Für die Autofahrer in Deutschland war das vergangene Jahr eines der teuersten überhaupt. Nach Auswertungen des Verbraucherinformationsdienstes Clever Tanken, ein Service der infoRoad GmbH, Heroldsberg, kostete der Liter Super E10 im Bundesdurchschnitt rund 1,79 Euro und der Liter Diesel rund 1,73 Euro. Das sind die zweithöchsten Werte seit Beginn der regelmäßigen monatlichen Auswertungen von Clever Tanken im Juni 2012. Teurer waren beide Kraftstoffsorten nur im Jahr 2022. Damals kostete der Liter Super E10 im Jahresdurchschnitt rund 1,86 Euro und der Liter Diesel rund 1,95 Euro.
Laut Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer von Clever Tanken, können die Autofahrer allerdings nicht aufatmen. Denn mit Beginn des neuen Jahres sind die Preise durch die Erhöhung der CO2-Steuer bereits erneut gestiegen.
Die Kraftstoffpreise im Dezember 2023
Die Kraftstoffpreise an deutschen Tankstellen sind im Dezember 2023 den dritten Monat in Folge gefallen. Nach der aktuellen Auswertung der Clever Tanken kostete der Liter Super E10 im vergangenen Monat rund 1,72 Euro. Das sind rund 5 Cent weniger als im November 2023 mit rund 1,77 Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat (rund 1,69 Euro) war der Liter Super E10 im Dezember letzten Jahres jedoch rund 3 Cent pro Liter teurer. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies Mehrausgaben in Höhe von rund 6,05 Euro.
Ein Liter Diesel kostete im Dezember 2023 rund 1,70 Euro. Das sind rund 6 Cent weniger als im Vormonat mit rund 1,76 Euro.
Im Vergleich zum Vorjahresmonat (rund 1,82 Euro) war der Liter Diesel im Dezember vergangenen Jahres rund 12 Cent günstiger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies einer Ersparnis von rund 28,44 Euro.
Die Kraftstoffpreise wurden im Dezember 2023 nach Informationen von S. Bock stark von der Entwicklung der Rohölpreise beeinflusst, die sich zeitweise in einem 6-Monatstief bewegten. Die Gründe: Konjunkturell bedingte Nachfragesorgen in den USA, China und Europa setzten die Preise stark unter Druck. Gleichzeitig erhöhten die USA und Russland ihre Rohöllieferungen. Für steigende Rohölpreise sorgten allerdings die Angriffe der Huthi-Rebellen auf Containerschiffe. Diese zwangen die großen Reedereien, ihre Schifffahrtsrouten anzupassen. Auch ein schwächerer Dollar sorgte für steigende Rohölpreise, da er den Einkauf von in Dollar gehandeltem Öl günstiger macht und damit die Nachfrage erhöht.
Benzin-Diesel-Schere öffnet sich im Dezember 2023 leicht
Der Preisunterschied zwischen Super E10 und Diesel betrug im Dezember rund 0,02 Euro pro Liter. Damit hat sich die Preisschere zwischen Benzin und Diesel gegenüber November um rund 1 Cent zugunsten von Diesel geöffnet.
Laut S. Bock ist nicht damit zu rechnen, dass der Dieselpreis im Januar 2024 noch deutlicher unter den Benzinpreis fallen wird, da die Nachfrage nach Heizöl saisonbedingt weiter hoch ist und sich dies auf die Preise an den Zapfsäulen auswirkt.
Die günstigsten und teuersten Tanktage im Dezember 2023
Die beiden günstigsten Tanktage für Super E10 waren Donnerstag, der 14. Dezember, und Freitag, der 15. Dezember letzten Jahres. An diesen beiden Tagen kostete der Liter im Bundesdurchschnitt rund 1,70 Euro. Diesel war am Samstag, den 16. Dezember, mit rund 1,67 Euro je Liter am günstigsten.
Am teuersten war Super E10 dagegen am Mittwoch, den 6. Dezember 2023, mit rund 1,75 Euro pro Liter. Am teuersten war Diesel am Freitag, den 1. Dezember 2023, mit rund 1,74 Euro.
