Das Konjunkturbarometer des DIW Berlin Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung startet positiv ins neue Jahr: Mit jetzt 87,7 Punkten liegt es im Januar 2025 um 1,3 Punkte höher als im Dezember 2024 und setzt damit seinen Aufwärtstrend fort. Trotz dieses leichten Anstiegs bleibt der Barometerwert aber deutlich unter der neutralen 100-Punkte-Marke, die für ein durchschnittliches Wachstum der deutschen Wirtschaft steht. Die Aussichten für den Jahresauftakt bleiben daher gedämpft. Die deutsche Wirtschaft tastet sich nur in Trippelschritten voran, momentan befindet sie sich eher in einer abwartenden Haltung, erklärt DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik. Nach ihrer Aussage ist die wirtschaftspolitische Lage angesichts der anstehenden Bundestagswahl unsicher, außenwirtschaftlich belasten nach dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump Handelsrisiken und geopolitische Spannungen die Konjunkturaussichten. Sorgen vor einer Verschärfung der Handelskonflikte nehmen zu. Zusätzliche Handelshemmnisse würden deutsche Exportunternehmen in der anhaltenden Schwächephase besonders hart treffen. Gleichzeitig dümpelt die Binnennachfrage vor sich hin, da Unternehmen, auch aufgrund der wirtschaftspolitischen Unwägbarkeiten, nur zurückhaltend investieren – wenn überhaupt. Einen Hoffnungsschimmer bietet jedoch die Zeit nach der bevorstehenden Bundestagswahl, da eine handlungsfähige Regierung der deutschen Wirtschaft mit neuen Impulsen wieder Auftrieb geben könnte.
In der Industrie ist die Stimmung indes noch düsterer als zuletzt. Zwar hat sich die Auftragslage am aktuellen Rand etwas verbessert und die Einschätzung der aktuellen Lage bei den Industrieunternehmen leicht aufgehellt. Die Produktion konnte zuletzt sogar leicht zulegen. Dies könnte allerdings daran liegen, dass Unternehmen in der Erwartung steigender Zölle Aufträge vorgezogen haben, und damit nur ein vorübergehender Effekt sein. Entsprechend sind die Geschäftserwartungen für die kommenden Monate erneut merklich gefallen. Laut Laura Pagenhardt, DIW-Konjunkturexpertin, bleibt die deutsche Industrie angesichts internationaler Handelsrisiken und der schwachen Binnenkonjunktur unter Druck. Ein nachhaltiger Aufwärtstrend ist derzeit nicht erkennbar.
Im Dienstleistungssektor hat sich die Lage zuletzt dagegen aufgehellt. Sowohl die Lageeinschätzung als auch die Geschäfts- und Beschäftigungserwartungen legten zu. Dennoch bleibt die Situation auch dort angespannt: Die Einzelhandelsumsätze sind zuletzt wieder gefallen und deuten auf eine weiter verhaltene Konsumneigung hin. Zwar ist das Konsumentenvertrauen leicht gestiegen, verharrt jedoch auf niedrigem Niveau. Am Arbeitsmarkt zeigt sich ein gemischtes Bild: Während im Verarbeitenden Gewerbe unter dem Eindruck der Industrieschwäche Stellen abgebaut werden, stabilisiert sich die Beschäftigung im Dienstleistungsbereich etwas.
DIW-Konjunkturexperte Guido Baldi resümiert, dass der leichte Aufwärtstrend beim Konjunkturbarometer zwar darauf hin deutet, dass die deutsche Wirtschaft die Talsohle durchschritten haben könnte, die geoökonomische Fragmentierung und die Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten sind und bleiben aber eine Herausforderung. Umso wichtiger ist es, dass sich nach der Bundestagswahl schnell eine stabile Regierung bildet, die Zukunftsperspektiven bei Wirtschaft, Energiepolitik und Infrastruktur aufzeigen und so der deutschen Wirtschaft neue Hoffnung geben kann.