Die Auftragsflaute hat die chemische Industrie fest im Griff. Von Januar bis August 2025 verzeichnete die Chemie im Inlandsgeschäft einen Rückgang von 2,9 % – ein klares Zeichen für die anhaltende Schwäche der inländischen Industriekonjunktur. Auch international konnte die Chemie zuletzt nicht überzeugen: Die Auftragseingänge aus dem Ausland entwickelten sich ebenso verhalten wie im Inland. Die Verkäufe fielen um 3,3 % unter Vorjahr. Dabei blieben die Auslandsumsätze in allen Regionen hinter dem Vorjahr zurück. Und das, obwohl die Konjunktur vielerorts besser verlief als in Deutschland. Besonders deutlich zeigte sich die Auftragsflaute in Nordamerika, wo neue US-Zölle den Absatz zusätzlich erschwerten. Aber auch auf dem europäischen Heimatmarkt waren die Verkäufe rückläufig. Das Problem: Aufgrund der hohen Produktionskosten in Deutschland wird es zunehmend schwieriger, von Wachstumschancen in anderen Ländern und Regionen zu profitieren.
Besserung ist nicht in Sicht. Die Geschäfts- und Exporterwartungen der Chemie haben sich zuletzt sogar verschlechtert. Die Hoffnung auf eine wirtschaftliche Trendwende und politische Reformen schwindet zunehmend. Die Pharmaindustrie ist zuversichtlicher: Nicht nur im Inland, sondern auch auf den meisten Auslandsmärkten erzielten die Pharmaunternehmen im Jahresverlauf ein Umsatzplus. Die Geschäftserwartungen und der Blick auf das Exportgeschäft sind entsprechend optimistisch.
Wolfgang Große Entrup, Hauptgeschäftsführer des VCI Verband der Chemischen Industrie e. V., Frankfurt, erklärt: „Die deutsche Industrie rast weiter auf den Abgrund zu – und die Politik duckt sich weg. Wenn jetzt nicht gehandelt wird, könnte es bald zappenduster in der Chemie aussehen. Viel zu hohe Energiekosten, lähmende Bürokratie und neue Handelsbarrieren schnüren unserer Exportnation die Luft ab. Andere Nationen starten durch, Deutschland hockt auf der Ersatzbank. Wir brauchen tiefgreifende Entlastungen – kurzfristig über eine Strompreiskompensation und den Industriestrompreis. Europa muss zudem endlich aufwachen: Die Lage erfordert ein sofortiges Regulations-Moratorium und eine Reform des Emissionshandels, damit unsere Unternehmen die klimaneutrale Transformation stemmen können.“





