Wood Mackenzie: 27 Mrd. Dollar Investitionen zur Mobilisierung der globalen Offshore-Windlieferkette erforderlich

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Erneuerbarer Strom, International, Politik
Unterschied zwischen der Offshore-Windprognose von Wood Mackenzie und den Regierungszielen für 2030.
Foto: Wood Mackenzie

Laut dem jüngsten Horizons-Bericht der Wood Mackenzie Ltd., Edinburgh, einem weltweit tätigen Unternehmen und nach eigenen Angaben führend bei der Bewertung der Märkte für erneuerbare Energien, Energien und natürliche Ressourcen, benötigt die globale Offshore-Windlieferkette bis 2026 gesicherte Investitionen in Höhe von 27 Mrd. Dollar, um bis 2030 einen fünffachen Anstieg der jährlichen Installationen (ohne China) zu erreichen.

Diese Zahl basiert auf der Basisprognose der Wood Mackenzie, die einen jährlichen Kapazitätszuwachs von 30 GW bis 2030 voraussagt, wird aber von den Offshore-Windzielen der politischen Entscheidungsträger übertroffen, die rund 80 GW pro Jahr erfordern würden. Um dieses von den Regierungen auf der ganzen Welt gesetzte Ziel zu erreichen, sind für die Lieferkette schätzungsweise Investitionen in Höhe von über 100 Mrd. Dollar erforderlich.

Diese Ergebnisse stammen aus der Analyse „Cross currents: Charting a sustainable course for offshore wind“ von Wood Mackenzie über die derzeitigen Beschränkungen der Offshore-Windlieferkette, Investitionshemmnisse und die für einen Ausbau erforderlichen Maßnahmen.

Laut Chris Seiple, stellvertretender Vorsitzender für Energie und erneuerbare Energien bei Wood Mackenzie und Mitverfasser des Berichts, haben die Regierungen ihr Engagement für die Offshore-Windenergie als wichtige Säule der Dekarbonisierung und der Energiesicherheit deutlich gemacht. Die Versorgungskette hat jedoch Schwierigkeiten, sich zu vergrößern und wird ein Hindernis für das Erreichen der Dekarbonisierungsziele sein, wenn sich nichts ändert. Jährliche Installationen von rund 80 GW, um alle Regierungsziele zu erreichen, sind laut C. Seiple nicht realistisch und selbst das Erreichen der von Wood Mackenzie prognostizierten und mindestens nötigen 30 GW an Zubau wird sich als unrealistisch erweisen, wenn nicht sofort in die Lieferkette investiert wird. Anpassungen und neue politische Maßnahmen seitens der Regierungen und der Projektentwickler werden erforderlich sein, um die Lieferkette so umzugestalten, dass Offshore-Windprojekte in industriellem Maßstab realisiert werden können, fügt er hinzu.

Niedrige Margen im Offshore-Bereich erschweren die Investitionstätigkeit
Nach Aussage von S. Seiple ist das Überangebot, das sich aus dem Aufbau der Lieferkette im Jahr 2015 ergab, einer der Faktoren, die die Rentabilität drücken. Damals erhöhte die Branche ihre Lieferkapazität auf rund 800 Turbinen, während sie seitdem im Jahresdurchschnitt 500 Turbinen liefert. Die Zulieferer müssen jetzt auch mit der Inflation der letzten zwei Jahre und höheren Rohstoffkosten fertig werden. Die zu dieser Zeit mit Überkapazitäten geplagten Lieferanten sind bei ihren jetzigen Investitionsplänen vorsichtig, und die in der Vergangenheit fehlende Rentabilität behindert ihre Fähigkeit, den Ausbau der Produktionskapazitäten jetzt zu finanzieren, was letztlich die Innovation in diesem Sektor bremst. Die Ungewissheit über den Zeitpunkt der Umsetzung der jetzt benötigten Projekte könnte zu einem sehr unterschiedlichen Bedarf in der Lieferkette führen.

