Klimaneutrale Erdwärme für das hannoversche Fernwärmenetz: Seismik-Messungen für Tiefengeothermie-Projekt beginnen

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Allgemein, Wärme
Vibrotrucks der Spezialfirma DMT sind ab 17. März 2025 in Hannover in Sachen Tiefengeothermie unterwegs.
Foto: enercity AG

In Hannover starten die vorbereitenden Arbeiten für ein weiteres Leuchtturmprojekt der Wärmewende. Das Tiefengeothermie-Projekt in Hannover-Lahe ist nach Angaben der enercity AG, Hannover, das erste dieser Art in einer deutschen Großstadt und damit wegweisend: Mit kohlendioxidfreier Erdwärme kann die niedersächsische Landeshauptstadt rund 15 % bis 20 % des Fernwärmebedarfs decken. Bis 2035 soll die Fernwärme in Hannover zu 100 % klimaneutral sein.

Kohlendioxidfreie Erdwärme löst Kohle ab
Die Projektpartner enercity und Eavor GmbH, Düsseldorf, haben für das Geothermieprojekt einen langfristigen Wärmeliefervertrag abgeschlossen. Mit einer geplanten Wärmeleistung von rund 30 MW wird die Anlage einen wesentlichen Beitrag zum Kohleausstieg in Hannover leisten. Dezentrale, erneuerbare Erzeugungsanlagen übernehmen bis Ende 2027 die Wärmeversorgung anstelle des fossil befeuerten Heizkraftwerks in Stöcken, das dann abgeschaltet wird.

Seismik-Messungen prüfen den tiefen Untergrund
Ab dem 17. März 2025 werden die genauen tiefengeologischen Verhältnisse vor Ort erkundet. Die Messungen führt die DMT GmbH & Co. KG, Essen, ein Unternehmen der TÜV NORD AG, Hannover, im Auftrag der Eavor durch. Dafür werden drei Messfahrzeuge, sogenannte „Vibrotrucks”, im Konvoi entlang definierter Routen fahren. Die Messstrecken umfassen über 50 km. Vor Beginn der Messungen laden die Projektpartner enercity und Eavor interessierte Bürger zu Informationsveranstaltungen am 12. März und 13.März ein.

Messfahrten starten im Nordosten Hannovers
Die Vibrotrucks starten ihre Arbeit zunächst im Nordosten Hannovers. Anschließend geht es in angrenzenden Ortsteilen von Isernhagen, Langenhagen und Burgwedel weiter. Ähnlich einer Wanderbaustelle halten die Fahrzeuge alle paar Meter an, um eine Messung mit Hilfe von Schallwellen durchzuführen. Mit Beeinträchtigungen ist nicht zu rechnen. In der Nacht ruhen die Arbeiten. Die gewählte Messmethode ist bodenschonend und kommt vollständig ohne Bohrungen aus. Nach rund 14 Werktagen ist die gesamte Messkampagne abgeschlossen.

Neben den Vibrotrucks kommen Erdmikrophone („Geophone”) zum Einsatz. Die Vibrotrucks erzeugen über Bodenplatten Schallwellen, die vom Untergrund reflektiert und von den Geophonen erfasst werden. Sie sind deutlich markiert und es wird darum gebeten, diese nicht zu entfernen.

Tiefengeothermie als Hoffnungsträger
Tiefengeothermie ist eine nachhaltige, klimafreundliche und zuverlässige Energiequelle, die direkt aus der natürlichen Wärme der Erde gewonnen wird. Sie ermöglicht eine umweltfreundliche Wärmeerzeugung, ganz ohne CO2-Emissionen oder den Einsatz fossiler Brennstoffe. Ein großer Vorteil ist, dass sie wetterunabhängig und rund um die Uhr zur Verfügung steht. Außerdem trägt sie zur Stabilität der Energiepreise bei und stärkt die regionale Versorgungssicherheit. Die in Hannover-Lahe geplante Anlage ist platzsparend und wird vor Ort kaum wahrnehmbar sein, da sich die eigentliche Energiegewinnung rund 3.000 m tief unter der Erde abspielt. Somit bietet Tiefengeothermie eine zukunftsfähige Lösung für eine sichere und regionale Energieversorgung.

Bürgerinformationsveranstaltungen bieten Austausch
Für Anwohnende und Interessierte bieten zwei weitere Informationsveranstaltungen die Möglichkeit, sich über das Projekt und die anstehenden Messungen zu informieren. Fachleute der enercity und der Eavor stellen das Tiefengeothermieprojekt vor und erläutern die im Vorfeld notwendigen 2D-seismischen Messungen. Dabei haben die Teilnehmenden die Möglichkeit, in einer Frage-Antwort-Runde direkt mit den Projektverantwortlichen der Eavor und der enercity ins Gespräch zu kommen.

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