Umweltfreundlicher Wasserstoff könnte bei der Dekarbonisierung des Verkehrssektors – insbesondere im Schwerlastverkehr – eine gewichtige Rolle spielen: Er bietet eine ähnlich schnelle Betankung und Reichweitenleistung wie Dieselkraftstoff bei gleichzeitig null CO2-Emissionen. Dr. Nicolas Dohn, Leiter für Wasserstoff bei der Westfalen-Gruppe, Münster, erklärt, dass der weitere Ausbau von umweltfreundlichem Wasserstoff im Verkehrssektor, insbesondere im Schwerlastverkehr, aufgrund der aktuell fehlenden finanziellen Unterstützung durch die Politik nicht vorankommt, obwohl die Vorteile laut ihm belegt sind. Trotzdem ist der Tankstellenbetreiber Westfalen von dem Potenzial des Energieträgers überzeugt und will sein Engagement dafür weiter zeigen.
Dafür wurde mit hohem finanziellem Aufwand die Wasserstoff-Tankstelle des Unternehmens in Münster-Amelsbüren nochmals technisch aufgerüstet: Für einen sechsstelligen Euro-Betrag ist die Technik der 2016 errichteten Station – die damals zu den ersten Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland gehörte – überarbeitet worden. Unter anderem ist jetzt eine Vorkühlung eingebaut, die den Tankvorgang deutlich beschleunigt.
Ohne finanzielle Förderung keine Marktdurchdringung von Wasserstoff
N. Dohn betont, dass die Erweiterung der Wasserstoffstation ein Zeichen an die Politik ist, um zu zeigen, dass Unternehmen grundsätzlich an die Rolle von Wasserstoff in der Mobilität glauben, auch wenn bisher keine staatlichen Fördermittel geflossen sind. Er weißt darauf hin, dass für eine größere Verbreitung von Wasserstoff als Energieträger staatliche Anschubfinanzierungen notwendig sind, insbesondere bei den Anfangsinvestitionen in Wasserstoff-Tankstellen und Fahrzeuge. Außerdem führt er aus, dass die Nutzung von umweltfreundlichen Nutzfahrzeugen für Spediteure vor allem dann attraktiv ist, wenn ein Netzwerk von Tankstellen vorhanden ist und die Anschaffung der Fahrzeuge unterstützt wird, was bei Wasserstoff derzeit nicht der Fall ist, mit bekannten Folgen für die Verkehrswende und die Umwelt.
Derzeit gibt es in Deutschland rund 90 H2-Stationen, von denen allerdings nur wenige auch für schwere Nutzfahrzeuge geeignet sind. Die Westfalen-Tankstelle in Münster-Amelsbüren ist eine davon und ermöglicht Wasserstoff-Betankungen mit 350 bar und 700 bar. Julian Janocha, zuständig für alternative gasförmige Antriebsenergien bei der Westfalen, erklärt, dass durch den direkten Einbau der Vorkühlung in das 350-bar-Zapfsäulensystem die Betankung eines Lkw mit 20 kg Wasserstoff jetzt in nur noch bis zu 15 Minuten möglich ist. Somit ist der Tankvorgang für Fahrzeuge mit einem großen Tankvolumen, wie Lkw und Busse, ähnlich schnell wie eine vergleichbare Betankung mit Diesel.
Wasserstoff tanken mit der Westfalen Service Card
Neben der schnelleren Betankung mit dem zukunftsfähigen Energieträger Wasserstoff kann der Tankvorgang demnächst auch mit der Westfalen Service Card und allen anderen gängigen Tankkarten abgerechnet werden. J. Janocha äußerte, dass die Westfalen das Wasserstoff-Tanken für ihre Kunden so bequem und einfach wie einen herkömmlichen Tankvorgang gestalten möchten.