Die Wintershall Dea AG, Kassel, setzt sich für die Produktion von emissionsarmem Wasserstoff aus norwegischem Erdgas in Deutschland ein. Am Rande eines Treffens mit Unternehmen und Politikern aus Norwegen und Deutschland am 9. Mai 2023 in Berlin, äußerte Mario Mehren, Chief Executive Officer der Wintershall Dea, dass die Nordsee die Energiedrehscheibe der Zukunft sein kann, um den Spagat zwischen Versorgungssicherheit und Klimaneutralität zu bewältigen. Seiner Meinung nach ist eine Vielzahl an emissionsarmen Technologien notwendig, um die Klimaziele zu erreichen. Versorgungssicherheit braucht Elektronen und Moleküle und neben erneuerbarem Strom zunächst noch Erdgas, große Mengen Wasserstoff, sowie die Speicherung von CO2. Norwegen und Deutschland wollen diesen Weg der Transformation gemeinsam gehen und gestalten.
Die Wintershall Dea baut Wertschöpfungsketten für CCS und emissionsarmen Wasserstoff in Deutschland, Norwegen, Dänemark und anderen Nordseeanrainerstaaten auf. Im März 2023 hat die Wintershall Dea mit dem Projekt Greensand das erste industrielle CO2 aus Belgien nach Dänemark transportiert und dort eingespeichert. Außerdem ist das Energieunternehmen in Norwegen Betriebsführer von zwei Lizenzen zur Einspeicherung von CO2. Mit BlueHyNow ist in Wilhelmshaven eine moderne Anlage zur Herstellung von Wasserstoff aus norwegischem Erdgas geplant, die über 200.000 cbm/h Wasserstoff produzieren soll. Norwegen und Deutschland haben im Januar 2023 die gemeinsame Absicht bekräftigt, bis zum Jahr 2030 eine signifikante Versorgung Deutschlands mit Wasserstoff aus norwegischem Erdgas sicherzustellen.
Wasserstoff aus Erdgas reduziert Emissionen
Emissionsarmer Wasserstoff produziert aus Erdgas in Kombination mit CCS hat laut einer Untersuchung des DVGW Deutscher Verein des Gas- und Wasserfaches e. V., Bonn und des ebi Engler-Bunte-Institut am KIT Karlsruher Institut für Technologie, von 2022 einen Fußabdruck entlang der gesamten Wertschöpfungskette von rund 90 g CO2/kWh. Für BlueHyNow geht die Wintershall Dea sogar von rund 80 g CO2/kWh aus. Nach Informationen von M. Mehren beruht dieser Wert auf dem aktuellen deutschen Strommix und dem Transport des CO2 via Schiff, wie es in der Anfangsphase geplant ist. Durch den zu erwartenden immer „grüner“ werdenden Strommix, effizientere Abscheidungstechnologien und den Transport via Pipeline lassen sich die Emissionen noch weiter reduzieren.
Damit ist der CO2-Fußabdruck von Wasserstoff aus Erdgas laut der Zukunft Gas GmbH, Berlin, deutlich niedriger als der von Braunkohle (410 g/kWh), Steinkohle (rund 389 g/kWh) und Erdgas (rund 228 g/kWh). Der CO2-Fußabdruck von „grünem“ Wasserstoff liegt je nach Transportweg bei 10 g/kWh bis 100 g/kWh, so die Untersuchung des DVGW und der ebi. Die Produktion von „grünem“ Wasserstoff aus Offshore-Windstrom in Deutschland besitzt das höchste Minderungspotenzial. Der Nationale Wasserstoffrat der dena Deutsche Energie-Agentur GmbH, Berlin, nimmt für 2030 einen Wasserstoffbedarf von 92 TWh bis 129 TWh jährlich an. In den Jahren 2040 bis 2050 werden laut Wasserstoffrat jährlich 964 TWh bis 1.364 TWh gebraucht. Aus Sicht von M. Mehring werden verschiedene Produktionstechnologien und Lieferanten benötigt, um diese Mengen bereitstellen zu können.