Die Preise an den Zapfsäulen in Deutschland sind im April 2025 leicht gesunken. Allerdings fiel der Rückgang der Kraftstoffkosten im Vergleich zu den deutlichen Preisverlusten auf den internationalen Rohölmärkten deutlich zu gering aus. Das geht aus der aktuellen Auswertung des Verbraucherinformationsdienstes Clever Tanken, ein Service der infoRoad GmbH, Heroldsberg, hervor.
Demnach kostete der Liter Super E10 im bundesweiten Monatsdurchschnitt rund 1,6849 Euro – rund 1 Cent weniger als im März (1,6938 Euro). Der Preis für Diesel lag im Schnitt bei 1,5806 Euro pro Liter, rund 4 Cent unter dem Vormonatswert von 1,6208 Euro.
Trotz der Entspannung an den Rohölmärkten geben die aktuellen Zahlen laut Clever Tanken Anlass zur Kritik: Die Preissenkungen an den Tankstellen spiegeln die Entwicklung der Rohölnotierungen nicht ausreichend wider. Verbraucher müssen sich daher weiter mit vergleichsweise hohen Preisen an den Zapfsäulen arrangieren.
Im Monatsmittel war der Liter Super E10 zuletzt im Dezember 2024 günstiger als im April – damals kostete er 1,6628 Euro. Im Vergleich zum Vorjahresmonat – dem teuersten Super-E10-Tankmonat des Jahres 2024 mit 1,8503 Euro pro Liter – lag der Preis im vergangenen Monat rund 17 Cent niedriger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht das einer Ersparnis von rund 39,70 Euro.
Diesel war im Vergleich zum Vorjahreswert (1,7318 Euro) rund 15 Cent günstiger. Bei vier Tankfüllungen à 60 Liter entspricht dies einer Ersparnis von rund 36,29 Euro. Günstiger war der Kraftstoff zuletzt im Oktober 2024 (1,5640 Euro).
Clever Tanken: „Preissenkungen zu zögerlich“
Die Kraftstoffpreise in Deutschland sind im April erneut gesunken – doch nicht in dem Maße, wie es die Entwicklung an den Rohölmärkten eigentlich nahelegen würde. Darauf weist Steffen Bock, Gründer und Geschäftsführer des Portals Clever Tanken, hin.
Demnach kostete ein Barrel der Nordseesorte Brent – für Deutschland besonders relevant – im März noch zwischen 68 $/boe und 74 $/boe. Im April fiel der Preis auf ein Vierjahrestief von bis zu 59 $/boe. Trotzdem spürten Autofahrer an der Zapfsäule nur eine moderate Entlastung.
S. Bock kritisiert, dass die Mineralölkonzerne die Preisvorteile aus dem Rohölmarkt nicht in ausreichendem Maße an die Endverbraucher weitergeben. Zwar wirkten auch andere Faktoren auf die Kraftstoffpreise ein – etwa Nachfrageschwankungen, Transportkosten oder Veränderungen beim Angebot. Insbesondere der seit Wochen anhaltend niedrige Rheinpegel verteuere den Transport erheblich. Dennoch hätten die Preise laut S. Bock deutlich stärker sinken müssen.
Er verweist auf eine Sektoruntersuchung des Bundeskartellamts, die bereits im Februar Zweifel am funktionierenden Wettbewerb unter den Raffinerien geäußert hatte. Solange sich daran nichts ändert, könnten Preisvorteile auf dem Weltmarkt kaum bei den Verbrauchern ankommen.
Preisdifferenz zwischen Benzin und Diesel steigt zum dritten Mal in Folge
Ein Liter Super E10 kostete im April durchschnittlich rund 10,43 Cent mehr als ein Liter Diesel. Gegenüber dem Vormonat, als die Differenz noch bei 7,30 Cent lag, hat sich der Abstand zwischen den beiden Kraftstoffsorten um rund 3 Cent zugunsten von Dieselkraftstoff vergrößert. Damit öffnet sich die Preisschere den dritten Monat in Folge zugunsten von Diesel. Ein Grund dafür sind die steigenden Temperaturen, die zu einer geringeren Nachfrage nach Heizöl führen – einem Produkt, das in der Herstellung eng mit Diesel verbunden ist.
