Um das Leitungsnetz der Zukunft des Fernleitungsnetzbetreibers ONTRAS Gastransport GmbH, Leipzig, auch im Betrieb mit Wasserstoff optimal kontrollieren und damit den technisch einwandfreien Betrieb gewährleisten zu können, wurde am Standort des Energiepark Bad Lauchstädt eine Molchschleuse eingehoben. Mithilfe einer solchen Molchschleuse können intelligente Messsonden, sogenannte Molche, bei laufendem Betrieb in eine Transportleitung eingebracht werden und, ähnlich einer Rohrpost, bis zur nächsten Molchschleuse durch die Leitung fahren, um deren Zustand zu überprüfen. Das Einsetzen der Molchschleuse ist ein entscheidender Teil der Umstellung der Gastransportleitung auf den Transport von Wasserstoff.
Cornelia Müller-Pagel, Projektleiterin im Konsortium, erklärt, dass dies ein weiterer wichtiger Schritt zur Entstehung des Energiepark Bad Lauchstädt ist, der als erstes Vorhaben in Deutschland die gesamte Wertschöpfungskette der Wasserstoffwirtschaft abbildet. Im direkten Umfeld entstehen gerade Windkraftanlagen und der Elektrolyseur, die im Zusammenspiel den Wasserstoff produzieren, den die ONTRAS zum Kunden transportieren wird. Das Projekt ist für C. Müller-Pagel nicht nur in seiner Gesamtheit ein Pionierprojekt, sondern mit der Umstellung einer vorhandenen Erdgasleitung wird bereits im kommenden Jahr die erste Wasserstoffleitung in Deutschland in Betrieb genommen.
Um die ehemals mit Erdgas betriebene Transportleitung umstellen zu können, wurden seit Projektbeginn 2021 entsprechende Vorbereitungen getroffen. Dies umfasste eine eingehende Prüfung der Leitung auf den technischen Zustand und die Erstellung eines auf den Ergebnissen basierenden Maßnahmenkatalogs zur Ertüchtigung der Leitung. Dazu erfolgten und erfolgen jetzt die technischen Maßnahmen wie Armaturenwechsel und die Abtrennung der Leitung von Erdgasnetz.
Mit dem Einheben der vormontierten Molchschleuse mittels Autokran in die vorbereitete Baugrube und dem Verschweißen mit der im Boden befindlichen Leitung wurde, laut Dr. Ralf Borschinsky, Pressesprecher der ONTRAS, auch der Grundstein für das Gastransportnetz der Zukunft gelegt. Was mit einer Leitung auf einer Länge von gut 25 km beginnt, die den „grünen“ Wasserstoff zum Kunden transportiert, ist gleichzeitig der Ausgangspunkt für das geplante ostdeutsche Wasserstoff-Transportnetz, dem ONTRAS H2-Startnetz. Mit über 900 km Leitungslänge und Verbindungen zu anderen Wasserstoff-Projekten soll es ein wesentlicher Teil des aktuell diskutierten, bundesweiten H2-Kernnetzes sein.
In den folgenden Monaten wird die Inbetriebnahme der Wasserstoffleitung weiter vorbereitet. Dazu sind der Bau einer Übergabestation sowie die Einrichtung der Anlage zur Gasreinigung und -trocknung notwendig. Bis zur vollständigen Inbetriebnahme des Energiepark Bad Lauchstädt im Jahr 2025 folgen dann bereits Testtransporte von Wasserstoff, die wissenschaftlich durch das DBI – Gastechnologisches Institut gGmbH, Freiberg, begleitet werden.
Über das Projekt
Der Energiepark Bad Lauchstädt ist ein großtechnisch angelegtes Reallabor zur intelligenten Erzeugung von „grünem“ Wasserstoff sowie dessen Speicherung, Transport, Vermarktung und Nutzung. Als Reallabor der Energiewende wird dabei erstmalig die gesamte Wertschöpfungskette von „grünem“ Wasserstoff im industriellen Maßstab erprobt. Mittels einer 30 MW Großelektrolyse-Anlage der Sunfire GmbH, Dresden, wird unter Einsatz von erneuerbarem Strom aus dem nahe gelegenen Windpark „grüner“ Wasserstoff produziert. In einer eigens dafür gesolten Salzkaverne zwischengespeichert, kann dieser über eine umgestellte Gaspipeline in das Wasserstoffnetz der in Mitteldeutschland ansässigen chemischen Industrie eingespeist und perspektivisch für urbane Mobilitätslösungen eingesetzt werden. Das Reallabor trägt so dazu bei, diese Zukunftstechnologien rund um „grünen“ Wasserstoff zu erforschen und zur Marktreife zu bringen.