DIW: Europäische Zentralbank kann mit Leitzinserhöhung die Energiepreise senken

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Wirtschaft
Foto: DIW Berlin

Die Energiepreise in Europa sind infolge der Corona-Pandemie und vor allem mit Beginn des russischen Angriffskrieges in der Ukraine stark gestiegen. Landläufig wurde angenommen, dass die EZB Europäische Zentralbank, Frankfurt, dagegen wenig ausrichten könne – auch die EZB selbst ging davon noch im Februar 2022 aus. Eine aktuelle Studie des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung zeigt jedoch, dass die EZB mit Blick auf die Energiepreise offenbar alles andere als machtlos ist: Erhöht sie den Leitzins, fallen die Energiepreise. Dabei spielen drei Effekte eine Rolle, die sich gegenseitig beeinflussen. Wichtig sind in dem Zusammenhang der Wechselkurs des Euro zum US-Dollar und der Ölpreis. Unter dem Strich wird laut Alexander Kriwoluzky, Leiter der Abteilung Makroökonomie im DIW Berlin klar, dass die EZB die Energiepreise mit Leitzinserhöhungen tatsächlich dämpfen kann.

Zinserhöhung führt zu geringerer Nachfrage auch nach Öl – dadurch fallen die Energiepreise
Gemeinsam mit den Studienautoren Gökhan Ider, Frederik Kurcz und Ben Schumann hat A. Kriwoluzky strukturelle Effekte von Zinserhöhungen der EZB im Euroraum für den Zeitraum 1999 bis 2020 geschätzt. Infolge einer Zinserhöhung sinkt demnach die gesamtwirtschaftliche Nachfrage: Unternehmen investieren weniger, private Haushalte halten sich beim Konsum zurück. Während sich die Verbraucherpreise daher um etwas weniger als 0,1 % nach unten bewegen, fallen die Energiepreise sogar um mehr als das Fünffache. Die Autoren konnten im Zuge ihrer Modellrechnungen drei Effekte identifizieren, durch die dieses Ergebnis zustande kommt und die deutlich machen, dass die Energiepreise nach Leitzinserhöhungen der EZB tatsächlich fallen.

Neben dem Nachfrageeffekt, der den in Dollar gehandelten Ölpreis auf dem Weltmarkt infolge einer geringeren Energienachfrage senkt, spielen zwei Preiseffekte des Wechselkurses von Euro zu US-Dollar eine Rolle: Da im Zuge einer Zinserhöhung der EZB der Euro gegenüber dem US-Dollar aufwertet, verbilligen sich die Ölimporte im Euroraum. Da der günstigere Ölpreis in Euro dann aber wiederum die Nachfrage befeuert, steigt die Ölnachfrage auf dem Weltmarkt und damit der globale Ölpreis in US-Dollar. Dieser globale Preiseffekt ist stärker als der lokale Preiseffekt im Euroraum, sodass der stärkere Euro letztlich für einen höheren Ölpreis sorgt. Zusammengenommen ist der Preiseffekt des Wechselkurses mit seinem steigenden Ölpreis aber schwächer als der Nachfrageeffekt mit seinem sinkenden Ölpreis, sodass die Energiepreise unter dem Strich fallen.

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