BP treibt globale „Und, nicht oder!“-Strategie voran

Gesch. Lesedauer: 4 Minuten
Raffinerien, Unternehmen
Die BP Europa SE präsentiert ihre neue Investitionsstrategie für den deutschen Markt.
Foto: BP Europa SE

Die BP Europa SE, Bochum, hat am 13. September 2023 ihre Pläne für die Weiterentwicklung und die Investitionen in ihre Geschäftsfelder in Deutschland vorgestellt. Dafür sieht das Unternehmen bis Ende der Dekade Gesamtinvestitionen von bis zu 10 Mrd. Euro vor. Mit diesen Plänen beabsichtigt die BP, ihre Transformation zu einem integrierten Energieunternehmen in Deutschland voranzutreiben. So sollen die Hauptgeschäftsfelder – die Produktion und der Verkauf von Raffinerieprodukten – durch wachsende kohlendioxidärmere Geschäftsbereiche ergänzt werden.

Die BP ist mit ihren Geschäftsbereichen seit über 100 Jahren in Deutschland tätig und spielt heute eine wichtige Rolle im Energiesystem des Landes. Dazu zählen zwei Raffinerien und die Aral AG, Bochum, dem nach eigenen Angaben führenden Anbieter im deutschen Tankstellengeschäft. Das geplante Investitionsprogramm für alle Geschäftsfelder der BP in Deutschland baut auf diesen starken Marken auf und trägt weiter dazu bei, die Energieversorgung Deutschlands zu sichern und die Energiewende zu beschleunigen.

Zu den Plänen der BP in Deutschland gehören der weitere zügige Ausbau der ultraschnellen Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge, die Weiterentwicklung der Pläne zur Produktion und zum Transport von Wasserstoff, die Entwicklung von Offshore-Windprojekten, Investitionen in die Produktion von Biokraftstoffen und nachhaltigerem Flugkraftstoff. Die beiden Raffinerien in Lingen und Gelsenkirchen liefern weiter Kraftstoffe, Heizöl und chemische Produkte – mit Plänen für zunehmend kohlendioxidärmere Prozesse – und erhöhen gleichzeitig die Produktion von kohlendioxidärmeren Produkten.

Laut Patrick Wendeler, Chief Executive Officer der BP Europa SE, ist Deutschland ein Kernmarkt für die BP und ein Beispiel dafür, wie das Unternehmen seinen „Und, nicht oder!“-Ansatz in die Tat umsetzt. Die BP erhöht ihre Investitionen in Deutschland, um mehr kohlendioxidärmere Energie und Produkte anzubieten. Das Unternehmen verfügt nach Meinung von P. Wendeler über gute Assets, Kompetenzen, Partnerschaften und Marken, auf denen aufgebaut und so die Unternehmensstrategie umgesetzt werden kann. Er betont, dass die BP weiter eine starke Präsenz in der Produktion und im Verkauf von konventionellen Raffinerieprodukten haben wird, die durch die wachsenden kohlendioxidärmeren Geschäftsbereiche ergänzt wird. Um mit den jeweiligen Investitionen zügig voranzukommen, wird die BP eng mit der Politik und weiteren Partnern zusammenarbeiten. So kann das Unternehmen prüfen, ob die für den Markt notwendigen Voraussetzungen erfüllt werden – seien es Genehmigungen, Netzzugänge, politische Unterstützung oder eine entsprechende Regulierung. P. Wendeler betont außerdem die Fortschritte der BP. Mit der E-Mobilitätsmarke Aral pulse betreibt die BP bereits eines der größten Ultraschnellladenetze in Deutschland. Erst kürzlich ist das Unternehmen in den deutschen Offshore-Wind-Markt eingestiegen. Mit Investitionen von bis zu 10 Mrd. Euro will die BP kohlendioxidärmere Projekte ausbauen, die Resilienz des Raffineriegeschäfts stärken, die Tankstellen- und das Convenience-Geschäft an künftige Anforderungen anpassen – und die betrieblichen Emissionen in Deutschland reduzieren.

Kohlendioxidarme Energie
Mit dem Zuschlag für die Entwicklung, den späteren Bau und den Betrieb von zwei Offshore-Windprojekten in der Nordsee ist die BP im Juli 2023 in den Markt der erneuerbaren Energien in Deutschland eingestiegen. Die Projekte könnten zu Beginn des nächsten Jahrzehnts 4 GW an Erzeugungskapazität liefern. Die BP geht davon aus, dass dies die beträchtliche Nachfrage nach kohlendioxidarmer Energie bedienen kann, die sie aus ihren deutschen Geschäftsaktivitäten erwartet. Dazu zählen die Produktion von „grünem“ Wasserstoff und Biokraftstoffen, der Ausbau der Elektromobilität und die Dekarbonisierung der Raffinerien sowie der deutschen Industrie insgesamt.