Rund 24 GW aus Projekten, die zwischen 2025 und 2027 ans Netz gehen sollen, haben sich den Weg auf den Markt gesichert, entweder durch eine Form von Subvention oder einen Stromabnahmevertrag (PPA), aber noch keine finanzielle Investitionsentscheidung (FID) getroffen. Dies ist die Phase, in der die Projektentwickler versuchen, die Projektaufträge mit den Versorgern zu fixieren. Doch mehrere globale Projekte verzögern sich aktuell, da sie angesichts der gestiegenen Lieferkosten und der Inflation versuchen, die Abnahmeverträge neu auszuhandeln.

Die Verzögerung von Projekten in dieser Phase führt zu einer Verschiebung des erwarteten Anlagenbedarfs von 2025 bis 2027 auf 2028 bis 2030. Das Ergebnis wäre zwar kurzfristig ein geringerer Bedarf an Produktionserweiterungen, aber ein noch größerer Bedarf an Investitionen, um die Nachfrage von 2028 bis 2030 zu decken.

Finlay Clark, Senior Research Analyst bei Wood Mackenzie und Mitverfasser der Studie, erklärt, dass in der Realität in diesem Fall bestimmte Projekte in den Jahren 2028 bis 2030 überhaupt nicht gebaut werden können, was bedeutet, dass die Regierungen Gefahr laufen, noch weiter hinter ihre Ziele zurückzufallen. Die Ungewissheit in Bezug auf den Projektzeitplan ist ein wichtiger Grund, warum die Teilnehmer der Lieferkette zögern, weiter zu expandieren.

Viele Investoren befürchten, dass die Nachfrage nach Anlagen nach 2030 nicht mehr ausreichen wird, wenn die Lieferkette so ausgebaut wird, dass sie die Nachfragespitzen im Jahr 2030 befriedigen kann, um die staatlichen Windkraftziele zu erreichen.

Dies ähnelt auf unheimliche Weise dem Rückgang der Margen in der Lieferkette nach 2015. Vor allem für die Zulieferer ist dies ein wichtiger Aspekt, denn sie müssen sich auf die Nachfrage in den nächsten zehn und mehr Jahren verlassen können, um eine Rendite für ihre Investitionen zu erzielen, ergänzt F. Clark .

Wie lässt sich die Wertschöpfung steigern?
Der Ausbau der Offshore-Windlieferkette erfordert laut Studienergebnis eine Reihe von Anpassungen durch Regierungen und Entwickler. Die Zielvorgaben und Pläne für die Strommarktinfrastruktur zur Unterstützung der Offshore-Windenergie müssen über das Jahr 2030 hinausgehen, wo dies noch nicht der Fall ist. Weitere Faktoren, die die politischen Entscheidungsträger berücksichtigen müssen, sind die Auswirkungen auf die Lieferkette bei der Entscheidung, ob bestehende Verträge neu verhandelt werden sollen oder nicht und die Unterbrechung des Wettrüstens bei der Turbinengröße durch eine Größenbeschränkung.

Abschließend bemerkt Soeren Lassen, Leiter des Bereichs Offshore-Wind bei Wood Mackenzie und Mitautor der Studie, dass es nicht nur an den Regierungen liegt. Die Entwickler müssen auch innovative Partnerschaften mit Zulieferern in Betracht ziehen, um die Nachfragestabilität zu gewährleisten, die die Zulieferer benötigen, um ihre Kapazitäten zu erhöhen.

Offshore-Windlieferanten und politische Entscheidungsträger müssen an einem Strang ziehen
Die Branche – und vor allem die politischen Entscheidungsträger – müssen nach Meinung der Studienautoren die Gelegenheit nutzen, einen nachhaltigeren Weg für die Offshore-Windenergie zu finden. Dies wird sich nicht nur auf die Projekte auswirken, die heute oder im Jahr 2030 installiert werden, sondern auch auf die 1,4 TW Offshore-Windkapazität, die laut Wood Mackenzie bis 2050 angeschlossen werden soll, schließt C. Seiple ab.

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