DIW-Konjunkturbarometer November 2023: Deutsche Wirtschaft schwächelt weiter

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Das DIW-Konjunkturbarometer für November steht mit jetzt 85,3 Punkten rund drei Punkte niedriger als im Oktober dieses Jahres.
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Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung sinkt im November 2023 den dritten Monat in Folge und steht mit jetzt 85,3 Punkten rund drei Punkte niedriger als im Oktober dieses Jahres. Damit entfernt sich der Barometerwert deutlich von der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft anzeigt. Nachdem diese im dritten Quartal 2023 minimal um 0,1 % geschrumpft ist, sind die Aussichten auf ein kleines Plus im vierten Quartal zwar weiter intakt, aber aus Sicht von Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin, kommt die deutsche Wirtschaft nur mühsam aus dem Tal heraus. Die hohen Zinsen und nur allmählich zulegende Reallöhne belasten die deutsche Wirtschaft. Der positive Beitrag der Außenwirtschaft konnte dies bis zuletzt nicht kompensieren. Außerdem haben sich die geopolitischen Unsicherheiten durch den Krieg im Nahen Osten noch beträchtlich erhöht. Dazu kommt das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zu einer strikten Auslegung der Schuldenbremse und dessen Folgen, erklärt Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des DIW-Konjunkturteams. Der voraussichtliche Wegfall einiger geplanter Unternehmenssubventionen dürfte die Investitionstätigkeit vor allem in den kommenden beiden Jahren deutlich belasten, sollte keine alternative Finanzierung gefunden werden. Allgemein dürften die offenen Fragen mit Blick auf die Haushaltspolitik der Bundesregierung und die künftigen Bundeshaushalte nach Meinung von G. Dany-Knedlik große Unsicherheiten verursachen und nicht dazu beitragen, dass Verbraucher und Unternehmen ihre Zurückhaltung bei Anschaffungen schnell ablegen.

Immer noch ist die Lage vor allem in der Industrie eingetrübt. Im September 2023 ist die Industrieproduktion weiter gesunken. Besonders der langjährige Vorzeigebereich der deutschen Wirtschaft – die Automobilindustrie – schwächelt merklich. Es gibt aber auch Lichtblicke, die auf eine langsame Verbesserung der Lage hindeuten: Die Geschäftserwartungen für die Industrie insgesamt haben sich im November etwas verbessert. Auch bei den Auftragseingängen deutete sich zuletzt eine Erholung an, vor allem aus dem Ausland wurden mehr neue Aufträge verzeichnet. Gemischte Signale kommen derweil auch vom Bau. Wie Laura Pagenhardt, vom DIW Berlin, berichtet, ist die Lage im Wohnungsbau weiter kritisch, doch aus dem Nichtwohnungsbau kamen zuletzt positive Impulse. Hier bleibt abzuwarten, ob und wie sich die unklare Haushaltslage niederschlagen wird.

Bei den Dienstleistungen ist die Lage wie schon in den vergangenen Monaten etwas besser als in der Industrie, bleibt aber ebenfalls eingetrübt. Ein kräftiger Aufschwung ist momentan nicht in Sicht. Die Umsätze im Einzelhandel waren zuletzt weiter schwach. Der schrittweise Rückgang der Inflation und die steigenden Reallöhne haben die Kauflaune der Menschen bis jetzt kaum verbessert. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt ist trotz einer leichten Abkühlung weiter gut. Ein starker Anstieg der Arbeitslosigkeit zeichnet sich nicht ab. Laut DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi wartet die deutsche Wirtschaft schon länger auf einen kräftigen Aufschwung. Die deutsche Wirtschaftsleistung ist heute nur unwesentlich höher als vor der Pandemie. Aus seiner Sicht drohen die finanzpolitischen Turbulenzen jetzt den erhofften zaghaften Aufschwung wieder abzuwürgen.

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