Im Mölltal in Oberkärnten wurde Anfang des Monats gemeinsam mit Landeshauptmann Peter Kaiser und Landeshauptmann-Stellvertreter Martin Gruber der Abschluss umfangreicher Modernisierungs- und Erweiterungsprojekte in Österreichs leistungsstärkster Kraftwerksgruppe gefeiert. In den vergangenen fünf Jahren wurden mehr als 200 Mio. Euro in die Modernisierung der bestehenden Kraftwerke Malta Haupt- und Oberstufe sowie in die Errichtung des Pumpspeichers Reißeck II+ und des neuen Pumpwerks Kolbnitz investiert. Die Werksgruppe Malta-Reißeck verfügt jetzt über eine Turbinenleistung von mehr als 1.500 MW und kann damit bei Bedarf auf Knopfdruck die Leistung der sechs größten Donaukraftwerke ins Netz einspeisen.
Am Schauplatz der Energiezukunft
Mit der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck erfüllt die VERBUND AG, Wien, bereits jetzt eine der wesentlichen Anforderungen an ein klimaneutrales Energiesystem. Wenn von der Transformation des Energiesystems gesprochen wird, dann ist die Wasserkraft mit ihren leistungsstarken Pumpspeichern laut Michael Strugl, Vorstandsvorsitzender der VERBUND, von zentraler Bedeutung, denn diese Kraftwerke können die wetterabhängig schwankende Stromerzeugung aus Wind und Sonne ausgleichen. Die Pumpspeicher sind somit „grüne“ Batterien, und die größte dieser Batterien betreibt die VERBUND mit der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck.
Beeindruckt von der modernisierten Kraftwerksgruppe zeigte sich Landeshauptmann P. Kaiser, der die Fertigstellung einen Meilenstein auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft Kärntens nennt. Für Projekte wie dieses ist es seiner Ansicht nach essenziell, dass Innovation, ökologische Verantwortung und regionale Wertschöpfung Hand in Hand gehen. Gemeinsam ist es gelungen, einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit Österreichs zu leisten und ein starkes Signal für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes zu setzen. Denn mit einer gesicherten, nachhaltigen Stromversorgung ist auch der Erhalt bestehender und die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Kärnten verbunden.
Zentrales Element für die Versorgungssicherheit in Österreich
Wie der Chief Operating Officer der VERBUND, Achim Kaspar, betont, ist Österreich mit einem Anteil von rund 60 % an der gesamten Stromerzeugung ein Wasserkraftland. In der VERBUND ist der Anteil noch viel größer. Über 90 % der Erzeugung stammten im Vorjahr aus der Wasserkraft. Die Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck ist durch ihr großes Speicherpotenzial und ihre besondere Flexibilität ein zentrales Element der Stromversorgungssicherheit in Österreich. Der im Vorstand für den Bereich Wasserkraft zuständige A. Kaspar erklärt, dass für einen stabilen Netzbetrieb Erzeugung und Verbrauch ständig übereinstimmen müssen und dieser Ausgleich in der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck mit den hocheffizienten Pumpturbinen sichergestellt wird – und zwar rund um die Uhr.
Mit der Modernisierung und Erweiterung der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck ist laut Landeshauptmann-Stellvertreter M. Gruber ein Projekt gelungen, das beispielhaft für den Weg ist, den Kärnten geht: Es verbindet Innovation mit regionaler Verantwortung. Vorhaben wie diese leisten einen wichtigen Beitrag zur Versorgungssicherheit und zur Unabhängigkeit des Bundeslandes und sind entscheidend für die Entwicklung der Regionen und des Standorts.
Wichtige Impulse für die heimische Wirtschaft
Nach Aussage von Michael Amerer, Geschäftsführer der VERBUND Wasserkraft, sind die Investition von mehr als 200 Mio. Euro in die Modernisierung und Erweiterung der Anlagen in der Werksgruppe Malta-Reißeck ein wichtiger Impuls für die Wirtschaft in Kärnten und Österreich. Aktuell sind 14 Modernisierungs- und Neubauprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als 1,4 Mrd. Euro überwiegend in Österreich in der Umsetzung. Untersuchungen zeigen, dass Investitionen in die Energie-Infrastruktur ein Konjunkturmotor sind und dabei eine hohe regionale und nationale Wertschöpfung aufweisen, deren Anteil bei diesem Projekt für Österreich bei fast 90 % und für Kärnten bei gut 25 % liegt. Darüber hinaus werden maßgebliche Anschlussinvestitionen generiert.
