Mit rasant gestiegenen Preisen für Erdgas und Heizöl haben die deutschen Privathaushalte im vergangenen Jahr deutlich weniger geheizt. Temperaturbereinigt wurde im Bundesdurchschnitt 5 % weniger Heizenergie verbraucht. Dies ist das Ergebnis des diesjährigen Wärmemonitors, den das DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung auf Basis von Daten des Immobiliendienstleisters ista SE, Essen, jährlich erstellt. Für den Bericht wurden die Heizenergieabrechnungen von bundesweit 150.000 Zwei- und Mehrfamilienhäusern mit rund 1 Mio. Wohnungen ausgewertet.
Laut Studienautorin Merve Kücük aus der Abteilung Klimapolitik im DIW, konnten die Haushalte die Mehrkosten durch stark gestiegene Preise nur dämpfen, indem sie weniger heizten. Ihre Ausgaben stiegen daher in den betrachteten Wohngebäuden nicht so stark wie die Preise, nämlich im Durchschnitt nur um 17 %.
Reduktion am größten im Norden, geringster Verbrauch im Osten
Im Norden waren die Reduktionen sehr viel höher als im Süden; Spitzenreiter war Schleswig-Holstein mit 7,3 %. In diesem Bundesland stiegen aber auch die Preise für Heizöl und Erdgas deutschlandweit mit 47 % am stärksten. Ein niedrigerer Verbrauch korrespondiert aber nicht in jedem Fall auch mit starken Preissteigerungen. Im Saarland beispielsweise, wo die Preise im Mittel um 35 % stiegen, wurden nur 3 % Heizenergie reduziert. In Baden-Württemberg wurde trotz Preissteigerungen von 27 % am wenigsten reduziert, nämlich nur 1 %. In Mecklenburg-Vorpommern dagegen, wo die Preise mit rund 17 % am wenigsten stiegen, wurden trotzdem 6 % Heizenergie weniger verbraucht.
Mecklenburg-Vorpommern ist auch das Land mit dem bundesweit niedrigsten Heizenergiebedarf. Trotz des recht unterschiedlichen Reduktionsverhaltens ist der temperaturbereinigte Verbrauch in den ostdeutschen Ländern weiter mit 117 kWh pro Quadratmeter Wohnfläche um einiges niedriger als in den westdeutschen mit 125 kWh. Besonders viel verbrauchten die Haushalte in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland.
Die Anstrengungen der Verbraucher haben ihre Wirkung nicht verfehlt. Dieser Trend muss sich aber weiter fortsetzen, um die Emissionen ausreichend zu reduzieren, erklärt Sophie Behr, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Abteilung Klimapolitik des DIW.
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass bewusstes Heizen einen Unterschied macht. Mit Blick auf die startende Heizsaison und die immer noch hohen Erdgaspreise ist dies wichtiger denn je, ergänzt Hagen Lessing, Chief Executive Officer der ista. Beim Energiesparen kann die monatliche Verbrauchsinfo an die Mietenden helfen, die für Vermietende seit 2022 verpflichtend ist.
Klimaziele knapp verfehlt
Parallel zu den Heizenergieeinsparungen gingen auch die CO2-Emissionen im vergangenen Jahr temperaturbereinigt um 5 % zurück. Unbereinigt waren es durch den milden Winter sogar 15 %. Dennoch wurden die Klimaziele knapp verfehlt: Trotz der Reduktion wurden 112 Mio./t CO2 emittiert; das Klimaziel liegt bei 107 Mio./t CO2. Laut S. Behr sind bei allen Bemühungen der Verbraucher die Reduktionspotenziale in vielen Fällen durch Verhaltensanpassungen ausgeschöpft. Ohne Investitionen in die Energieeffizienz, ob durch Gebäudesanierungen oder Heizungswechsel, werden die Klimaziele daher nicht erreicht.