Die Hamburger Industriecluster haben Anfang Februar dieses Jahres zum fünften Mal ein gemeinsames Informations- und Austauschevent durchgeführt, in dem branchenübergreifend über den Status Quo und die Entwicklungsperspektiven von Wasserstoffanwendungen bei den unterschiedlichen Verkehrsträgern zu Lande, zu Wasser und in der Luft informiert und diskutiert wurde. In diesem Jahr wurde es zum ersten Mal in Kooperation mit der Zukunftskonferenz für Industrie, Logistik und Häfen durchgeführt.
Infrastruktur für den Import alternativer Kraftstoffe
Die Transformation des Hamburger Hafens zum Energie-Hub füllen einige Unternehmen der Hamburger Hafenwirtschaft wie beispielsweise die Mabanaft GmbH & Co. KG, Hamburg, bereits mit Leben. Das Unternehmen ist dabei, den Standort in Hamburg zu einem Hub für alternative Kraftstoffe wie Methanol und Ammoniak umzubauen. Die dafür notwendigen Genehmigungen hat das Unternehmen beantragt und plant, im Jahr 2027 fertig zu sein. Doch erst sind die Behörden gefragt. Neben Hamburg hat sich Brunsbüttel Ports als LNG-Hub erfolgreich etabliert. Außerdem ist der Hafen dabei, sich als Importterminal für „grünen“ Ammoniak zu positionieren. Wesentlich für den Umbau bleiben somit die Genehmigungsverfahren.
Dieter Janecek, Mitglied des Deutschen Bundestags und Koordinator der Bundesregierung für Maritime Wirtschaft und Tourismus machte bei dem Event deutlich, wie wichtig alternative Kraftstoffe für die deutsche Wirtschaft sein werden. Nach seinen Worten wird eine neue Generation an Kraftstoffen benötigt, um der Wirtschaft neue Wachstumsperspektiven zu eröffnen. Wasserstoff wird seiner Meinung nach für die Dekarbonisierung der Industrie benötigt. Alternative Kraftstoffe werden aufgrund der internationalen Klimavorgaben im Schiffs- und Luftverkehr zunehmend nachgefragt. Dabei ist für D. Janecek klar: Deutschland wird auch in Zukunft Energie-Importland bleiben. Häfen werden deswegen für den Umschlag und die Weiterverarbeitung klimaneutraler Kraftstoffe eine zentrale Rolle spielen. Die neue Bundesregierung muss kraftvoll gemeinsam mit den Ländern und der Wirtschaft in Hafeninfrastruktur investieren, damit Deutschland auch in Zukunft wirtschaftlich erfolgreich ist.
Bereitstellung und Logistik Next Generation Fuels
Eine wesentliche Forderung seitens der Panelisten war die Rechtssicherheit für Großprojekte über Legislaturperioden hinaus, da hier noch nicht alle Gesetzgebungsprozesse abgeschlossen sind. Zum Aufbau der Infrastruktur, etwa für Flüssigwasserstoff (LH2), sollten die politischen Voraussetzungen bereits heute geschaffen werden, da der Hochlauf sonst kritisch verzögert wird. LH2 wird perspektivisch vor allem in der Luftfahrt, Schwerlastlogistik und Teile der Schifffahrt eingesetzt werden, Derivate wie Methanol insbesondere in der Hochseeschifffahrt im Interkontinentalverkehr. Diskutiert wurde, ob es nötig wird, künftig jeden Energieträger überall vorzuhalten, oder ob sich nicht Verbrauchszentren etablieren werden. Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit kommt es nicht allein auf die Lieferanten an, sondern letztlich auch die Endkunden und Konsumenten und deren Zahlungsbereitschaft für „grüne“ Produkte, waren sich die Teilnehmer einig.
Wichtig dabei ist nach Aussage von Prof. Dr.-Ing. Carlos Jahn, Leiter Fraunhofer CML, dass die speziellen Eigenschaften neuer Treibstoffe, wie ihre Flüchtigkeit und die Emissionen während des Transports, optimierte Logistikprozesse unerlässlich machen. Die Entwicklung und Planung effizienter Wasserstoff-Transportketten ist nach seinen Worten daher eine der zentralen Herausforderungen für die Umstellung auf Next Generation Fuels in der Seeschifffahrt.
Vom Buyer zum Maker und die Zukunft des Kraftstoffhandels
Unternehmen müssen entscheiden, ob sie alternative Kraftstoffe weiter einkaufen oder in die Eigenproduktion einsteigen. Das Panel beleuchtete Chancen und Risiken beider Ansätze sowie deren Auswirkungen auf Versorgungssicherheit und Marktpreise. Außerdem wurden regulatorische Rahmenbedingungen, internationale Marktentwicklungen und politische Instrumente diskutiert. Die Panelisten waren sich einig, dass eine frühzeitige strategische Ausrichtung entscheidend ist, um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Entsprechend erklärte Julian Klaaßen, Projektleiter NetZero Hamburg Airport, dass im Rahmen des Handlungsspielraums der Flughafen Hamburg schon heute alles unternimmt, um eine Energiewende in der Luftfahrt zu schaffen. Das alleine wird nach seiner Überzeugung aber nicht reichen, um Wasserstoff in den benötigten Mengen verfügbar zu machen. So wichtig und erfolgreich die Zusammenarbeit innerhalb der einzelnen Cluster auch ist: Wenn Großes erreicht werden soll, dann müssen über Branchengrenzen und Einzelinteressen hinweg Lösungen gefunden werden. Dafür ist seiner Meinung nach die Cross Cluster Konferenz der richtige Rahmen.
Hintergrund der Cross-Cluster-Konferenz
Bei Querschnittsthemen mit Standortbezug wie beispielsweise Fragen der Verkehrsinfrastruktur, der künftigen Energieträger oder beim Thema Fachkräfte arbeiten die Hamburger Clusteragenturen eng zusammen. Die jährliche Wasserstoff-Konferenz ist nur eines ihrer gemeinsamen Formate, bei dem sie die gesamte Wertschöpfungskette des Wasserstoffs von der Erzeugung, über die Verteilung bis zum Verbrauch in Schifffahrt, Luftfahrt und Schwerlastlogistik abbilden. Dieses Jahr wurden die Branchencluster erstmals durch den Hafen Hamburg Marketing e. V. verstärkt und mit der Zukunftskonferenz für Industrie, Logistik und Häfen zusammengelegt.