In der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck hat die VERBUND in den vergangenen fünf Jahren mehrere Projekte parallel umgesetzt. Zum einen wurden bei den bestehenden Kraftwerken Malta Haupt- und Oberstufe umfangreiche Modernisierungen durchgeführt und die Turbinenleistung um rund 40 MW, die Pumpenleistung um rund 155 MW und die Erzeugung um rund 20 GWh gesteigert. Zusätzlich wurden mit dem Pumpspeicher Reißeck II+ mit einer Leistung von 45 MW und dem Pumpwerk Kolbnitz mit einer Pumpleistung von 60 MW zwei neue Flexibilitätsbooster neu errichtet.
Bei allen Maßnahmen hat die VERBUND es geschafft, ihre Anlagen durch den Einsatz innovativer Techniken schon auf den zukünftigen Flexibilitätsbedarf bestmöglich einzustellen. So stellt der Einsatz der drehzahlgeregelten Maschinensätze in der vorliegenden Dimension die weltweit flexibelste Pumpturbine dar, und das Made in Austria. Laut Karl Heinz Gruber, Geschäftsführer der VERBUND Wasserkraft, wurden die Pumpenleistung um 260 MW und die Turbinenleistung um 85 MW gesteigert und verfügen in der Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck jetzt über eine Turbinenleistung von insgesamt rund 1.540 MW sowie eine Pumpleistung von rund 1.100 MW. In Kombination mit den großen Speichern kann die VERBUND damit die Stromüberschüsse von mehreren hundert Windkraftanlagen zwischenspeichern.
Die Kraftwerksgruppe startete vor 70 Jahren mit einem Weltrekord
Der Grundstein für die heute leistungsstärkste Wasserkraftwerksgruppe Österreichs wurde bereits in den 1950er-Jahren mit der Errichtung des Kraftwerks Reißeck gelegt. Das Speicherkraftwerk wurde aus Mitteln des Marshallplans sowie des ersten von der Weltbank an die Republik Österreich vergebenen Kredits finanziert.
Mit den hochgelegenen Speichern am Reißecker Seenplateau hielt das Kraftwerk Reißeck für mehr als drei Jahrzehnte den Weltrekord für das Wasserkraftwerk mit der größten Fallhöhe. Der Höhenunterschied zwischen Speichersee und Krafthaus beträgt 1.770 m.
In den 1970er-Jahren wurden die Malta-Kraftwerke und mit der 200 m hohen Kölnbreinsperre die bis heute höchste Staumauer Österreichs errichtet. Die Leistung des Kraftwerks Malta-Hauptstufe entsprach mit 730 MW jener des damals in Bau befindlichen Kernkraftwerks Zwentendorf. Im Zuge der Modernisierung wurden zwischen 2019 und 2024 im Kraftwerk Malta Hauptstufe die beiden Großpumpen sowie die vier Turbinen erneuert und im Kraftwerk Malta Oberstufe die beiden Maschinensätze komplett umgebaut.
Mit der Inbetriebnahme des vollständig im Berg errichteten Pumpspeicherkraftwerks Reißeck II wurden die beiden Kraftwerkssysteme Malta und Reißeck hydraulisch verbunden und es entstand eine der größten Speicherkraftwerksgruppen in Europa. In Ergänzung zum Kraftwerk Reißeck II wurde seit Herbst 2021 auf dem Reißecker Seenplateau auf 2.400 m Seehöhe das Pumpspeicherkraftwerk Reißeck II+ errichtet und jetzt in Betrieb genommen.
Nach Abschluss dieser Maßnahmen verfügt die Kraftwerksgruppe Malta-Reißeck jetzt über insgesamt elf Kraftwerke und ein Pumpwerk und ist mit einer Turbinenleistung von 1.545 MW und einer Pumpleistung von 1.095 MW die leistungsstärkste Kraftwerksgruppe in Österreich.