DIW-Konjunkturbarometer August 2023: Aufschwung lässt auf sich warten

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Für die deutsche Wirtschaft ist noch kein deutlicher Aufschwung in Sicht.
Foto: DIW Berlin 2023

Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e. V. liegt im August 2023 – gegenüber Juli unverändert – bei 90,3 Punkten. Damit verharrt der Barometerwert jetzt seit Mai 2023 deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die ein durchschnittliches Wachstum anzeigt. Laut Timm Bönke, Co-Leiter des Bereichs Prognose und Konjunkturpolitik im DIW Berlin, ist für die deutsche Wirtschaft noch kein deutlicher Aufschwung in Sicht. Die Wirtschaft hat nach der Winterrezession im zweiten Quartal stagniert und dürfte auch in der zweiten Jahreshälfte nur verhalten zulegen. Geraldine Dany-Knedlik, Co-Leiterin des Prognosebereichs im DIW Berlin, ergänzt, dass die Konjunkturschwäche sich aktuell durch alle Bereiche zieht. Die Exportwirtschaft leidet vor allem unter der schwächelnden Weltkonjunktur, während der private Konsum aktuell durch die hierzulande nur allmählich nachlassende Inflation und eine abwartende Haltung der Haushalte gebremst wird.

Sorgen bereitet in erster Linie die deutsche Industrie. Die gedämpfte Nachfrage aus dem In- und Ausland und die höheren Zinsen belasten die Stimmung und die Geschäftserwartungen merklich. Die Industrieproduktion ist auf ihren langfristig fallenden Trend zurückgekehrt, sank zuletzt zwei Mal in Folge und wird sich laut Unternehmenseinschätzungen auch im August 2023 nicht erholt haben. Immerhin hilft der nach wie vor hohe Auftragsbestand vieler Unternehmen – dieser kann angesichts schwindender Materialprobleme vermehrt abgebaut werden. Aufgrund fehlender Neuaufträge schrumpft jedoch auch das Auftragspolster zunehmend. Da die Industriekonjunktur weltweit schwächelt, ist keine baldige Erholung zu erwarten. Nach Einschätzung von Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin, werden sich die Unternehmen mit Investitionen wohl noch eine ganze Weile zurückhalten. Nur kleine Bereiche der Industrie profitieren aktuell von verstärkten Investitionen der öffentlichen Hand. Ein besonderes Sorgenkind ist dabei die Bauwirtschaft. Die hohen Zinsen schlagen sich immer deutlicher in einem Mangel an Aufträgen und Baugenehmigungen nieder, ergänzt Pagenhardt. Dieses Problem wird ohne neue Anreize wohl bis zu einer eventuellen Zinswende bestehen bleiben.

Bei den Dienstleistungen ist die Lage zwar noch etwas besser, trübt sich aber allmählich ein. Die Umsätze im Einzelhandel waren zuletzt rückläufig. Das Konsumklima hat sich im August dieses Jahres zwar etwas verbessert, ist aber im historischen Vergleich immer noch auf einem Tiefstand. Auch am Arbeitsmarkt zeichnet sich eine langsame Abkühlung ab. So planen etwa die Unternehmen weniger Neueinstellungen. Angesichts des immer noch weit verbreiteten Fachkräftemangels ist aber kein deutlicher Anstieg der Arbeitslosigkeit zu erwarten. Dies stützt die Kauflaune der Haushalte. Auch der allmähliche Rückgang der Inflation und erstmals seit drei Jahren steigende Realverdienste dürften dem privaten Konsum und der deutschen Konjunktur im Herbst wieder etwas Schub verleihen. Laut DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi, lässt der Aufschwung für die deutsche Wirtschaft vorerst weiter auf sich warten und wird wohl nur zaghaft einsetzen. Gerade in der momentan gebeutelten Industrie besitzt die deutsche Wirtschaft aber weiter viele Stärken, die bei einer robusteren Erholung der Weltwirtschaft wieder stärker zum Tragen kommen werden.

Das nächste DIW-Konjunkturbarometer erscheint am Mittwoch, den 27. September 2023.

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