Von 2025 an gilt eine Zwei-Prozent-Beimischungsvorgabe der EU für Sustainable Aviation Fuels (SAF). In einem Zehn-Punkte-Maßnahmenpapier, erarbeitet von der Arbeitsgruppe (AG) SAF-Hochlauf des Arbeitskreises klimaneutrale Luftfahrt (AKkL), wird aufgezeigt, wie die Investitionen in Produktionskapazitäten jetzt vorangetrieben werden können. Es wurde im Rahmen der Internationalen Luft- und Raumfahrtausstellung (ILA) am 5. Juni 2024 auf dem Gelände des Flughafens Berlin-Brandenburg BER der Beauftragten der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrt, Dr. Anna Christmann, und dem Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesverkehrsminister, Oliver Luksic, übergeben.
Der in der AG SAF erarbeitete Katalog schlägt eine Reihe von Aktivitäten vor, die aus Sicht der mehr als 50 Mitglieder erforderlich sind, um den notwendigen Hochlauf von nachhaltigen Flugkraftstoffen wirkungsvoll anzugehen. Ein in Zusammenarbeit mit der AG SAF erstellter „SAF-Outlook 2024-2030“ des Kompetenzzentrums CENA Hessen, im Auftrag des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Wiesbaden, hatte gezeigt, dass die Erfüllung der europäischen SAF-Quote aus biogenen Abfall- und Reststoffen zwar möglich ist, zur Sicherstellung der Erfüllung der 2030 greifenden europäische eSAF-Quote (1,2 % ab 2030, 5 % ab 2035) jedoch unter derzeitigen Rahmenbedingungen akuter Handlungsbedarf besteht.
Nach Informationen von Prof. Dr. Christian Küchen, Hauptgeschäftsführer des en2x Wirtschaftsverband Fuels und Energie e. V., Berlin, und Co-Sprecher der AG SAF, haben die Mitglieder der AG SAF drei wesentliche Maßnahmen identifiziert, um den Markthochlauf von eSAF zu unterstützen. Aufgrund der zu erwartenden Kostendegression bei der eSAF-Produktion und technischer Herausforderungen sind eSAF-Projekte der ersten Generation mit hohen finanziellen Risiken verbunden. Ein langfristiger Abnahmevertrag für die Produkte ist in der Regel Voraussetzung für eine Realisierung. Als erste Maßnahme sind öffentliche Ausschreibungen finanziert aus einem sektorspezifischen Umlagesystem hier eine Option. Ergänzend sollten De-Risking-Instrumente den Zugang von privatem Kapital zu eSAF-Projekten erleichtern, die dazu beitragen, die „Bankability“ von eSAF-Projekten zu erhöhen. Als dritte Maßnahme empfiehlt die AG SAF, sich für international einheitliche Standards und Energiepartnerschaften zum Import dieser Produkte einzusetzen. Die Schaffung eines internationalen Marktes für diese Produkte ermöglicht eine kosteneffiziente Bereitstellung von eSAF.
Volker Ratzmann, Executive Vice President Corporate Public Affairs der DHL Group und ebenso Co-Sprecher der Arbeitsgruppe SAF, begrüßt den bisherigen Austausch zu den fachlichen als auch politischen Themen. Das hohe Engagement aller Mitglieder der AG SAF macht für ihn deutlich, dass ein großes Interesse daran besteht, die erfolgreiche Arbeit fortzuführen. Insbesondere das BMWK Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, das BMDV Bundesministerium für Digitales und Verkehr und das BMUV Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz, alle Berlin, müssen sich aus Sicht von V. Ratzmann daher auch weiter aktiv am Dialog mit der AG SAF beteiligen. Es hat sich gezeigt, dass viele Fragestellungen nur durch die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Ressorts mit Vertretern aus Wirtschaft und Forschung angegangen werden können.
Siegfried Knecht, Vorstandsvorsitzender des aireg – Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany e. V., Berlin, fasst zusammen, dass die Politik den Weg zu klimaschonenden Flugkraftstoffen im ursprünglich geplanten Umfang unterstützen und durch Instrumente zur finanziellen Absicherung nachhaltig befördern muss, damit die Klimaziele im Luftverkehr erreicht werden können. Quoten allein reichen für den erforderlichen Hochlauf nicht aus. SAF haben laut S. Knecht das Potenzial, zum Haupttreiber für die Reduktion der Treibhausgasemissionen im Luftverkehr zu werden. Melanie Form, die als aireg-Geschäftsführerin den Messeauftritt der aireg auf der diesjährigen ILA koordiniert, ergänzt, dass Deutschland eine Vorreiterrolle bei der Entwicklung und Skalierung des neuen Wirtschaftszweiges rund um die Produktion von eSAF forcieren muss. Dazu gehört auch, die Forschung zu SAF zu bündeln und in die Praxis zu überführen, sodass sich die entsprechenden Schlüsselindustrien in Deutschland ansiedeln können. Die große Bedeutung von SAF für die Zukunft der Luftfahrt und der Kraftstoffbranche war daher das zentrale Thema auf dem gemeinsamen Messestand der aireg-Mitglieder und des en2x.
Die Internationale Luftfahrtausstellung ILA fand am Flughafen Berlin-Brandenburg vom 5. bis 9. Juni 2024 statt. Unter dem Motto „Let’s fly SAF. Now!“ waren aireg-Mitglieder und der en2x auf der ILA mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Dort konnten sich die Besucher über innovative SAF-Aktivitäten der Standpartner informieren sowie sich im Rahmen von Paneldiskussionen und Vorträgen austauschen.
Über den aireg
Als gemeinnützige Initiative setzt sich der aireg – Aviation Initiative for Renewable Energy in Germany e. V. – für die Verfügbarkeit und Verwendung erneuerbarer Energien im Luftverkehr ein, um die ehrgeizigen CO2-Minderungsziele der Luftfahrt zu erreichen. Mit den Mitgliedern wird Know-how aus langjähriger Erfahrung aus Industrie, Wirtschaft und Wissenschaft im Bereich der Luftfahrt innerhalb und außerhalb Deutschlands gebündelt.