Am 10. Oktober 2023 präsentierte die Daimler Truck AG, Leinfelden-Echterdingen, vor internationalem Publikum die Serienversion ihres batterieelektrischen Lkw für den Fernverkehr unter der Marke Mercedes-Benz Trucks. Mit dem eActros 600 will das Unternehmen neue Maßstäbe in Sachen Technologie, Nachhaltigkeit sowie Wirtschaftlichkeit für E-Flottenbetreiber setzen. Dank seiner großen Batteriekapazität und einer besonders effizienten elektrischen Antriebsachse aus eigener Entwicklung erreicht der eActros 600 eine beeindruckende Reichweite von rund 500 km ohne Zwischenladen.
Laut Karin Rådström, Chief Executive Officer der Daimler-Truck AG, ist diese Premiere für das Unternehmen etwas ganz besonderes. Der eActros 600 ermöglicht der Daimler Truck AG die Elektrifizierung der größten und wichtigsten Fernverkehrsstrecke in Europa. Der batterieelektrischen Lkw gehört außerdem zu denen, die die längste Distanz zurücklegen können. Das ist vor dem Hintergrund der CO2-Reduzierung von größter Bedeutung und macht die Markteinführung für die Daimler-Truck AG zu einem wichtigen Meilenstein auf dem Weg zu einem dekarbonisierten Transportwesen.
Dass die bemerkenswerte elektrische Reichweite nicht nur eine theoretische Herstellerangabe ist, haben die Entwicklungsingenieure der Mercedes-Benz Trucks vergangene Woche unter Beweis gestellt: Bei einer Alpen-Testfahrt fuhren die Ingenieure einen mit rund 40 t beladenen Prototypen des eActros 600 von Stuttgart über den Albaufstieg am Aichelberg, Kufstein und die Brennerautobahn bis nach Bozen in Südtirol. Trotz der anspruchsvollen Topografie bewältigte der E-Lkw die 530 km lange Strecke komplett ohne Zwischenladen. Nach einem Ladevorgang traten die Ingenieure die Heimfahrt an. So legte der vollbeladene Elektro-Truck insgesamt über 1.000 km mit nur einem Ladestopp zurück.
Nach Aussage von Tilman Morlok, Projektleiter eActros 600, ermöglicht modernste Technik diese weiten Strecken. In den E-Lkw werden drei Batteriepacks eingebaut, dabei hat ein Paket 207 kWh. Insgesamt hat der e Actros 600 also 621 kWh an Bord und zwar LFP, das heißt Lithium-Eisenphosphat-Zelltechnologie. Diese zeichnet sich durch besondere Robustheit aus, was bedeutet, dass sie mehr von der installierten Energie ausschöpfen kann, und vor allem auch, dass sie eine höhere Haltbarkeit hat. Damit entspricht der E-Lkw einem Dieselfahrzeug auf 1,2 Mio. km und eine Laufzeit von zehn Jahre, ergänzt T. Morlok.
Für die Transportunternehmen spielt neben der Reichweite auch der Faktor Zeit eine zentrale Rolle. Deshalb haben die Truck-Experten der Daimler-Truck AG dafür gesorgt, dass neben dem Gleichstrom-Laden später auch das Megawattladen möglich sein wird. Auf diese Weise können die Batterien an einer entsprechenden Megawatt-Ladesäule dann in circa 30 Minuten von 20 % auf 80 % geladen werden – also auch während der gesetzlich vorgeschriebenen Fahrerpausen. Aber nicht nur das Schnelladen macht Fahrern leichter, mit dem schweren E-Truck zu arbeiten. Laut T. Morlok zeichnet den eActros 600 neben einer hohen Fahrdynamik auch ein besonderer Fahrkomfort aus. Ein Beispiel ist das Getriebesteuerungssystem „Predictive Powertrain Control“. Das System liest Daten von der Topographie ein, und erkennt, ob es runter oder rauf geht, es kennt kommende Verkehrszeichen, Kreisverkehre und Kreuzungen. Im Abgleich mit der ins Navigationssystem eingegebenen Route berechnet das System zum Beispiel die optimale Bremsung oder Beschleunigung, sodass die Energie optimal ausgeschöpft werden kann.
Ende nächsten Jahres sollen die ersten Modelle im baden-württembergischen Wörth vom Band rollen. K. Rådström ist vom Erfolg der Fernverkehrs-E-Trucks mit Stern überzeugt. Denn aufgrund des Zusammenspiels von Profitabilität, Nachhaltigkeit und Zuverlässigkeit hat der eActros 600 das Potenzial, die Mehrheit der Diesel-Lkw im wichtigen Fernverkehrs-Segment abzulösen. Den Härtetest hat der elektrische Fernverkehrs-Lkw ihrer Meinung nach jedenfalls bereits bestanden. Die Fahrzeuge wurden sowohl in Finnland bei sehr niedrigen Temperaturen getestet und auch bei -25 °C arbeiteten die Testfahrzeuge zuverlässig. In Spanien und Italien wurde der Einsatz unter hohen Temperaturen getestet und der eActros 600 performt auch auch unter diesen Umständen.
Der eActros 600 wird von Anfang an als Sattelzugmaschine sowie als Pritschenfahrgestell-Variante produziert, was den Kunden zahlreiche weitere Einsatzmöglichkeiten im vollelektrischen Transport bietet. Der Verkaufsstart des E-Lkw ist für dieses Jahr, der Start der Serienproduktion ist für Ende 2024 vorgesehen.