Start-up-Innovation trifft Mittelstandspower und beides soll sich so beflügeln, dass das Allgäu bald schon europaweit als führende Region für „grüne“ Technologien wahrgenommen wird und stets die innovativsten Köpfe der Szene anzieht. Genau das ist das Ziel des neuen GreenTech Hubs, der derzeit am Allgäu Airport entsteht. In den nächsten Jahren soll das Netzwerk auf bis zu 30 neue Start-ups anwachsen, die ihren Fokus auf Digitalisierung und Nachhaltigkeit haben. Das Einzigartige des Projekts: Es verknüpft „grüne“ Start-up-Innovationen mit mittelständischen Unternehmen aus der Region.
So wurde der neue GT Hub (für GreenTech Hub) als Start-up explizit nach dem Motto „aus dem Mittelstand für den Mittelstand“ gegründet, denn alle vier Gründungsgesellschafter, die Alois Müller Gruppe, Ungerhausen, die Südpack Verpackungen GmbH & Co. KG, Ochsenhausen, sowie die Autohaus Reisacher GmbH und die Kutter GmbH & CO. KG, beide Memmingen, sind Familienunternehmen aus der Region.
Corinna Tappe, gemeinsam mit Dr. Stefan Lenz die Geschäftsführung der GreenTech Hub GmbH, Ungerhausen, sagte beim Richtfest für den neuen GreenTech-Standort südlich des Allgäu Airports, dass sie ein dynamisches Ökosystem für Start-ups, Mittelständler, Investoren und Forschungseinrichtungen mit einem klaren Fokus auf „grüne“ Technologien etablieren. Sie betonte, dass branchenübergreifendes Denken notwendig ist, um die besten Talente, Wissenschaftler und Unternehmen aus den Bereichen Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenzubringen. Bekannt wurde C. Tappe unter anderem als Mentorin und Geschäftsleiterin des bayerischen Standorts des Netzwerks „Startup Teens“ in München.
Bis Mitte 2025 soll das moderne Gebäude fertig gestellt sein und auf einer Fläche von über 2.000 qm Platz für Büro- und Werkstattflächen bieten. Das Richtfest nutzte der GT Hub zu einem Preview-Event mit Projektvorstellung.
Ideale Standortbedingungen für Start-ups
S. Lenz betonte, dass die Voraussetzungen, einen führenden GreenTech Hub zu entwickeln, am Standort am Allgäu Airport so gut wie nirgendwo anders sind. Mit dem Autobahnkreuz und dem Flughafen ist die perfekte Verkehrsinfrastruktur gegeben. Außerdem könnten die Ingenieure bald auf neue Zukunftstechnologien wie einen Elektrolyseur zur Spaltung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff zurückgreifen. Die Biogasanlage existiert bereits, und wenn neben der geplanten Wasserstofftankstelle auch noch das Fernwärmenetz und Solarstrom aus großen PV-Feldern am Flughafen realisiert sind, hätten sie ideale Voraussetzungen für die Entwicklung und den Ausbau von „grünen“ Technologien. S. Lenz verfügt, wie auch C. Tappe, über jahrelange Erfahrung in der Start-up- und GreenTech-Szene und ist dort bestens vernetzt.
Einzigartige Fokussierung
Der neue GT Hub am Allgäu Airport ist das erste Technologie-Netzwerk aus der Region, das „grüne“ Technologien und Unternehmen aus dem Mittelstand miteinander verknüpft. S. Lenz erklärt, dass es in Deutschland bereits einige erfolgreiche Hubs gibt, aber die Kombination und die bewusste Spezialisierung ihres Hubs wirklich einzigartig sind. Die thematischen Schwerpunkte des neuen GT Hubs sind klar definiert und umfassen erneuerbare, effiziente Energien genauso wie die Entwicklung von neuen Materialien oder innovative „grüne“ Geschäftsmodelle. Auch sämtliche Themen der Kreislaufwirtschaft, innovative digitale Lösungen und auch künstliche Intelligenz stehen im Vordergrund.
Hub-Initiator Andreas Müller, Geschäftsführer der Alois Müller Gruppe, ergänzt, dass es unabhängig von der Branche genau die Themen sind, mit denen sich jeder Mittelständler aktuell beschäftigen muss, um seine Zukunft zu sichern und sich erfolgreich weiterzuentwickeln. Für mittelständische Unternehmen aus dem Allgäu ist es seiner Meinung nach am besten, die schlauen Köpfe der Szene und ihre innovativen Ideen zu sich zu holen, um gemeinsam mit ihnen diese wichtigen Themen und die damit verbundenen Prozesse weiterzuentwickeln.
