Die PRIMAGAS Energie GmbH, Krefeld, präsentierte Ende Juni 2024 in Berlin die Ergebnisse einer neuen, unabhängigen Studie über das Potenzial von erneuerbarem Dimethylether (rDME) für die Klimawende in Deutschland. Die Studie belegt: Mit dem regenerativen Flüssiggas können die Emissionen allein im Gebäudesektor um mindestens 4,5 Mio. t/a reduziert werden. Den Einsatz von rDME prüft die Primagas aktuell in einem Testprojekt, um die Marktreife voranzutreiben.
Bis 2045 soll Deutschland klimaneutral werden. Das bedeutet nur für den Gebäudesektor, dass die Emissionen von aktuell über 112 Mio. t/a CO2 auf null fallen müssen. Und auch in allen anderen Sektoren müssen die Emissionen drastisch reduziert werden, beispielsweise in der Industrie. In der politischen Diskussion sind vor allem zwei Lösungen populär – elektrifizierte Energieanwendungen wie Wärmepumpen im Gebäudebereich und „grüner“ Wasserstoff für die Industrie und gewerbliche Anwendungen. Stephan Klosterkamp, Geschäftsführer der PRIMAGAS, ist der Meinung, dass der Blick nur auf die Sektoren zu kurz greift und auch regionale und lokale Gegebenheiten stärker berücksichtigt werden müssen. Regionen, die spät, gar nicht oder nur mit hohen Kosten mit diesen Lösungen versorgt werden können, dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Vor allem im ländlichen Raum ist seiner Meinung nach eine flächendeckende Wärmeversorgung lediglich auf der Basis von erneuerbarem Strom oder „grünem“ Wasserstoff zeitnah, wirtschaftlich und sozial verträglich nicht zu erzielen. Auf dem Land werden daher absehbare und flexible Lösungen benötigt – wie rDME. Der regenerative Energieträger ist flexibel einsetzbar, netzunabhängig und sicher. Sein Potenzial darf daher keinesfalls ungenutzt bleiben, weder privat noch gewerblich, fordert S. Klosterkamp.
rDME – vielfältig einsetzbar
68 % der Fläche Deutschlands zählen zum ländlichen Raum, dort leben rund 32 % der Bevölkerung. Die Studie, die das unabhängige Research-Institut Frontier Economics Ltd., London, im Auftrag der PRIMAGAS erstellt hat, unterstreicht, dass rDME genau dort sinnvoll und daher wesentlich für die bundesweite Reduktion von CO2-Emissionen ist. rDME verursacht je nach Produktionsroute weniger Kohlendioxid: bis zu 98 % weniger als Heizöl und 97 % weniger als fossiles Flüssiggas (LPG). Perspektivisch kann der Energieträger klimaneutral oder sogar mit Negativemissionen hergestellt und genutzt werden. In Privathaushalten und im Gewerbe kann er als Brennstoff zur Wärmeerzeugung eingesetzt werden, doch die Anwendungsmöglichkeiten sind weitaus vielfältiger – rDME lässt sich auch als Kraftstoff, als Prozessenergie oder in der chemischen Verarbeitung einsetzen.
Die Studienergebnisse im Detail
Die Verfasser der Studie haben errechnet, wie hoch das Nachfrage- und Produktionspotenzial von rDME in Deutschland ist. Das Ergebnis: Das Nachfragepotenzial, das allein im Wärmesektor derzeit bei rund 1 Mio. t/a liegt, kann 2045 bis zu 4 Mio. t/a betragen. Weil bis dahin mehr als 2,2 Mio. Heizungen in Deutschland von fossilem Flüssiggas und Öl auf rDME umgestellt werden könnten und zusätzlich davon auszugehen ist, dass auch Sektoren wie Industrie, Land- und Forstwirtschaft ihre rDME-Nachfrage erhöhen werden. Anhand dieser Werte hochgerechnet, ließe sich mit rDME – mindestens – der Ausstoß von 4,5 Mio. t/a CO2 vermeiden.
Die Gesetzgebung muss mitziehen
Der Beitrag zur Klimawende in Deutschland, den der Wärmesektor mithilfe von rDME leisten kann, ist laut S. Klosterkamp so groß, dass Deutschland nicht daran vorbeikommt. Darum fordert die PRIMAGAS, dass auch der Gesetzgeber dieses Potenzial erkennt. Neben Wärmepumpen und Wasserstoff benötigen auch Lösungen wie rDME politische Unterstützung, sowohl bei der Gesetzgebung als auch beim Aufbau von Produktionskapazitäten.
Im sächsischen Kesselsdorf testet die PRIMAGAS bereits seit September 2023 die technischen Voraussetzungen für eine Nutzung. Ziel ist, rDME in den kommenden Jahren als einen weiteren regenerativen Energieträger für den Einsatz in Standard-Heizungsanlagen anbieten zu können.