Die günstigsten und teuersten Kraftstoffmonate 2023
Der günstigste Super-E10-Tankmonat des vergangenen Jahres war der Dezember vergangenen Jahres mit rund 1,72 Euro pro Liter im Bundesdurchschnitt. Auf den Plätzen zwei und drei folgten der Januar 2023 (rund 1,75 Euro) und der Februar 2023 (rund 1,76 Euro). Am teuersten war Super E10 dagegen im September 2023 (rund 1,88 Euro), August 2023 (rund 1,86 Euro) und Oktober 2023 (rund 1,82 Euro).
Der günstigste Tankmonat für Diesel war 2023 der Mai mit rund 1,59 Euro pro Liter. Es folgten die Monate Juni (rund 1,59 Euro) und Juli (rund 1,64 Euro).
Am teuersten war Diesel wiederum im Januar letzten Jahres (rund 1,84 Euro). Auf den Plätzen zwei und drei der teuersten Dieseltankmonate folgten der September 2023 (rund 1,83 Euro) und der Oktober 2023 (rund 1,82 Euro).
Städteranking im Dezember: Berlin erneut günstigste Super-E10-Tankstadt
Den monatlichen Clever-Tanken-Preisvergleich der 20 größten deutschen Städte gewann im Dezember vergangenen Jahres erneut Berlin mit rund 1,68 Euro in der Kategorie der günstigsten Super-E10-Tankstädte. Auf den Plätzen zwei und drei folgten Bochum (rund 1,68 Euro) und Essen (rund 1,68 Euro).
Am teuersten war Super E10 im Dezember 2023 in Frankfurt am Main (rund 1,75 Euro), Stuttgart (rund 1,73 Euro) und Hannover (rund 1,72 Euro).
Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten in Frankfurt durchschnittlich rund 419,78 Euro und damit rund 16,44 Euro mehr als in Berlin.
Zum dritten Mal in Folge zahlten Autofahrer im Dezember 2023 in Bonn mit rund 1,66 Euro am wenigsten für einen Liter Diesel. Auf den Plätzen zwei und drei der günstigsten Dieseltankstädte folgten Bielefeld (rund 1,67 Euro) und Bochum (rund 1,67 Euro).
Am teuersten war der Liter Diesel im Dezember dagegen in Leipzig (rund 1,73 Euro), Berlin (rund 1,71 Euro) und München (rund 1,71 Euro).
Städteranking im Jahr 2023: Günstigste Tankstadt ist Bonn
Die günstigste Super-E10-Tankstadt des Jahres 2023 ist Bonn. Rund 1,76 Euro kostete der Liter Benzin hier im Jahresdurchschnitt. Zwischen März und Oktober 2023 belegte die Bundesstadt acht Mal in Folge den ersten Platz der günstigsten Super-E10-Tankstädte, außerdem im Februar letzten Jahres Platz zwei und im November 2023 Platz drei. Duisburg (rund 1,76 Euro) und Essen (rund 1,77 Euro) folgten im Jahr 2023 auf den Plätzen zwei und drei der günstigsten Super-E10-Tankstädte.
Am teuersten war Super E10 im vergangenen Jahr dagegen in Frankfurt mit rund 1,81 Euro und München sowie Hamburg mit rund 1,80 Euro.
Unter den drei günstigsten Dieseltankstädten schaffte es Bonn 2023 das vierte Jahr in Folge an die Spitze. Rund 1,68 Euro kostete der Liter hier im Jahresdurchschnitt. Im Jahresverlauf belegte Bonn elf Mal den ersten Platz. Lediglich im September 2023 rutschte die Stadt auf den zweiten Rang. Hinter Bonn folgten im Jahr 2023 Bochum und Essen (beide rund 1,70 Euro).
Dagegen führten Leipzig (rund 1,76 Euro) und Nürnberg sowie München mit je rund 1,75 Euro die Rangliste der teuersten Dieseltankstädte 2023 an.