Enormes Potenzial
C. Tappe zeigtsich erfreut über die Offenheit und das Vertrauen der Gesellschafter aus dem Mittelstand und sieht ein sehr großes Entwicklungspotenzial. Sie erklärt, dass die Region ein aktives Mittelstandsnetzwerk und viele „Hidden Champions“ hat. Die hohe Dichte an produzierenden Mittelständlern mit jahrzehntelanger Erfahrung und Erfolg in ihren Branchen ist ein absolutes Plus für jedes Start-up. In der Region verwurzelte Familienunternehmen sind verlässliche Geschäftspartner und punkten mit schnellen Entscheidungswegen, was für Start-ups ein wichtiges Kriterium ist.
Mittelstand soll Start-ups gründen
C. Tappe und S. Lenz wollen die Allgäuer Firmen dazu animieren, selbst Start-ups aus den eigenen Unternehmen auszugründen. S. Lenz erläutert dazu, dass jeder, der erlebt hat, welche Dynamik und Energie eine Ausgründung freisetzen kann, einer solchen Transformation offen gegenübersteht. Mit ihrer eigenen Erfahrung wollen sie die Unternehmen begleiten und beraten.
Know-how und Unterstützung für die Gründer
Auf das Know-how der beiden erfahrenen Start-up-Checker dürfen sich auch die Existenzgründer freuen. Die GreenTech-Hub-Geschäftsführerin verspricht, dass sie derzeit ein Accelerator-Programm für Start-ups entwickeln, das über ein halbes Jahr geht. Sie unterstützen die jungen Firmen unter anderem mit Bootcamps zu wichtigen Themen wie Investorensuche, Finanzierung, Markt- und Potenzialanalyse und bieten ihnen ein aktives 1:1-Coaching. Außerdem schauen sie, wer aus ihrem Netzwerk am besten zu der jeweiligen Geschäftsidee passt. Falls sie noch niemanden haben, suchen sie jemanden.
Wie sehr mittelständische Unternehmen aus der Region von der Zusammenarbeit mit Start-ups profitieren können, haben die Gesellschafter des GT Hubs beim Preview-Event deutlich gemacht: Peter Reisacher, Geschäftsführer der Autohaus Reisacher GmbH und der gesamten Unternehmensgruppe, hob hervor, dass mit der Elektromobilität viele Themen auf sie zukommen, für die es innovative Lösungen braucht. Vom GT Hub versprechen sie sich, ihre Ideen, die sie nicht alle allein umsetzen können, dort einzubringen und dann gemeinsam mit den Start-ups coole Sachen und smarte, nachhaltige Lösungen zu entwickeln.
Die Südpack sieht gerade auch für die Kunststoffbranche ein sehr großes Potenzial im neuen GT Hub. Johannes Remmele und Carolin Grimbacher, die Inhaber der Südpack Verpackungen, betonen, dass die Zukunft der Kunststoffe „grün“ ist. Kunststoffe müssen aus nachwachsenden Rohstoffen kommen und in ein funktionierendes Kreislaufsystem rückgeführt werden. Diese Transformation gestalten sie aktiv mit und dafür brauchen sie junge Talente mit guten Ideen. Im GT Hub geben sie diesen innovativen Köpfen eine Heimat.
Start-ups stellen sich vor
Welches Potenzial, Energie und Leidenschaft in jungen Unternehmen stecken, das zeigten beim GT-Hub-Preview vier innovative Start-ups beim Start-up-Pitch. Reverion (Eching) präsentierte seine Lösungen für eine hocheffiziente, kohlendioxidnegative Energieerzeugung und Langzeitspeicherung auf Basis von Biogas und Wasserstoff.
Wie künstliche Intelligenz die kamerabasierte Datenerhebung für Baustellen revolutioniert, das erfuhren die Besucher im Start-up-Pitch der oculai GmbH, München, auf dem Construction Summit 2024 in Hamburg.
Die B2Square GmbH, Meerbusch, zeigte, wie sich im Straßenbau durch die Verwendung von Biobitumen CO2-Emissionen drastisch reduzieren lassen.
Wer sich als Mieter über intransparente Heiz- und Nebenkostenabrechnung ärgert, der erfuhr in der Präsentation von Lars Klocke, Geschäftsführender Gesellschafter der AssetEnergy GmbH, Memmingen, wie es mit dem digitalen Mess- und Abrechnungsservice seines Start-ups einfacher und übersichtlicher geht.
Dass gerade auch der Mittelstand bei der digitalen Transformation und bei technologischen Innovationen Gas geben muss, machte Christoph Keese in seinem Impulsvortrag deutlich. Der Bestsellerautor und frühere Chefredakteur der Tageszeitung „Welt“ sowie der „Welt am Sonntag“ arbeitet bereits seit 1990 an der Digitalisierung von Geschäftsmodellen.