Im Bereich des „grünen“ Wasserstoffs will die BP ihre Import- und Produktionsanlagen auf- und ausbauen. Mit dem Projekt „Lingen Green Hydrogen“ beabsichtigt das Unternehmen, am Raffineriestandort Lingen einen 100 MW-Elektrolyseur zu installieren, der vorbehaltlich der Erteilung der entsprechenden Genehmigungen auf mehr als 500 MW aufgestockt werden kann. Abhängig von der Genehmigung der europäischen IPCEI-Förderung könnte der 100 MW-Elektrolyseur voraussichtlich Anfang 2026 in Betrieb genommen werden.

In Wilhelmshaven prüft die BP den Aufbau eines Wasserstoffzentrums mit dem Bau eines Ammoniak-Crackers, der dazu beitragen kann, ab 2028 bis zu 130.000 t kohlendioxidarmen Wasserstoff pro Jahr zu importieren und in die Rhein-Ruhr-Region und andere Bedarfszentren zu transportieren. Dafür können voraussichtlich 150 km bestehender Pipelines nach entsprechender Anpassung genutzt werden, 110 km müssen hinzukommen.

Mobilität & Convenience
Die Aral als deutsche Tankstellenmarke der BP ist größter Anbieter auf dem deutschen Markt. Die BP plant, ihr Ladenetz unter der Marke Aral pulse weiter auszubauen. Mit mehr als 1.700 Ladepunkten für Pkw betreibt das Unternehmen heute eines der größten Ultraschnell-Ladenetze in Deutschland. Dieses Netz soll bis 2025 auf 5.000 Ladepunkte mit mindestens 150 kW wachsen, bis 2030 auf bis zu 20.000 Ladepunkte. Das setzt voraus, dass die Behörden das Tempo bei der Genehmigung und dem Netzzugang weiter beschleunigen. Geplant ist auch, speziell für Elektro-Lkw entwickelte Ladelösungen sowie andere kohlendioxidärmere Energien zum Antrieb von Fahrzeugen anzubieten. So soll ein Netzwerk von entsprechenden Mobility Hubs für den Mittel- und Schwerlastverkehr entwickelt werden.

Im Convenience-Bereich plant die BP, das bestehende Netz von mehr als 860 REWE-To-Go-Shops in Deutschland weiter auszubauen. Die BP hat kürzlich die langjährige Partnerschaft mit der REWE-Tochtergesellschaft der Lekkerland SE, Frechen, bis 2028 verlängert. Es handelt sich um die größte Convenience-Liefervereinbarung der BP in Europa. Sie umfasst die Weiterentwicklung des REWE-To-Go-Konzepts an Aral-Standorten, um die wachsende Kundennachfrage nach Lebensmitteln für den direkten Verzehr oder späteren Bedarf zu bedienen.

Resiliente Raffinerieprodukte
Die Pläne sehen außerdem vor, dass die Raffinerie Gelsenkirchen weiter konventionelle Kraftstoffe für die BP in Deutschland liefert und dazu beiträgt, die Nachfrage nach petrochemischen Produkten in Nordrhein-Westfalen zu decken. Die BP beabsichtigt, den Standort weiter zu optimieren und ihre Produktion an den sich wandelnden Energiebedarf des Marktes anzupassen. Hierbei sollen zunehmend Prozesse eingeführt und potenzielle Wertschöpfungsoptionen in den Bereichen Kreislaufwirtschaft und kohlendioxidärmere Kraftstoffe geprüft werden.

Die BP beabsichtigt außerdem, ihre Raffinerie in Lingen bis 2030 zu einem integrierten Energiezentrum zu entwickeln. Dazu plant das Unternehmen, in Lingen neben herkömmlichen Raffinerieprodukten eine Vielzahl von kohlendioxidärmeren Energielösungen anzubieten. Hierzu zählen Biokraftstoffe – mit einem besonderen Fokus auf nachhaltigeren Flugkraftstoffen – sowie „grüner“ Wasserstoff. Mit diesem angepassten Angebot will die BP die steigende Nachfrage nach alternativen Energie- und Kraftstoffoptionen decken und außerdem betriebliche Emissionen signifikant reduzieren.

Die Umstellung in Lingen soll der Air bp Ltd., London, dabei helfen, ihre Position als einer der nach eigenen Angaben führenden Flugkraftstofflieferanten in Deutschland zu sichern. Die BP will der bevorzugte Partner für die Dekarbonisierung ihrer Luftfahrtindustriekunden in Deutschland werden. Dazu soll auch das Ziel beitragen, bis 2030 bis zu 500.000 t/a SAF in Lingen zu produzieren.

Beitrag teilen:

Neueste Artikel