Wichtige Einflussfaktoren auf die Kraftstoffpreise 2023
Der Rohölpreis war 2023 der wichtigste Preistreiber an den Tankstellen. Gestützt wurde er durch die Angebotsverknappung der Opec+ bei gleichzeitig weltweit steigender Nachfrage nach dem Ende der Corona-Pandemie. Dagegen sorgten unter anderem die Leitzinserhöhungen in den USA und anderen Industrieländern zur Eindämmung der hohen Inflation sowie die vielerorts eingetrübten Konjunkturaussichten für sinkende Rohölpreise.
Ausblick 2024: höhere CO2-Steuer, weltweite Krisen und US-Präsidentschaftswahl
Seit Januar des neuen Jahres müssen sich Autofahrer grundsätzlich auf bundesweit steigende Kraftstoffpreise einstellen. Am 1. Januar 2024 ist die nächste Stufe der CO2-Steuererhöhung in Kraft getreten – und zwar deutlich stärker als noch vor vier Wochen erwartet, so S. Bock. Das wirkt sich ab sofort und dauerhaft auf die Preise an den Zapfsäulen aus.
Die CO2-Abgabe ist seit Jahresbeginn von 30 Euro auf 45 Euro pro Tonne ausgestoßenes Kohlendioxid gestiegen. Sie soll den Verbrauch fossiler Brennstoffe unattraktiv machen und den Umstieg auf klimafreundlichere Alternativen anregen. Ziel ist, den CO2-Ausstoß in Deutschland bis 2030 um 55 % zu senken. Die jährliche Erhöhung der 2021 eingeführten Steuer auf Benzin, Diesel, Gas, Flüssiggas und Heizöl war 2023 wegen der Energiepreiskrise ausgesetzt worden. Ursprünglich war für 2024 eine Erhöhung von 30 Euro auf 40 Euro vorgesehen. Die Bundesregierung hatte Mitte Dezember 2023 jedoch eine Erhöhung auf 45 Euro beschlossen. Die Einnahmen fließen in den Klima- und Transformationsfonds (KTF), aus dem Projekte unter anderem für Klimaschutz finanziert werden.
Pro Liter Benzin und Diesel werden damit ab sofort rund 12,7 Cent beziehungsweise rund 14,2 Cent CO2-Steuer fällig. Im Vergleich zu 2023 verteuert sich der Liter Benzin damit um rund 4,3 Cent und der Liter Diesel um rund 4,7 Cent. Das sind 1,4 Cent beziehungsweise 1,6 Cent pro Liter mehr als ursprünglich geplant.
Weitere langfristige Aussagen zur Entwicklung der Kraftstoffpreise macht S. Bock allerdings nicht. Aus seiner Sicht wird der Dieselpreis zum Ende der Heizsaison wahrscheinlich sinken. Wie sich die Preise ansonsten entwickeln, hängt aber maßgeblich vom Ölpreis ab. Und dessen Entwicklung ist aufgrund globaler Krisen wie dem Krieg in der Ukraine und im Gaza-Streifen nicht kalkulierbar. Auch die Präsidentschaftswahlen in den USA am 5. November 2024 werden nach Einschätzung von S. Bock sicherlich Einfluss auf den Ölpreis und damit auf die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland haben.
Regelmäßiger Preisvergleich lohnt sich
Wie auch immer sich die Preise im neuen Jahr entwickeln werden: Die regionalen Preismechanismen bleiben bestehen. Deshalb sollten Autofahrer immer den optimalen Zeitpunkt zum Tanken finden.
Autobahntankstellen sollten Autofahrer meiden, wenn dies ohne Umwege möglich ist. Denn sie sind aufgrund ihrer günstigen Lage und der geringen Konkurrenz in der näheren Umgebung oft teurer als beispielsweise Tankstellen in größeren Innenstädten.
Außerdem sollten Autofahrer beachten, dass es mancherorts bis zu sechs Preisspitzen am Tag gibt – vor allem bei Markentankstellen. Teilweise gibt es laut S. Bock an ein und derselben Tankstelle Unterschiede von bis zu 15 Cent pro Tag. Vergleicht man alle Tankstellen in einer Stadt, sind es auch schon mal bis zu 22 Cent innerhalb von 24 Stunden. Günstige Tankzeiten finden sich überall häufig zwischen 8 und 10 Uhr, 12 und 13 Uhr sowie 20 und 22 Uhr.