Jahresbilanz des en2x: Für Treibhausgasneutralität muss politisch mehr passieren

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Foto: en2x

Die deutsche Mineralölwirtschaft hat im Jahr 2022 die Versorgung ihrer Kunden in einem extrem schwierigen Marktumfeld umfassend sicherstellen können. Nicht ausreichend sind dagegen die Fortschritte bei den Rahmenbedingungen für die Transformation zur Treibhausgasneutralität der Branche.

In einem turbulenten Jahr mit Ukrainekrieg, Öl-Embargo der EU gegen Russland, Tankrabatt und Rheinniedrigwasser hat die Branche die Energieversorgung für Mobilität, Wärme und Rohstofflieferungen vor allem an die chemische Industrie Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des en2x – Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V., Berlin, laut durchweg aufrechterhalten.

Dreimonatige Energiesteuersenkung kam zum richtigen Zeitpunkt

Die öffentliche Kritik am sogenannten Tankrabatt kam aus Sicht der Branche zu Unrecht. Die Steuersenkung ist bei den Kunden angekommen, wie zahlreiche Vergleiche mit der Preisentwicklung in Nachbarländern belegt haben. Darüber hinaus fiel die Maßnahme in einen Zeitraum, in dem die Weltmarktpreise für Benzin und Diesel gerade besonders hoch waren. Von Anfang Juni bis Ende August 2022 war die Energiesteuer auf Benzin und Diesel auf das europäisch vorgegebene Mindestniveau gesenkt worden.

Im Bundesdurchschnitt liegt der Preis für Benzin Super E10 mit 1,87 Euro je Liter dieses Jahr trotz der befristeten Steuersenkung um 35 Cent höher als im Vorjahr mit 1,52 Euro. Bei Diesel sind es mit 1,96 Euro sogar 57 Cent mehr gegenüber 2021 mit 1,39 Euro. Die Branche ist sich laut C. Küchen bewusst, dass die höheren Kraftstoffpreise eine Zusatzbelastung für Verbraucher und Wirtschaft bedeuten. Die Situation ist aber nicht auf Deutschland beschränkt. Grund sind vielmehr global gestiegene Produktpreise für Benzin und Diesel.

Zahlreiche Ursachen für außergewöhnliche Preisentwicklung

Ursache dafür waren unter anderem der Ukrainekrieg und das von der Mineralölwirtschaft mitgetragenen EU-Embargo gegen russische Rohölimporte. Dazu kamen erhöhte Heizöl-Bestellungen vor allem aus der Industrie als Ersatz für Erdgas. Dies hatte Auswirkungen auf die Produktion von Diesel, das in den Raffinerien im selben Prozess wie Heizöl hergestellt wird. Daher ist Diesel trotz der niedrigeren Steuer mittlerweile teurer als der Ottokraftstoff. Eine Herausforderung für Raffinerien, Großhandel und Importeure sowie für die gesamte Mineralöllogistik waren auch geplante sowie unerwartete Raffineriestillstände in Europa sowie das Rheinniedrigwasser im Spätsommer.

Niedrigere Kosten an die Tankkunden weitergegeben

Vor dem Hintergrund einer schwächeren Weltkonjunktur und eines stärkeren Euro sind die Produktpreise allerdings seit September letzten Jahres deutlich gesunken. Im unvermindert harten Wettbewerb haben die Tankstellen diese Kostensenkungen an die Autofahrer weitergegeben. Mit 1,69 Euro je Liter E10 und 1,82 Euro für Diesel im Dezember 2022 lagen die Kraftstoffpreise derzeit auf mehrmonatigen Tiefständen.

Klimafreundliche Zukunft: Ambitionierte Ziele allein reichen nicht aus

Seit dem 5. Dezember 2022 ist das Embargo für russisches Rohöl, das per Schiff transportiert wird, in Kraft. Die Bundesregierung hat entschieden, zum Jahresende auch den Import von russischem Rohöl via Pipeline zu beenden. Nach Aussage von C. Küchen ist allein beim Rohöl innerhalb eines Jahres eine Energiemenge ausgetauscht worden, die größer ist als die Energie, die alle Wind- und Solaranlagen Deutschlands in einem Jahr erzeugen. Dieser Vergleich zeigt, dass unbedingt ein globaler Markt für klimafreundliche Energieträger entwickelt werden muss. Dazu zählen treibhausgasneutrale Moleküle wie Wasserstoff, nachhaltige Biokraftstoffe und E-Fuels. Und das muss zusätzlich zum ohnehin dringend massiv zu beschleunigenden Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung geschehen.

Die bisherigen Fortschritte wertet der en2x kritisch. Die Transformation könnte nach Ansicht des Verbandes schneller sein, würde die Branche von Politik und Regulierung in Europa und Deutschland nicht ausgebremst. Das betrifft den schleppenden Ausbau der Ladesäulen-Infrastruktur für E-Autos oder die mangelnde rechtliche Sicherheit für geplante Milliardeninvestitionen in den Hochlauf von Produktion und Import von „grünem“ Wasserstoff mit Folgeprodukten unter anderem für den klimafreundlichen Luftverkehr. Immer ambitioniertere Klimaziele auszurufen reicht nicht aus, wenn noch nicht einmal die Details geregelt sind, wie diese auch erreicht werden können.

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