Deutsch-Polnisches Energiewendeforum 2024: Ein wichtiger Meilenstein für die Zukunft der Energiepolitik in Europa

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International, Politik
v.l.n.r.: Nargis Wieck, Leiterin Stabsstelle Internationale Kooperationen dena, Dr. Lars Gutheil, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer (AHK Polen), Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, Urszula Zielińska, Staatssekretärin im Ministerium für Klima und Umwelt der Republik Polen, Udo Philipp, Staatssekretär im BMWK, Kristina Haverkamp, dena-Geschäftsführerin, Karolina Loth-Babut, Geschäftsführerin der polnischen Energieagentur KAPE.
Foto: dena

Deutschland und Polen bekräftigen ihre Zusammenarbeit in der Klima- und Energiepolitik. Über 120 Teilnehmende aus Ministerien, Unternehmen, Verbänden, Forschungseinrichtungen und NGOs beider Länder trafen sich Mitte Mai 2024 im Auswärtigen Amt in Berlin, um über Umsetzungsmöglichkeiten und verstärkte energiepolitische Kooperation zwischen Deutschland und Polen aber auch auf europäischer Ebene zu diskutieren. Das Forum wurde von der dena Deutsche Energie-Agentur GmbH, Berlin, und der KAPE Polnische Nationale Energiesparagentur, Warschau, organisiert. Es wird im Auftrag des Auswärtigen Amtes durchgeführt und in Partnerschaft mit der AHK Polen Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer, Warschau, sowie der Botschaft der Republik Polen, Berlin, abgehalten. Die Auftaktveranstaltung fand letztes Jahr im April in Warschau statt und ist zentrales Element der Deutsch-Polnischen Energieplattform, die seit Ende 2021 aktiv ist.

Ziel des diesjährigen Forums war es, das gegenseitige Verständnis für energiepolitische Prioritäten zu verbessern und die Bemühungen beider Länder zu bündeln. Dies geschah vor dem Hintergrund der Europawahlen und der bevorstehenden polnischen EU-Ratspräsidentschaft Anfang 2025, um neue Impulse auf EU-Ebene zu setzen. Fragen zur Umsetzung einer sozialverträglichen Wärmewende und zur Dekarbonisierung der Industrie als Wachstumstreiber standen im Mittelpunkt der Veranstaltung. Deutschland und Polen stehen vor ähnlichen Herausforderungen bei der Energiewende. Die Podiumsgäste diskutierten den Stand der Wärmewende in beiden Ländern sowie die Wirkung unterschiedlicher nationaler Förderinstrumente. Auch die Dekarbonisierung der Industrie wurde thematisiert, wobei der Fokus auf den Chancen lag, mithilfe neuer Technologien und Geschäftsmodelle neue Arbeitsplätze zu schaffen und die Energiesicherheit zu erhöhen.

Jennifer Morgan, deutsche Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, betonte, dass die Klimakrise nur gemeinsam gelöst bzw. die „grüne“ Transformation nur gemeinsam vorangebracht werden kann. Wenn die Europäer ihre Kräfte bündeln und in die Dekarbonisierung der Industrie investieren, wird sichergestellt, dass Europa wettbewerbsfähig bleibt und die „grünen“ Märkte der Zukunft mitgestaltet. Deutschland wie Polen setzen sich nach Aussage von J. Morgan für eine gerechte Energiewende ein, die den nötigen Strukturwandel mit Chancen verbindet und die niemanden zurücklässt. Eine Energiewende, die Arbeitsplätze entstehen lässt, Lebensqualität sichert und Wohlstand schafft.

Urszula Zielińska, polnische Staatssekretärin im Ministerium für Klima und Umwelt, erwähnte die Herausforderungen und Chancen einer ehrgeizigen Energiewende. In Polen ist spätestens seit den Wahlen vom 15. Oktober 2023 der Kurs für die Transformation klar und steht im Einklang mit der Richtung der gesamten Europäischen Union, führt sie fort. Das Erreichen der im EU-Klimagesetz verankerten Ziele: – 55 % der CO2-Emissionen bis 2030 und Klimaneutralität bis 2050 sind auch Ziele Polens. Im Wesentlichen geht es um die Verbesserung der Energieeffizienz in der Wirtschaft und in den Haushalten. Es geht um einen Energiemix, der auf heimischen On- und Offshore-Windressourcen basiert und darüber hinaus um Solarenergie, Biogas und Biomethan, Kernkraft und „grünen“ Wasserstoff, für den noch in diesem Jahr ein neuer Rechtsrahmen vorbereitet wird. Dazu kommt die Umstellung der Fernwärme auf Niedertemperaturnetze, große Wärmepumpen und Wärmespeicher, die mit erneuerbaren Energien und erneuerbarem Gas betrieben werden, sowie ein modernes digitales Management.

Für Kristina Haverkamp, Geschäftsführerin der dena Deutsche Energie-Agentur, ist die enge Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Polen für die Energiewende sehr wichtig. Durch den konstruktiven Austausch auf diesem Forum können gemeinsam Lösungen entwickelt werden, die nicht nur Deutschland und Polen, sondern ganz Europa voranbringen. Ganz konkret unterstützt die Deutsch-Polnische Energieplattform laut K. Haverkamp bereits die Städte Görlitz und Zgorzelec dabei, ihre Fernwärmenetze zu verbinden, um so die gesamte Europastadt mit klimaneutraler Fernwärme zu versorgen.

Karolina Loth-Babut, Geschäftsführerin der KAPE Polnische Nationale Agentur für Energieeinsparung, unterstreicht die Bedeutung der gemeinsamen Herausforderungen, vor denen Polen und Deutschland im Zeitalter des immer stärkeren Klimawandels stehen. Die gemeinsamen klimatischen Herausforderungen, einschließlich der Energiewende, sind aus ihrer Sicht eine gute Gelegenheit, eine Brücke zwischen den Nationen zu schlagen, um gemeinsam Herausforderungen in Chancen zu verwandeln. Das Forum ist der richtige Schritt, die verschiedenen Seiten des Energiewandlungsprozesses zusammenzubringen, um gemeinsam eine Synergie von Maßnahmen für eine bessere Zukunft zu erreichen.

Erweitertes Rahmenprogramm und neue Partnerschaften
Zum ersten Mal war das Deutsch-Polnische Energiewendeforum in ein Rahmenprogramm eingebettet. Neben einem feierlichen Abendempfang wurden zwei Side-Events organisiert, und es konnten neue Kooperationspartner gewonnen werden. Bereits am Vorabend des Forums fand ein Austausch statt, bei dem Vertretende deutscher und polnischer Think Tanks und NGOs sich zu energie- und klimapolitischer Zusammenarbeit auf zivilgesellschaftlicher Ebene austauschten. Das Side-Event wurde in Kooperation mit Germanwatch e. V., Bonn, im Deutschen Bundestag abgehalten. Später am Abend waren die Teilnehmenden zu einem Empfang in die Polnische Botschaft eingeladen.

Über die Deutsch-Polnische Energieplattform
Die Deutsch-Polnische Energieplattform wird von der dena in Zusammenarbeit mit der KAPE organisiert. Ziel der Deutsch-Polnischen Energieplattform ist die Identifizierung gemeinsamer Herausforderungen und Chancen bei der Energiewende, der Austausch von Best Practices und Erfahrungen sowie die Unterstützung bei der Umsetzung grenzüberschreitender Projekte.

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