im Vergleich zum ersten Quartal des Vorjahres nahezu unverändert.

Mehr Megamax-Schiffe in Hamburg
Mit 67 Anläufen (+ 17,5 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum) von Containerschiffen der sogenannten Megamax-Klasse mit Kapazitäten über 18.000 TEU hält der Trend zu größeren Containerschiffen, die den Hamburger Hafen anlaufen, weiter an. Nach Aussage von A. Mattern kommen viele neue Bestellungen der Reedereien jetzt in Fahrt. Das zeigte auch der Erstanlauf der OOCL Spain mit einer Kapazität von 24.188 TEU. Dieser langanhaltende Trend zeigt die dringende Notwendigkeit, die nötigen Wassertiefen herzustellen, um die temporäre Einschränkung der Tiefen auf der Tideelbe wieder aufheben zu können.

Kontinuität bei den Bahnverkehren
Über die Bahn wurden im ersten Quartal 11,6 Mio. t (- 3,4 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum) Ladung mit dem Binnenland ausgetauscht. Dabei wurden wegen des Rückgangs im Containerumschlag auf der Seeseite entsprechend auch weniger Container per Bahn weitertransportiert (635.000 TEU, – 10,1 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum). Der Wagenladungsverkehr dagegen konnte sich auf einem stabilen Niveau behaupten.

Die Hinterlandanbindung und die Intermodalität des Hafens erweisen sich als wichtige Faktoren für die Resilienz und Anpassungsfähigkeit des Standorts.

Nach Informationen von A. Mattern verlief das erste Quartal vor allem für den Containerverkehr unter schwierigen Rahmenbedingungen. So hatten einige Reedereien Anläufe ausgesetzt, und im März 2023 wirkten sich dann mehrere Streiks kurzzeitig auf den Hafenbetrieb aus. Diese Faktoren machten es den Eisenbahnverkehrsunternehmen schwer, ihre Züge auszulasten.

Ausblick
Im weiteren Jahresverlauf ist mit einer Erholung der Umschlagzahlen des Hamburger Hafens zu rechnen. Laut A. Mattern hat der Hamburger Hafen in den ersten drei Monaten statistisch einen extremen Basiseffekt zu verzeichnen, da sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der ersten Quartale der Jahre 2022 und 2023 sehr stark voneinander unterscheiden. Die multiplen Krisen führten zu gestörten Lieferketten und einem schwachen Wirtschaftswachstum. Dies wirkte sich auf den Umschlag aus.

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