Future Fuels: Nachhaltige Schifffahrt braucht klare Rahmenbedingungen

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Allgemein, Digitalisierung & IT, Energie, Politik
Dr. Mirjam Peters bei Ihrem Vortrag anlässlich des Workshops „Alternative Kraftstoffe“ zum Thema Ammoniak.
Foto: MARIKO GmbH

Bereits zum 7. Mal veranstaltete die MARIKO GmbH, Leer, als Standort des Kompetenzzentrums GreenShipping Niedersachsen, gemeinsam mit dem VDR Verband Deutscher Reeder, Hamburg, sowie mit Unterstützung der Initiativen Hyways For Future von der EWE GASSPEICHER GmbH, Oldenburg, und der H2Ostfriesland GmbH, Aurich, den Workshop „Alternative Kraftstoffe“, um mit Vertretern der maritimen Branche aktuelle Entwicklungen, praktische Erfahrungen und Handlungsansätze für die Schifffahrt zu diskutieren. Rund 130 Teilnehmer waren dazu ins Maritime Kompetenzzentrum nach Leer gekommen. Im Fokus der Vorträge standen neue regulatorische Entwicklungen wie die FuelEU-Maritime-Verordnung, Interim Safety Guidelines der IMO für die Nutzung verschiedener alternativer Kraftstoffe sowie die aktuelle und künftig zu erwartende Verfügbarkeit von Wasserstoff, Methanol und Ammoniak. Darüber hinaus gab es praktische Erfahrungsberichte und Einblicke zur Nutzung der genannten wasserstoffbasierten Kraftstoffe in der kommerziellen Schifffahrt.

Aktuell stehen Reedereien vor der Herausforderung, die Vorgaben der im Januar 2025 in Kraft getretenen FuelEU-Maritime-Verordnung zu erfüllen. Die Richtlinie zielt darauf ab, den nachhaltigen kommerziellen Seeverkehr in der EU zu fördern, indem sie unter anderem verbindliche Grenzwerte für die Treibhausgasintensität der an Bord verwendeten Energie festlegt.

Ramona Zettelmaier von der Bureau Veritas Germany Holding GmbH, Hamburg, gab als Einstimmung der Veranstaltung einen Überblick über die Verordnung und richtete den Blick dabei auch auf ihre Anreizwirkungen. Sie erklärte, dass FuelEU Maritime ein massiver Treiber für alternative Kraftstoffe ist, die über ihren gesamten Lebenszyklus eine geringe Treibhausgasintensität aufweisen.

Dr. Christopher Stanik von der NOW GmbH, Berlin, gab in seinem Vortrag einen Einblick in den aktuellen Stand der Interim Safety Guidelines der International Maritime Organization (IMO) zur Nutzung von Ammoniak und Wasserstoff. Er forderte von beteiligten Akteuren aus Politik und Wirtschaft klare Bekenntnisse für Klimaschutz in der Schifffahrt. Es sind ambitionierte und harmonisierte Mittelfristmaßnahmen auf internationaler Ebene notwendig, verbunden mit einer zügigen Umsetzung des Maßnahmenportfolios zum Nationalen Aktionsplan klimafreundliche Schifffahrt.

Dr. Leo Diehl von der Ludwig-Bölkow-Systemtechnik GmbH, Ottobrunn, konzentrierte sich in seinem Vortrag auf die aktuelle und künftig zu erwartende Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe. Er betonte, dass das Henne-Ei-Problem nur durch mutige First-Mover auflösbar ist und die Dekarbonisierung der Schifffahrt alternativlos ist. Eine wesentliche Herausforderung im Zusammenhang mit der Verfügbarkeit von alternativen Kraftstoffen ist der gerechte Zugang für kleinere Marktteilnehmer während des Markthochlaufs.

Praktische Erfahrungen und Entwicklungen aus der Schifffahrt und maritimen Industrie standen im Mittelpunkt des zweiten Teils der Veranstaltung. Sebastian Ebbing von der MPC Container Ships ASA, Oslo, stellte die Dekarbonisierungs-Strategie seines Unternehmens und die damit einhergehende Modernisierung beziehungsweise Erneuerung der Flotte vor. Er stellte fest, dass das große Bottleneck zur Realisierung „grünerer“ Schifffahrt derzeit die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe ist.

Dr. Mirjam Peters von der Höegh Autoliners GmbH, Hamburg, konzentrierte sich in ihrem Vortrag auf Ammoniak, das bei der Weiterentwicklung der Flotte der norwegischen Reederei eine zentrale Rolle spielt. Mit Blick auf das Ziel einer klimaneutralen und zugleich verlässlich wirtschaftenden Schifffahrt formulierte sie klare Erwartungen an die Politik und die maritime Wirtschaft. Es seien klare, langfristige und international abgestimmte Rahmenbedingungen notwendig, ebenso wie eine technologieoffene Förderung alternativer Kraftstoffe, der zügige Ausbau der Infrastruktur in Häfen und marktwirtschaftliche Anreize wie kohlendioxid-differenzierte Hafengebühren. Nachhaltigkeit ist nicht umsonst und daher muss auch die Schifffahrtsindustrie Geld in die Hand nehmen, wenn sie etwas bewegen will.

Colin Peesel von der MAN Energy Solutions SE, Augsburg, machte in seinem Vortrag deutlich, dass die Technologie nach wie vor nicht der Flaschenhals für mehr Klimaschutz in der Schifffahrt ist. Er präsentierte den Stand der Motorenentwicklung seines Unternehmens für die verschiedenen Kraftstoffe und betonte, dass es für die Schifffahrt keinen dezidierten Kraftstoff der Zukunft geben wird. Vielmehr steige die Varianz für die unterschiedlichen Schiffe und Einsatzgebiete, sodass der Markt diverser wird.

Der Rückblick der Veranstalter von der MARIKO und dem VDR fiel zufrieden und erwartungsvoll aus. Katja Baumann, Geschäftsführerin der MARIKO, die die Veranstaltung gemeinsam mit ihrem Kollegen Sören Berg moderiert hatte, zeigte sich erfreut über die zahlreichen Teilnehmenden und spannenden Diskussionen bei der Veranstaltung. Sie betonte, dass die hohe Resonanz der Veranstaltung zeige, wie wichtig es sei, alle relevanten Stakeholder an einen Tisch zu holen. Gemeinsam sollten sich alle dafür einsetzen, Hürden bei der Realisierung alternativer Kraftstoff-Konzepte in der Schifffahrt abzubauen.

Auch Philipp Simmank, der beim VDR für das Thema Klimaschutz zuständig ist, zog ein positives Fazit. Er erklärte, dass die Schifffahrt vor großen Herausforderungen, aber auch vor sehr großen Chancen steht. Die Diskussionen im Rahmen des Workshops haben verdeutlicht, dass die Branche bereit ist, diese Transformation aktiv mitzugestalten. Entscheidend ist laut P. Simmank, die regulatorischen Rahmenbedingungen und die Verfügbarkeit alternativer Kraftstoffe in Einklang zu bringen.

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