Laut dem Wochenbericht der 24. Kalenderwoche rechnet der DIW Berlin Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung e. V. im Jahr 2025 mit einem Wachstum des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts um 1,7 %. Für das laufende Jahr prognostiziert das Institut ein Plus von 0,3 %. Beide Zahlen liegen über den bisherigen Frühjahrsprognosen. Ursächlich für die Anhebung sind insbesondere ein staatliches Investitionspaket sowie bessere Finanzierungsbedingungen.
Im ersten Quartal 2025 wurde die Konjunktur vor allem durch steigenden privaten Konsum und starke Exporte getragen. Letztere profitierten von Vorzieheffekten im Handel im Vorfeld geplanter US-Zölle. Auch im zweiten Quartal sorgten Konsum und Export noch für positive Impulse, allerdings mit nachlassender Wirkung. Im weiteren Jahresverlauf geht der DIW von einer leichten Abkühlung der Konjunktur aus. Belastend wirken zunehmende Handelshemmnisse, strukturelle Schwächen wie der Fachkräftemangel und wachsende Arbeitsplatzsorgen.
Im kommenden Jahr erwartet das Institut durch das beschlossene Investitionspaket neue Wachstumsimpulse. Das Sondervermögen in Höhe von 500 Mrd. Euro über zwölf Jahre sowie die Aussetzung der Schuldenbremse für Verteidigungsausgaben sollen Investitionen und Konsum beleben. 2026 sollen allein durch finanzpolitische Maßnahmen zusätzliche Wachstumsimpulse von 25 Mrd. Euro entstehen, was das BIP um 0,8 %-Pkt. anheben soll. Die Inflationsrate wird im laufenden Jahr bei 2,1 % und 2026 bei 2,2 % gesehen.
Geraldine Dany-Knedlik, Konjunkturchefin des DIW Berlin, sieht die expansive Finanzpolitik als Mittel, um den negativen Effekten der US-Handelspolitik entgegenzuwirken. Der deutsche Außenhandel wird dennoch weiter unter Druck stehen. Trotz einer erwarteten Belebung der Unternehmensinvestitionen dämpfen laut dem DIW Berlin wachsende Handelsbarrieren und eine sinkende Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere gegenüber China, das Exportgeschäft.
Positiv entwickelt sich weiter der private Konsum, was sich unter anderem in einer deutlich gesunkenen Sparquote zeigt. Die Investitionslaune verbessert sich durch niedrigere Zinsen und politische Impulse. Gleichzeitig bleibt der Arbeitsmarkt angespannt, die Arbeitslosenquote kann leicht steigen.
International profitieren laut dem DIW Berlin vor allem einige EU-Staaten von der deutschen Erholung. Die Weltwirtschaft insgesamt bleibt jedoch durch die US-Zollpolitik belastet. Die US-Wirtschaft soll nach 2,8 % Wachstum im Vorjahr 2025 nur noch um 1,4 % zulegen, 2026 um 1,6 %. Das globale Wachstum wird mit 3,3 % für 2025 und 3,4 % für 2026 angegeben.
Marcel Fratzscher, Präsident des DIW Berlin, sieht neben internationalen Risiken auch innenpolitische Herausforderungen. Er fordert eine rasche Verabschiedung der Bundeshaushalte für 2025 und 2026 sowie eine klare wirtschaftspolitische Strategie der Bundesregierung. Gelingt die Umsetzung des Investitionspakets, erwartet M. Fratzscher für 2026 und 2027 eine deutliche wirtschaftliche Erholung Deutschlands.