Die günstigsten und teuersten Tanktage im April
Am günstigsten war das Tanken von Super E10 im Bundesdurchschnitt am Donnerstag, 10. April. An diesem Tag kostete der Liter rund 1,6680 Euro. Diesel war am Mittwoch, 16. April, mit rund 1,5650 Euro am günstigsten.
Die höchsten Preise – und zwar für beide Kraftstoffsorten – registrierte Clever Tanken am Donnerstag, 3. April: Der Liter Super E10 kostete an diesem Tag rund 1,7120 Euro, der Liter Diesel rund 1,6160 Euro.
Städteranking: Super E10 zum vierten Mal in Folge in Dresden am teuersten
Im monatlichen Preisvergleich von Clever Tanken unter den 20 größten deutschen Städten belegte Berlin (1,6477 Euro) im April den ersten Platz der günstigsten Super-E10-Tankstädte. Dahinter reihten sich Duisburg (1,6506 Euro) und Essen (1,6553 Euro) ein.
Am teuersten war Super E10 im April zum vierten Mal in Folge in Dresden (1,7137 Euro). Auf den Plätzen zwei und drei folgten Frankfurt am Main (1,6967 Euro) und Bremen (1,6902 Euro). Vier Tankfüllungen à 60 Liter Super E10 kosteten im teuren Dresden durchschnittlich rund 411,29 Euro und damit rund 15,84 Euro mehr als im günstigen Berlin.
Im Ranking der günstigsten Diesel-Tankstädte belegten Bielefeld (1,5339 Euro), Duisburg (1,5390 Euro) und Düsseldorf (1,5467 Euro) die Plätze eins bis drei. Die drei teuersten Diesel-Tankstädte waren im April Leipzig (1,6462 Euro), Dresden (1,6115 Euro) und München (1,6027 Euro).
Gründe für die Preisentwicklung im April
Dass die Rohölpreise im April zeitweise auf den tiefsten Stand seit Anfang 2021 gefallen sind, lag vor allem an den drastischen Zollerhöhungen von US-Präsident Donald Trump. Deren Ankündigung ging einher mit der Angst der Anleger vor einem weltweiten Konjunktureinbruch – und damit einer sinkenden Ölnachfrage. Zwar ruderte die US-Regierung schnell zurück, ordnete eine 90-tägige Pause für die meisten neuen Abgaben an und senkte zudem teilweise die Sätze. Für Verunsicherung sorgten jedoch die drastischen Zölle gegen China und dessen Reaktion mit hohen Gegenzöllen. Denn Investoren befürchten, dass dem Zollkrieg ein deutlicher Konjunktureinbruch in beiden Nationen und damit eine geringere Ölnachfrage folgen könnte. Preissenkend wirkte auch die Entscheidung der Opec+, die Fördermenge bis Ende Mai um durchschnittlich 411.000 boe/t und damit das Angebot zu erhöhen.
Spekulationen über mögliche Verhandlungen zwischen den USA und China sorgten indes Mitte des Monats für steigende Rohölpreise. Außerdem stützten neue Sanktionen der USA gegen iranische Ölexporte und der Rückgang der US-Lagerbestände die Preise am Ölmarkt.
Ausblick
Viele der Faktoren, die die Entwicklung der Rohölpreise im April beeinflusst haben, werden auch im Mai eine Rolle spielen. Insbesondere der Handelskonflikt zwischen den USA und China schürt Konjunkturängste in den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, belastet die Ölnachfrage und drückt auf die Preise. Sollten die konjunkturellen Eintrübungen in beiden Ländern in den kommenden Wochen jedoch nicht so stark ausfallen wie befürchtet, könnte dies auch schnell wieder zu steigenden Notierungen führen.
Preistreibend könnten sich auch Sanktionen der USA gegen Russland auswirken, sollte Moskau die Bemühungen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine blockieren. Auch die Situation im Atomstreit der USA mit dem Iran könnte das Ölangebot verknappen – und die Preise entsprechend treiben.
S. Bock rechnet aufgrund der aktuellen geopolitischen Spannungen, Handelskonflikte und wirtschaftlichen Unsicherheiten auch im Mai mit einer volatilen Entwicklung der Rohölpreise. Inwieweit diese an den Zapfsäulen und damit bei den Verbrauchern hierzulande ankommen, hängt wiederum stark von den Mineralölkonzernen ab.