Zum Jahresende 2024 hat sich die wirtschaftliche Lage nach Angaben des VCI Verband der Chemischen Industrie e. V., Frankurt, in der Chemie- und Pharmaindustrie weiter verschlechtert. Nicht nur die anhaltende Rezession in der deutschen und europäischen Industrie mit einem damit einhergehenden Auftragsmangel verhagelt die Geschäfte. Auch der Verlust an preislicher Wettbewerbsfähigkeit macht sich verstärkt negativ bemerkbar.
Eine aktuelle VCI-Mitgliederumfrage macht auf die drängendsten Probleme aufmerksam: Die größten Bremsklötze für die Unternehmen sind nach wie vor die regulatorischen Hürden. Bürokratie und Regulierung sind für rund 90 % der Mitglieder eine schwere Belastung. Außerdem machen hohe Arbeitskosten – inklusive der Lohnnebenkosten – 63 % der Unternehmen schwer zu schaffen. Auf Platz 3 der Belastungsfaktoren folgen Steuern und Abgaben. Das verwundert laut VCI-Mitteilung nicht: Deutschland liegt bei der Unternehmensbesteuerung im internationalen Vergleich an der Spitze.
Quälend lange Genehmigungsverfahren sind für 56 % der Unternehmen ein Problem. Außerdem sieht jedes zweite Unternehmen sein Geschäft aufgrund hoher Energiekosten massiv unter Druck. Diese Belastungsfaktoren erhöhen die Produktionskosten. Sie bremsen hierzulande die Investitionsbereitschaft. Das gilt nicht nur für die Chemie- und Pharmaindustrie, sondern für den gesamten industriellen Sektor. Werden diese Probleme nicht gelöst, wird nach Meinung des VCI ein konjunktureller Aufschwung nicht zu einem Durchstarten der Industrie und damit vollen Auftragsbüchern in der Chemie führen. Auch wenn sich die Erwartungen der Chemie- und Pharmaunternehmen etwas gebessert haben, kann von Zuversicht noch keine Rede sein. Klar ist: Die Hoffnung ruht jetzt auf den vorgezogenen Wahlen und einem Neustart der Regierung.
Laut VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup hat die Chemische Industrie ein sehr großes Potenzial. Daher der Appell des VCI an eine neue Regierung: Stellt den Spaten in den Keller und holt den Bagger aus der Garage. Es braucht seiner Meinung nach jetzt kein Klein-Klein, sondern etwas Großes. Was benötigt wird, sind konkurrenzfähige Strompreise, Bürokratieabbau und eine Steuerreform. Nötig sind Investitionen in Wachstum, Innovation, Bildung, Sicherheit und Infrastruktur. Und das alles braucht die Industrie jetzt.